Marina Kupferschmid

Auf ein intensives und erfolgreiches Jahr mit etlichen unerwarteten Herausforderungen durch heftige Wetterkapriolen und einige kurzfristige Auftritte blickt die Stadtkapelle Radolfzell zurück. Bürgermeisterin Monika Laule dankte dem Orchester und seinem Dirigenten in der Hauptversammlung für seine „herausragenden Leistungen“ im Jubiläumsjahr der Stadt, die so manches Mal für „Gänsehaut-Stimmung“ gesorgt hätten. „Die Stadtkapelle hat das Jubiläum bestens genutzt, um Radolfzell als Musikstadt weiter voranzubringen und über die Grenzen hinaus bekannt zu machen. Darauf sind wir alle stolz!“, unterstrich sie, unter anderem verbunden mit einem Dank an den anwesenden Ehrendirigenten Heinrich Braun, der seinerzeit mit der Gründung des Jugendblasorchesters und der Musikschule den Grundstein für die heutige Musikszene gelegt hat.

In seinem Rückblick auf „ein tolles Jahr mit extrem vielen Events“ würdigte der Vorsitzende Thomas Späth nicht nur den zeitlichen Einsatz aller Musiker, sondern auch die Mehrarbeit von Dirigent Kuno Rauch, „der einen tollen Flashmob geschrieben und viele besondere – auf die jeweiligen Anlässe zugeschnittene – Programme ausgearbeitet und mit dem Orchester einstudiert hat.“ Froh sei man auch, dass bei der Anschaffung der neuen Komplettuniformen für die ganze Kapelle der Kostenrahmen von etwas unter 100 000 Euro eingehalten werden konnte, dies dank großartiger Unterstützung durch die Werner und Erika Messmer-Stiftung, die Sparkassen-Stiftung und die Stadtverwaltung.

Doch Thomas Späth schlug auch kritische Töne an. So machte er seinem Ärger über die frühe Eröffnung der Promenaden-Bewirtung am Hausherrensonntag – bereits ab 11.45 vor Beginn des traditionellen Galakonzertes – Luft. Damit verkomme das hochwertige Konzert, das ein Bindeglied zwischen kirchlichem und weltlichem Teil darstelle, zu einem Bierzeltauftritt, beklagte er. Hinzu komme der organisatorische Spagat für die Kapelle, während des Konzertes mit Hilfe von Eltern, Geschwistern und Freunden die Bewirtung zu stemmen. Man habe im Orchester bereits diskutiert, das Konzert an eine andere Gruppierung abzugeben, wolle aber schlussendlich doch daran festhalten, da man sich als Orchester primär über die musikalischen Aktivitäten identifiziere. Er richtete einen dringenden Appell an die Verantwortlichen der Festorganisation, die Eröffnung der Bewirtung nochmals zu überdenken.

Dass das Hausherrenfest eine unverzichtbare Einnahmequelle für die Stadtkapelle ist, zeigte sich im Kassenbericht von Richard Christ. Der enorme Vermögenszuwachs von 12 800 Euro im vergangenen Jahr relativiert sich mit den bevorstehenden Herausforderungen.

Das Probenwochenende demnächst in Messtetten, das den Feinschliff für das anstehende Wertungsspiel in der Höchststufe beim Verbandsmusikfest im Juni bringen soll, ist mit 5000 bis 6000 Euro angesetzt, die Teilnahme am Bundesmusikfest in Osnabrück als Höhepunkt des Jahres 2019 kostet 20 000 bis 25 000 Euro und über allem, so Christ, schwebe als Damokleschwert das Sicherheitskonzept zum Hausherrenfest, bei dem man noch nicht wisse, welche Anforderungen auf die Standinfrastruktur zukommen. „Wir haben ohne Frage eine sehr gute Basis durch den städtischen Zuschuss, den wir aber für ein Orchester unserer Größe und Klasse auch brauchen. Sonst könnten wir das alles gar nicht packen“, machte Thomas Späth deutlich.

Monika Laule versprach die kritischen Worte mitzunehmen und bot an, im Gespräch zu bleiben. Sie warb aber auch um Verständnis, dass das Konzept weiterentwickelt werden müsse, um den heutigen Anforderungen und gesetzlichen Vorschriften gerecht zu werden. Eine Sitzung mit den Vereinen kündigte sie für Anfang März an.

Neuwahlen und Termine

  • Neuwahlen: Sämtliche Vorstandsmitglieder, die turnusmäßig zur Wahl standen, wurden einstimmig wiedergewählt. Der Vorstand setzt sich zusammen aus Thomas Späth (Vorsitzender), Marc Burger (stellvertretende Vorsitzende), Richard Christ (Kassier), Christoph Honsell (stellvertretender Kassier) Tobias Haas (Chronist und Schriftführer), Lisa Tägtmeier (Pressewartin), Katrin Frengele (Uniformen), Kuno Rauch (Dirigent), Gabriel Deufel (Notenwart), Roland Schuhwerk (Festwart) und Chris Baar (Webmaster).
  • Konzerte in 2018: Neben den vielen öffentlichen Anlässen und kirchlichen Festen, bei denen die Stadtkapelle spielt, stehen folgende Konzerte fest: Frühjahrskonzert im Milchwerk am 25. März, Marktplatzkonzert am 29. Juni, Promenadenkonzert am 16. September, Konzert im Seemaxx am 20. Oktober, Adventskonzert in St. Meinrad am 9. Dezember.
  • Geschichte: Gegründet wurde die Radolfzeller Stadtkapelle im Jahr 1772. Damals waren Stadtpfeifer und Trommler bei verschienenden Anlässen wie dem Hausherrenfest zu hören. Die Ausbildung der Musiker wurde damals von der Stadt bezuschusst. Vereinsmäßig organisiert ist die Stadtkapelle seit 1812. Der erste namentlich bekannte Dirigent hieß laut Homepage der Stadtkapelle Johann Baptist Böhler. Er soll in seiner Laufbahn als Musiklehrer mehr als 1000 Schüler ausgebildet haben.