Radolfzell – Egal, ob Strampelanzüge, Bobbycars, Kindersitze oder Schuhe für Groß und Klein – der Kleidermarkt im Milchwerk hatte in diesem Frühling mehr Gebrauchtes zum kleinen Preis anzubieten als sonst. Auch war dieses Jahr der Andrang größer als bei den früheren Veranstaltungen, so Karin Vögele, Vorsitzende vom Deutschen Familienverband. „Es liegt sicherlich auch daran, dass der Kleidermarkt dieses Frühjahr in Markelfingen ausfällt“, sagte Vögele.
Hintergrund dafür ist, dass an Fastnacht die Markolfhalle durch einen Brand so schwer beschädigt wurde, dass sie grundsaniert werden muss. Veranstaltungen fallen dadurch aus oder müssen verlegt werden. Der Deutsche Familienverband entschloss sich deshalb, den Frühjahrsmarkt mit dem Kleidermarkt Markelfingen zusammen zu veranstalten. Aus der Not konnte man eine Tugend machen: zu den 50 Helfern vom Verband – gekleidet in schwarze T-Shirts mit Logo – kamen 40 Helfer aus Markelfingen in grünen T-Shirts. Diese Uniform erleichterte Helfern die Organisation und Kunden die Ansprache.

Insgesamt wurden 180 Nummern vergeben, unter denen Verkäufer maximal 50 Artikel anbieten konnten. Dabei wird streng aussortiert, um Qualität zu gewährleisten. Waren, die in Kommission abgegeben wurden, lagen auf Tischreihen im großen Saal aus, die Selbstverkäufer hatten ihre Stände im Foyer.
An den sechs Kassen bildeten sich lange Schlangen. Solche bildeten sich an den Tischen nicht – sie nehmen den meisten Raum ein. Doch „die Kleider waren anfangs hier ordentlich gestapelt, jetzt sehen sie aus wie Wühltische und haben sich zum Teil gut geleert“, schmunzelte Karin Vögele und gewährte auch zwei Blicke hinter die Kulissen, wo die Helfer mit Pizza und Getränken verpflegt wurden und hochkonzentiert das Geld sortierten.
Das eingenommene Geld spendet der Familienverband an Schulen, Kindergärten, für die Jugendarbeit. Noch wertvoller sind die entstandenen Kontakte. Um das ganze Geld spenden zu können, hat der Verband bei der Stadt beantragt, dass sie die Mietkosten für das Milchwerk übernimmt. Und diese Kosten sind erheblich höher als früher, als man die Ratoldushalle oder den Scheffelhof für die Kleidermärkte nutzte und die der ehemalige Vorsitzende, Herbert Bruttel, organisierte.
Neben dem lokalen Kleidermarkt sind die inhaltlichen Schwerpunkte des Familienverbandes die lokale und bundesweite Familien- und Sozialpolitik und das Bauen für Familien. „Es ist nicht so einfach, neue Mitglieder zu finden – zu wenige Menschen wollen sich heute einem Verein verpflichten", bedauert Karin Vögele. Ein Phänomen, das nicht nur den Familienverband betrifft. Vögele nutzt daher Aktionen wie den Kleidermarkt, um auch die jüngere Generation anzusprechen.
Die Freude und die Wertschätzung der Markelfinger Helfer war groß und es flossen sogar Tränen, als sie erfuhren, dass sie mit einer Spende von 500 Euro die Kirchengemeinde in der Anden-Stadt Sicuani in Peru auch dieses Jahr unterstützen können. Üblicherweise findet der Kleidermarkt in Markelfingen zweimal im Jahr statt. Wo er im Herbst stattfinden soll, ist allerdings noch offen.
Der Kleidermarkt
Seit 52 Jahren gibt es den Kleidermarkt des Familienverbandes. Der erste Markt fand im Scheffelhof statt. Nach dem Umzug in die Ratoldushalle eroberte er vor einigen Jahren das Milchwerk. Dieses Frühjahr fand er zum ersten Mal gemeinsam mit dem Kleidermarkt Markelfingen statt. Neben diesen Aktionen finden regelmäßig Sommerfeste statt. Da der Verein gemeinnützig ist, fließt das Geld in Anschaffungen für Schulen, in die Jugendarbeit, kommt der Tafel zu gute oder fließt anderen sozialen Verein zu. Die Mitgliedschaft kostet 42 Euro im Jahr. (chg)
Weitere Informationen auf: http://www.radolfzell.dfv-bw.de