Hätte Thomas Nöken für jeden Beitrag, in dem er erwähnte, dass nicht der Baubeschluss der Hermann-Albrecht-Klinik auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung stehe, einen Euro erhalten, wäre er zwar kein reicher Mann geworden. Aber der Leiter des Baudezernates hätte den Ratssaal mit deutlich mehr Geld in der Tasche verlassen, als zuvor. Gleich mehrfach wies er das Gremium daraufhin, dass es das Ziel sei, eine planungsrechtliche Grundlage für das weitere Vorgehen im Zuge der Zentralisierung der Mettnau-Kur zu schaffen – nicht mehr, nicht weniger. Unterstützung erhielt er dabei von Oberbürgermeister Martin Staab, der seinem Baudirektor beisprang, indem er die baulichen Entwicklungsmöglichkeiten an der Hermann-Albrecht-Klinik, mit einem Privatbau verglich: "Wir fällen noch keinen Baubeschluss, sondern wir entscheiden nur, wie groß das Gebäude werden darf", sagte er. Richtungsweisend sei der Beschluss dennoch, denn er ebne den Weg für das weitere Vorgehen.

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Ein wichtiges Signal des Gemeinderates war dabei: Eine erneute Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden wird durchgeführt. An der jetzigen Planung, was Größe, Höhe und Breite betrifft wurde indes festgehalten. Was die Ratsmitglieder jedoch nicht davon abhielt, noch einmal in eine Grundsatzdiskussion einzusteigen. Denn Teilen des Gemeinderates fiel die bauliche Entwicklung der Albrecht-Klinik zu hoch aus. So bezeichnete Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der Freien Grünen Liste, die jetzige Planung als zu "massiv". "Die Massivität der Bebauung sorgt für erhebliche finanzielle Auswirkungen für die Kur", sagte er. Er forderte deshalb auf ein fünftes Geschoss zu verzichten.

In die Höhe oder Breite bauen?

Kur-Direktor Eckhard Scholz trieben diese Aussagen die Sorgenfalten auf die Stirn. "2013 wurde beschlossen lieber in die Höhe anstatt in die Breite zu bauen. Wenn wir jetzt auf das fünfte Geschoss verzichten, muss alles dichter verbaut werden", betonte er. Dies würde bedeuten, dass 1000 Quadratmeter, die im obersten Stock vorgesehen waren, an anderer Stelle untergebracht werden müssten. Laut Dietmar Baumgartner, Fraktionssprecher der Freien Wähler, fiele eine Finanzierung allerdings geringer aus, wenn man in die Höhe baue. Er lobte das bisherige Verfahren: "Die Kur hat sich bewegt, dass sieht man daran, dass die Strandbad-Quadratmeter in der jetzigen Planung nicht mehr auftauchen." 2017 beschloss der Gemeinderat – auch auf Druck aus der Bürgerschaft – die Fläche des Strandbades sowie den großen Teil der Anlage des TC Radolfzell unberührt zu lassen.

Im Zeitplan hinterher

Das grundsätzliche Konzept sieht die langfristige Aufgabe der Kurparkklinik und der Werner-Messmer-Klinik vor. Aus vier Standorten sollen demnach zwei Standorte an der Seehalde und an der Hermann-Albrecht-Klinik werden. Die vielen Extrarunden im Gemeinderat haben allerdings ihren Preis gekostet. Entgegen der Vorgabe im STEP2030 ist mit einer Fertigstellung im Jahr 2030 nicht mehr zu rechnen, wie Kur-Direktor Scholz erklärte. "Mit einem Bau in 2019, ist eine Eröffnung fünf Jahre später, also 2035, möglich", sagte er.

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Helmut Villinger sandte indes ein deutliches Signal an seine Ratskollegen: Das Projekt solle nicht schon wieder vor dem ersten Spatenstich zerredet werden. "Wir fangen wieder an über Grundsätze zu diskutieren. Die Mettnau-Kur braucht diese Erweiterung", sagte er. Stadtrat Jürgen Keck (FDP) würde noch deutlicher: "Wir geben ständig Geld aus, außer bei unseren Eigenbetrieben. Hier geht es auch um die Sicherung von Arbeitsplätzen."