„Es gibt keinen besseren Auftakt als das Konzert des Jugendblasorchesters“, eröffnete Oberbürgermeister Martin Staab auf dem Marktplatz den weltlichen Teil zum 292. Radolfzeller Hausherrenfest. Das Jugendblasorchester (JBO) präsentierte das Repertoire seiner diesjährigen China-Reise. Auf dem Spielplan standen mal klare und sanfte, mal ausdrucksstarke und dramatische Werke mit einem zum Teil wehmütigen Unterton. Zum letzten Mal dirigierte Ladislaus Vischi den Auftakt zum Hausherrenfest. Nach einer 17 Jahre andauernden Leitung des JBO gibt er sein Dirigat an Kuno Rauch ab. Das Orchester überraschte den Dirigenten am Schluss des Konzertes. Jeder Musiker überreichte ihm einzeln einen kleinen Blumenstrauß – einer seiner bewegendsten Momente, so Ladislaus Vischi.
Mit einer Serenade für Blasinstrumente des tschechischen Komponisten Antonin Dvorák eröffnete das JBO sein Gala-Konzert auf dem von Besuchern überfüllten Marktplatz. Das Werk erinnerte in seiner Darbietung an die Feste der Rokoko-Periode, bei der die Welt der Aristokratie mit der des Volkes verschmolz – ein prachtvoller Auftakt zum gesellschaftlich ähnlich strukturierten Hausherrenfest, bei dem sich Geistliches mit Weltlichem, Jung mit Alt sowie Nah und Fern verbindet. Bei der Serenade in D-Moll ragten vor allem die kunstvoll verspielten Klarinetten und das akzentuierte Schlagwerk des Orchesters besonders hervor.
Die vom JBO inszenierte Melodienfolge „Moments for Morricone“ brachte den wilden Westen mal dramatisch, mal melancholisch auf den Marktplatz. Das Werk zählt zu den erfolgreichsten Filmmusik-Arrangements und wurde vom Orchester mit einem Gänsehauteffekt interpretiert.
Der musikalische Ausflug des JBO ging über den fernen Orient hinauf in die Weiten des Weltalls mit der Star Wars Suite. Der China-Marsch von Robert Allmend bildete Melange des europäisch-chinesischen Kulturaustausches und brachte die Erlebnisse der diesjährigen China-Reise des JBO für die Zuhörer elegant zum Ausdruck. Das JBO und die Sängerin Hannah Wiepen gingen beim Auftakt zum Hausherrenfest musikalisch eine Hochzeit ein. Ihr klarer und wehmütig vorgetragener Gesang aus dem Musical The Lion King nahm in gewisser Weise die Verabschiedung des Dirigenten musikalisch vorweg. Publikum und Orchester bedankten sich beim Dirigenten Ladislaus Vischi mit einem fast zwei Minuten andauernden stehenden Applaus.
Am Hausherrensonntag fand sich noch einmal eine zahlreiche Fangemeinde des Jugendblasorchesters vor dem Konzertsegel ein. Angelique Tracik verabschiedete Ladislaus Vischi "bei seinem letzten Konzert". Er könne auf viele Reisen, viele Konzerte und erfolgreiche Wettbewerbe zurückblicken. Dafür gab es Beifall und einen Blumenstrauß. Ladislaus Vischi bedankte sich selbst bei seinen Musikern: "Miteinander geht es besser als Gegeneinander."
Zum Hausherrenfest
- Dirigent Ladislaus Vischi gewann mit seinen Schülern 33 erste Landespreise, 22 Bundespreise beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ und zwei internationale Preise. Vischi leitete das Jugendblasorchester Radolfzell seit dem Jahr 2000.
- Programm am Montag: Das Programm im Konzertsegel beginnt ab 10.30 Uhr. Von 14 bis 18.30 Uhr unterhalten verschiedene Gruppen und Schulen. Ab 20 Uhr Unterhaltungsabend am Konzertsegel und auf der Hafenmole.