Den Titel „Kneippstadt“ trägt Radolfzell bereits seit dem Jahr 1966. Viele Jahre war das gesunde Wassertreten im ehemaligen Frauenbad (Seebad) möglich. Doch ein richtiges Kneippbecken gibt es schon lange nicht mehr in der Kneippstadt Radolfzell. Das hat nun ein Ende. Im Mettnaupark wurde jetzt das neue Kneippbecken unweit des Urkundenhäuschens eröffnet. Dort können ab sofort Kneippkundige oder solche, die es werden wollen, das gesunde Wasser treten, Armgüsse und das Gehen über verschiedene Bodenmaterialen ausüben.
Hier trifft sich jetzt der Kneippverein
Die Stadt Radolfzell hat ein 10,50 mal 3,50 Meter großes Kneippbecken, mit einer Wassertiefe von 40 Zentimetern angelegt. Damit hat auch der Radolfzeller Kneippverein nun wieder eine Anlaufstelle, die eine Möglichkeit zur Ausübung des Kneippens eröffnet. Die rund 70 Mitglieder waren von Anfang in den Bau mit einbezogen worden – nicht zuletzt, um das Kneippen in Radolfzell wieder beliebter zu machen. „Wir möchten das Kneippen wiederbeleben und gleichzeitig unser touristisches Angebot erweitern“, sagte Oberbürgermeister Martin Staab in diesem Zusammenhang.
Radolfzeller und Gäste dürfen sich erfrischen
Das Angebot richtet sich genau genommen an die Radolfzeller und Gäste der Stadt gleichermaßen. Das wird ein Stück weit auch durch die Finanzierung des Objekts deutlich. Von den rund 200 000 Euro Gesamtkosten trägt die Stadt mit 100 000 Euro den Löwenanteil. 80 000 Euro kamen aus dem Fördertopf für Tourismus und Infrastruktur. Und weitere 25 000 Euro zahlt die Mettnau-Kur. Sie will die Anlage künftig „zweimal in der Woche regelmäßig benutzen und in den Alltag der Kur integrieren“, wie Kurdirektor Eckhard Scholz gegenüber dem SÜDKURIER erläuterte.
Großes Lob erhielt die Anlage auch von Andrea Pielen, Vizepräsidentin des Kneipp-Bundes: „Das Kneippbecken macht die Stadt reicher“, sagte sie. Auch den Standort fand sie gut gewählt: „Die Stadt, der See und der Park sind geradezu eine Aufforderung zur Gesundheit, lobte sie. Zudem stellte sie noch einmal die Vorzüge des Kneippens vor. „Kneippen ist einfach, günstig und langfristig effektiv“, ließ sie wissen.
Im Storchengang durch das Wasser
In der neu angelegten Wassertretanlage, wie Fachkundige das Becken tatsächlich nennen, werden demnächst also hoffentlich regelmäßig Menschen zu beobachten sein, die im „Storchengang“ durch das Wasser schreiten. Wie so etwas aussieht, konnte man bei der Eröffnung gleich sehen. Neben den geübten Kneippgängern ließen es sich auch die Verantwortlichen der Stadt Radolfzell nicht nehmen, einmal das Becken zu betreten. So mancher probierte dann auch noch die anderen Dinge aus, die sich in direkter Umgebung finden.

So wurde ein Barfußpfad angelegt, auf dem man über Waschbeton, Ziegel, Kieselsteine, Holz und andere Oberflächen geht, um die Fußmuskulatur zu stärken und den Organismus anzuregen. Dafür kann auch ein weiteres Objekt vor Ort sorgen. Im Handbecken kann man sich laut Andrea Pielen auf einfach Art erfrischen und anregen. „Das Armbad ist der Espresso nach Kneipp“, verriet sie. Neben der Kur wird der Kneippverein regelmäßig Termine anbieten, an denen unter Anleitung Fachkundiger das Kneippen erlernt werden kann. Allzu kompliziert sah das nicht aus. Eines sollten die Nutzer des Beckens aber in jedem Fall beachten: Ohne entsprechend erwärmt zu sein, die Füße und Hände sollten warm sein, ist das Kneippen nicht anzuraten.
Die Kneipp-Bewegung
Der Begriff „kneippen“ geht auf Sebastian Anton Kneipp zurück. Der katholische Pfarrer lebte bis 1897 im bayrischen Wörishofen. Er machte das Wassertreten, Wasserkuren und die Kneippmedizin populär. Im Kneipp-Bund sind heute über 600 Vereine mit über 160 000 Mitgliedern. Der Verein vermittelt nach eigenen Angaben eine Gesundheitsidee, die auf Ernährung, Bewegung, Lebensordnung, Heilpflanzen und Wasser aufbaut. Die Therapie ziele darauf ab, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. (ja)