Natalie Reiser

Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter. Laut Bundeskriminalamt wurden 2017 insgesamt 138 893 Opfer von vollendeten oder versuchten Delikten der Partnerschaftsgewalt erfasst. Dabei ging es um die Straftaten Mord und Totschlag, Körperverletzung, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Bedrohung, Stalking, Nötigung, Freiheitsberaubung, Zuhälterei und Zwangsprostitution. Am 25. November, dem Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“, veranstaltet die Organisation für Frauenrechte Terre des femmes weltweit eine Fahnenaktion.

Eva Wernert, die in der Radolfzeller Ortsgruppe aktiv ist, und ihre Mitstreiterinnen Anita Maurer von der Beratungsstelle am Gerberplatz und Annette Oepen vom Diakonischen Werk unterstützen die Aktion. Am 25. November wird eine blaue Fahne mit der Aufschrift „Frei leben ohne Gewalt“ am Rathaus hängen. An fünf weiteren Standorten sollen die Banner zehn Tage lang die Aufmerksamkeit der Passanten wecken.

Plakate mit den Notrufnummern

Des Weiteren sollen Opfer häuslicher Gewalt ermutigt werden, Hilfe zu suchen. Vom 18. November bis zum 2. Dezember wird in allen Stadtbussen auf der Scheibe hinter dem Fahrer ein Plakat mit einem Frauengesicht zu sehen sein. Unter der Aufschrift „Es gibt Wege aus der Gewalt“ sind die Telefonnummern des Frauen- und Kinderschutzhauses, der Polizei sowie die nationale Notrufnummer vermerkt. Die Kosten für den Druck der Plakate haben die Stadtwerke übernommen. Die Werbeflächen werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Die gleichen Plakate werden an fünf Standorten großflächig zu sehen sein.

In Radolfzell ist, wie in ganz Deutschland, die Nachfrage von misshandelten oder gefährdeten Frauen nach Schutz groß. Im Jahr 2018 gingen laut Jahresbericht des Frauen- und Kinderschutzhauses 166 Anfragen ein. Mehr als 32 Wochen war die Einrichtung voll oder überbelegt. 75 Anfragen mussten wegen Vollbelegung abgelehnt oder auf später vertröstet werden. Gestiegen im Vergleich zu den Vorjahren ist die Altersgruppe der Frauen zwischen 25 und 40 Jahren. „Damit haben sich in diesem Jahr signifikant viele Frauen unter 40 mit kleinen Kindern von ihrem gewalttätigen Partner getrennt“, heißt es im Bericht. 62 Prozent der Kinder waren im Vorschulalter und konnten nicht in einer Kindertagesstätte untergebracht werden.

Restaurant spendet zwei Euro pro Suppe

Für die Betreuerinnen im Schutzhaus sei dies eine große Herausforderung gewesen. Dass im Vergleich zu Vorjahren aktuell jüngere Mütter und Kinder in Frauenhäusern Schutz suchen entspräche dem Bundestrend, meinte Eva Wernert. Dies könne eventuell als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Schande häuslicher Gewalt sich in der Gesellschaft etwas aufgelöst habe. Das wäre ein Erfolg für die Öffentlichkeitsarbeit, die Organisationen wie Terre des femmes betreiben.

Zum Gesamtpaket zählen diese zwei Veranstaltungen: Das Bio-Restaurant Safran spendet pro verkaufter Suppe zwei Wochen lang zwei Euro an das Frauenhaus. Und das Universum Kino zeigt am 24. November den 2018 gedrehten Dokumentarfilm „Female Pleasure“. Vorgestellt werden fünf Frauen, die auf vier verschiedenen Kontinenten in den Glaubenswelten des Christentums, des Judentums, des Islam, Hinduismus und Buddhismus um ihr Recht auf eine selbstbestimmte Sexualität kämpfen.