Geradezu verwegene Thesen hat der Radolfzeller Stadtpfarrer Michael Hauser im Rahmen des Hausherrenfests angestellt. Denn der Hausherrenfestsonntag 2018 ist justament auf den Termin des Fußball-WM-Endspiels gefallen. Die Fußballer nehmen offenbar weltweit keine Rücksicht auf einen dritten Sonntag im Juli. Deshalb, so vermutet Hauser, könnten die Schutzpatrone der Stadt Radolfzell ihren Einfluss geltend gemacht haben. „Ob es die Hausherren so gedreht haben, dass die deutsche Nationalmannschaft nicht im Endspiel ist und die Radolfzeller ungestört ihr Hausherrenfest feiern können?“, fragte Hauser mit dem leisen Anklang einer Vermutung. In Zeiten wie diesen, muss selbst der Anklang einer Vermutung überprüft werden. Da der Deutsche Fußballbund weder über einen Generalvikar verfügt, noch sonst über einen ausgewiesenen und fähigen Geistlichen in ihren Reihen, bleibt nur eine persönliche Annäherung. Folgende drei Fragen stellen sich: Erstens, haben die Hausherren Ahnung von Fußball? Sind sie die Schutzpatrone von Schönau, dem Heimatort von Joachim Jogi Löw im Wiesental im Schwarzwald? Würden es die Hausherren Theopont, Senesius und Zeno wagen, sich derart bei den Moosern – in Teilen bekennende Fußballfans – unbeliebt zu machen? Wer alle drei Fragen mit Ja beantworten kann, dem stellen wir noch eine verhängnisvolle Frage, die ins Abseits führt: Der Heilige Joachim als Namenspatron des Bundestrainers ist Großvater von Jesus. Mit dem legen sich Hausherren bestimmt nicht an.
Andreas und
das Benzin
Der auf der Reichenau wohnende Bundestagsabgeordnete Andreas Jung ist auf seine politische Art wie sein Namenspatron Andreas ein Menschenfischer. Der eine in der Politik, der andere für den christlichen Glauben. Fischer sind an Land manchmal unbeholfen, während sie auf See mit dem Ruder immer den souveränen Schlag oder mit dem Außenborder die richtige Fahrrinne finden. Jung ist regelmäßiger Gast beim Hausherrenfest, mal ganz vorne im Chorgestühl des Münsters wie am Sonntag, mal ganz hinten wie am Montag. Am Sonntag hatte der Familienvater es eilig und verschwendete keinen Blick auf die Benzinanzeige. Er wollte schnell nach Hause. Dem Franzosenfreund, der diese Sprache auch noch perfekt beherrscht, möchte man zurufen: „Malheur passiert, wenn’s pressiert.“ Kaum ist er aus der Tiefgarage herausgefahren, schon stand er mit leerem Tank in der Schützenstraße. Ein Taxi brachte ihm den nötigen Sprit. Jung haben am Ende des Tages dann vielleicht doch noch die Hausherren geholfen: Frankreich ist Weltmeister!