Echter Fußmarsch, echte Karte. So geht „Frohe Weihnachten“.
Echter Fußmarsch, echte Karte. So geht „Frohe Weihnachten“. | Bild: Privat

Darf man sich am 13. Januar noch über die Weihnachtspost auslassen? Nun, so lange ist die offizielle Weihnachtszeit ja nicht vorbei. Sie endet nach der katholischen Regel am Sonntag nach Dreikönig, das war vor drei Tagen. Also geht die Weihnachtspost erst jetzt den Weg alles Irdischen in den Papierkorb.

Aber erst nach erneuter Durchsicht. Sie offenbart Abgründe. Trotz Pandemie, selbst in diesen langweiligen Zeiten hat die Lust, einen Weihnachtsgruß abzuschicken, erstaunlich abgenommen. Echte Weihnachtskarten sind schon eine Rarität, jetzt wird diese Grußform von höher gestellten Rathauskreisen auch noch angeschwärzt. So gibt der Singener OB in seiner Weihnachtsmail uns Liebhabern der echten Karten gleich eine mit. Bernd Häusler säuselt am Ende seiner frohen Wünsche: „In diesem Jahr haben wir uns entschlossen, über alle Bereiche der Stadtverwaltung hinweg auf gedruckte Weihnachtskarten weitestgehend zu verzichten und so einen kleinen Beitrag zur Schonung unserer natürlichen Ressourcen zu leisten.“ Als ob die Industrie- und Handelsstadt am Fuße einer ehemaligen württembergischen Festung (Hohentwiel) für diese Art der Zurückhaltung bekannt wäre.

Das könnte Sie auch interessieren

Doch damit nicht genug, OB Häusler schickt noch eine gehässige Bemerkung hinterher: „Nach gängiger Expertenmeinung verursacht ein Brief inklusive Versand 20 Gramm CO2, eine E-Mail hingegen nur 10 Gramm CO2.“ Da hat die Alu-Stadt Singen aber mächtig gespart. Bei 1000 Mails wären das sagenhafte 10 eingesparte Kilo Kohlendioxid. Zum Vergleich: Bei der Herstellung von einem Kilo Aluminium werden 8 bis 10 Kilo CO2 freigesetzt. Sagt etwa die Umweltagentur des Landes Niederösterreich. So viel zu Singen und der dort praktizierten CO2-Einsparung.

Das könnte Sie auch interessieren

Gegen diese Weihnachtskartenmiesepetrigkeit hilft nur ein lebensfroher Gegenentwurf. Den hat uns Wolff Voltmer geschickt, der Chefarzt unseres Vertrauens für Fußprobleme aller Art im Krankenhaus Radolfzell. Als ausgewiesener Verfechter des Barfußlaufens hat der Orthopäde für seine Karte einen der Jahreszeit angepassten Läufer in Schneeschuhen ausgesucht. Trittsicher stapft er den Hügel hinauf und dem blauen Himmel entgegen. Er trägt auch keinen CO2 verursachenden Aluhut auf dem Kopf, der Abstand zur Tanne und dem Fotograf ist eingehalten: So geht „Frohe Weihnachten„ ohne moralinsauren E-Mail-Ausstoß.