Die Zahl der Unfälle auf Bahngleisen steigt. Deshalb wollen die Bundespolizei und die Deutsche Bahn derzeit mit einer gemeinsamen landesweiten Aktion auf die Gefahren hinweisen, die von Gleisen und auch von abgestellten Zügen ausgehen.

In Radolfzell haben Bahn und Bundespolizei am Parkplatz der Friedrich-Weber Straße sowie zwischen den Gleisen im Rahmen dieser Aktion zwei Banner aufgehängt, die insbesondere Jugendliche darauf aufmerksam machen sollen, dass sie sich auf den Gleiskörpern in Lebensgefahr begeben.

Gefährliche Mutproben

Volker Schröder, Beauftragter für Kriminal- und Bahnunfallprävention bei der Bundespolizeiinspektion in Konstanz, erklärt dazu, es gebe bei Jugendlichen derzeit den unguten Trend, sich auf den Gleisen oder auch auf abgestellten Zügen zu präsentieren. „Dabei handelt es in vielen Fällen um Mutproben oder auch einfach ungewöhnliche Fotomotive, die dann über die üblichen Kanäle verbreitet werden“, so Schröder.

Polizeihauptkommissar Volker Schröder, Beauftragter für Kriminal- und Bahnunfallprävention bei der Bundespolizeiinspektion Konstanz.
Polizeihauptkommissar Volker Schröder, Beauftragter für Kriminal- und Bahnunfallprävention bei der Bundespolizeiinspektion Konstanz. | Bild: Gerald Jarausch

Radolfzell wurde im Bereich seiner Inspektion als einer von drei Standorten für die landesweite Aktion ausgewählt, weil es dort im Jahr 2017 auf den Gleiskörpern einen lebensgefährlichen Vorfall gab. Damals war ein 17-Jähriger zum Spaß auf einen Bauzug der Bahn geklettert, der im Abstellbereich stand. Er kam den Zugoberleitungen zu nahe und stürzte wegen eines Spannungsüberschlags vom Dach des Zuges auf die Gleise. Dabei erlitt der Jugendliche lebensgefährliche Verletzungen.

Stromschlag auch ohne Berührung

Sein Jux hätte auch leicht tödlich ausgehen können. Denn die Zugoberleitungen besitzen eine Spannung von 15.000 Volt. Man muss sie nicht berühren, um einen tödlichen Stromschlag zu erhalten. Ein Mindestabstand von 1,5 Metern ist daher in jedem Fall sinnvoll. „Die Gefahr wird von vielen Jugendlichen unterschätzt“, sagte Volker Schröder. Aber auch andere Dinge, wie das unerlaubte Überqueren der Gleise oder Mutproben, wer einem herannahenden Zug zuletzt ausweicht, sind klassische Unfallgefahren, die die Banner mit der Aufschrift „Lebensgefahr, Betreten der Gleiskörper verboten“, sowie zwei Piktogrammen, die die Gefahr eines Stromschlages und das Verbot des Besteigens der Züge symbolisieren, verhindern sollen.

Besuche in Schulen geplant

Die Stelle, an der das Banner im Bereich der Parkplätze an der Friedrich-Werber-Straße nun hängt, ist bewusst gewählt. Hier haben die Fachleute ein erhöhtes Gefahrenpotential erkannt. Zum einen werden hier Züge vorübergehend abgestellt, und zum anderen werden dort die Bahngleise immer wieder unerlaubt überquert. In den Überlegungen haben ferner die gute Zugänglichkeit der Bahnkörper sowie beliebte Aufenthaltsorte von Jugendlichen – wie beispielsweise der Uferbereich im Sommer – eine Rolle gespielt.

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Die Bundespolizei und die Bahn AG planen darüber hinaus noch weitere Maßnahmen. Zusammen mit der DB Sicherheit GmbH will die Bundespolizei direkt in die Schulen gehen und in den Klassen 7 bis 9 im Rahmen der Verkehrserziehung ganz konkret auf die Gefahren hinweisen, die von Gleisanlagen und Zügen ausgehen. „Diese begleitenden Präventionsmaßnahmen werden auch an den Radolfzeller Schulen stattfinden“, kündigt Volker Schröder an.