Wo sonst um diese Zeit Kinder lachen und Menschen in der Sonne liegen, herrschte zuletzt Stille: Die Liegewiese am Böhringer See war trotz steigender Temperaturen menschenleer. Rote Absperrbänder aus dem Vorjahr flatterten an verschiedenen Stellen, die Badeanstalt war verriegelt, kniehoch spross das Unkraut aus allen Ritzen der Gastroterasse. Der Sprungturm ragte aus der Szenerie heraus und erinnerte an bessere Zeiten. Nebendran war das brachliegende, zum Campingplatz gehörende Bistro am See zu sehen. Im vergangenen Jahr fiel es dem Hochwasser zum Opfer und ging den Böhringern als beliebter Sommertreffpunkt mit nahezu einziger Freiluft-Gastronomie im Ort verloren.

Es war zuletzt also kein einladendes Bild, das sich am Böhringer See bot. Bei zahlreichen Böhringern sorgte das für Unmut, sie sprachen das Thema in der Bürgerfragestunde der Ortschaftsratssitzung an. Angefeuert wurde die Diskussion letztlich auch durch mangelnde Information der Ortsverwaltung und fehlender Aushänge, ob und wann das Bad in diesem Jahr öffnen wird.

2020 sorgte die latente Blaualgengefahr sichtlich für Verunsicherung in der Bevölkerung und der Böhringer See war nur wenig besucht.
2020 sorgte die latente Blaualgengefahr sichtlich für Verunsicherung in der Bevölkerung und der Böhringer See war nur wenig besucht. | Bild: Marina Kupferschmid

Viele Fragen werden mit Schulterzucken beantwortet

Unglücklicherweise fiel Ortsvorsteher Bernhard Diehl am Tag der Sitzung wegen Krankheit aus. Krankheitsbedingt war auch der Bericht der Abteilung Landschaft und Gewässer über das Seemonitoring zur Blaualgensituation nicht möglich. Viele Fragen der Bürger konnte Ortsvorsteher-Stellvertreter Manfred Brunner nur mit Schulterzucken beantworten und zu Protokoll nehmen lassen. Einzig die Bekanntgabe, dass mit der Familie Ikitoglu aus Tuttlingen ein Pächter für den Böhringer See gefunden ist, sorgte für ein bisschen Erleichterung.

Immerhin ist ein neuer Pächter gefunden

Sie betreibe bereits Unternehmen in Singen und Konstanz sowie einen Kebap-Imbiss in Radolfzell und sei dabei, die Anforderungen an den Rettungsdienst im Bad sicherzustellen, hieß es. Wie die Pressestelle der Stadt dem SÜDKURIER auf Nachfrage mitteilte, soll das Bad am Mittwoch, 25. Mai, öffnen. Etliche Ortschaftsräte, die den Pächter bei der Vorstellung in nichtöffentlicher Sitzung kennengelernt haben, äußerten sich auf Nachfrage sehr zuversichtlich, was den künftigen Betrieb des Bades angeht.

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Blaualgenbestand aktuell sehr gering

Zur Blaualgen-Situation am Böhringer See nachgefragt, teilte die Pressestelle dem SÜDKURIER mit, dass die Beprobung Anfang Mai ergeben habe, dass derzeit der Blaualgenbestand sehr gering sei. Die Ergebnisse aus dem Seemonitoring im vergangenen Jahr und die Entwicklung des Sees würden in der nächsten Sitzung des Ortschaftsrates dargelegt. Dabei gehe es um die Wasserbeschaffenheit, Cyanobakterien-Entwicklung, um die Zwangszirkulationsanlage und Ergebnisse des letztjährigen Expertentreffens sowie das weitere Vorgehen. Ob die Zwangszirkulationsanlage weitergeführt werde, entscheide sich im Laufe des Jahres.

Aber gibt es neue Erkenntnisse, um gegen die Blaualgen vorzugehen? „Eine allgemeine Lösung der Blaualgen-Situation gibt es weltweit nicht, jeder See ist in seiner Ausstattung einzigartig. Durch das Seemonitoring werden zwei Ziele verfolgt, die Bürgerinnen und Bürger vor einer möglichen Gefahr bei einer Blaualgen-Massenentwicklung zu warnen und die Prozesse des Sees soweit wie möglich zu verstehen, um die passenden Maßnahmen zu finden“, macht die Abteilung Landschaft und Gewässer deutlich.

Böhringer fürchten um ihren See

Die Böhringer bangen um ihren Badesee. Viele Fragen spiegelten die Angst wider, dass Radolfzell kein Interesse am Erhalt des Böhringer Sees als Badegewässser und Naherholungsgebiet haben könnte. Dazu schreibt die Pressestelle: „Im Juni wird das langfristige weitere Vorgehen am Böhringer See im Ortschaftsrat beraten und dann die nächsten Schritte angegangen. Es wird das Sanierungsziel definiert, sowie eine Kosten-Nutzen-Analyse über alle Maßnahmen erstellt. Das Ziel von Böhringen und der Stadtverwaltung ist der Erhalt des Böhringer Sees als Badegewässer!“

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Neues Bistro kommt, Spielplatz wird ertüchtigt

Gute mittelfristige Nachrichten kommen von Dietmar Helmlinger, Eigentümer des Campingplatzes und Bistros am See. „Der Bauantrag zum Wiederaufbau des Bistros läuft. Dieses Jahr schaffen wir es leider nichts mehr. „Aber es wird wieder ein Bistro geben und es soll schöner werden als bisher“, versichert er auf Anfrage.

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Auch der Spielplatz am Böhringer See soll ertüchtigt werden. Die Stadt hat für nächstes Jahr 38.000 Euro in den Haushalt eingestellt. Einige Ortschaftsräte hätten gerne, dass die für den Abenteuerspielplatz im „Oberen Einsatz“ in Böhringen vorgesehenen Investitionen in Höhe von 15.000 Euro aus dem Ortsteilbudget nicht dort, sondern zusätzlich am Böhringer See eingesetzt werden.