Ein Gebäude zum neidisch werden. Diese Gefühlslage vermutete Oberbürgermeister Martin Staab bei Angehörigen anderer Hilfsorganisationen, wenn sie die neue Rettungswacht der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft, kurz DLRG, im Radolfzeller Seebad sehen. „Hier ist etwas Besonderes entstanden“, sagte Staab während der offiziellen Eröffnung des Gebäudes. Eigentlich habe man schon vor der Badesaison 2020 fertig sein wollen, doch Corona habe auch dieser Planung einen Strich durch die Rechnung gemacht. So traf man sich statt wie geplant im Mai eben Ende September bei stürmischen Herbstwetter vor der Rettungswacht.

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Steffen Mengele, Vorsitzender des DLRG-Ortsvereins Radolfzell, berichtete von ungewöhnlichen Prozessen während der Planungs- und Bauphase: „Wir haben noch nie so schnell eine Zusage vom Landesverband für die Finanzierung bekommen.“ Die Präsidentin des DLRG Landesverbandes Baden, Ingrid Lehr-Binder, ergänzte: „So schnell ist in der Geschichte unseres Landesverbandes noch keine Rettungswache gebaut worden.“ Viel Planung und Austausch, etliche E-Mails und eine gehöre Portion Vertrauen seien notwendig gewesen, das Projekt auf den Weg zu bringen.

180 Quadratmeter für die Lebensretter

Blick auf den See: Die Einsatzzentrale der DLRG im neuen Gebäude im Seebad.
Blick auf den See: Die Einsatzzentrale der DLRG im neuen Gebäude im Seebad. | Bild: Jarausch, Gerald

Im Dezember 2018 wurde der alte Beton-Komplex, der die Gastronomie, Umkleiden und sanitären-Einrichtungen des Seebades und die DLRG beherbergte, abgerissen. Das neue Seebad ist bereits im Juli 2019 in Betrieb genommen worden. Der Bau des DLRG-Gebäudes dauerte gut ein Jahr länger. Dennoch sei dies im Schnellverfahren geschehen, wie alle Beteiligten betonten. Nun stehen den Lebensrettern 180 Quadratmeter zur Verfügung. Ein großer Schulungsraum soll dafür sorgen, dass neue Generationen Lebensretter bestens ausgebildet werden können, so die Hoffnung von OB Martin Staab.

Alles aufgeräumt und für den Einsatz griffbereit: Auch das Schlauchboot ist im neuen Materialraum aufgebockt.
Alles aufgeräumt und für den Einsatz griffbereit: Auch das Schlauchboot ist im neuen Materialraum aufgebockt. | Bild: Jarausch, Gerald

Die Standortfrage habe zu Beginn der Planungen für Diskussionen gesorgt, sagte Ortsvereinsvorsitzender Mengele. Für ihn gebe es keine andere Option, als dass die Lebensretter auf dem Wasser am See stationiert sein müssten und nicht im Stadtgebiet. „Wie sollen wir sonst schnell vor Ort sein?“, fragte Mengele. Im Seebad habe es in dieser Saison einen tödlichen Badeunfall gegeben und die Lebensretter seien blitzschnell vor Ort gewesen. Aufgrund der Vorerkankungen sei allerdings jede Hilfe zu spät gekommen. Aber der Vorfall habe gezeigt, wie wichtig es sei, dass die DLRG direkt am See stationiert sei.

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DLRG-Bezirksvorstand Jürgen Keck erinnerte an die vielen Aufgaben der Wasserretter. Dazu gehöre auch der Schwimmunterricht. Bundesweit habe es in diesem Jahr bereits 117 Ertrunkene gegeben. Im Vergleich: Im Vorjahr waren es nur 45. Das läge daran, dass viele Menschen ihren Urlaub in Deutschland und nicht im Ausland verbracht hätten, doch zeige es auch, dass nicht jeder ein sicherer Schwimmer sei. Gerade für die Bodensee-Region sei es wichtig, dass Kinder schwimmen lernen.

Kosten liegen bei 580.000 Euro

Eröffnung des DLRG-Gebäudes im Seebad.
Eröffnung des DLRG-Gebäudes im Seebad. | Bild: Jarausch, Gerald

Den Bau der DLRG-Rettungswache im Seebad habe man mit sieben Prozent unter der Kostenberechnung abgeschlossen, berichtete Architekt Jörg Bohm aus Überlingen. Auch das passiere nicht alle Tage. Die Gesamtkosten für die Wache lagen bei 580.000 Euro, 270.000 Euro schoss das Land zu, der Eigenanteil der DLRG lab bei 65.000 Euro und die Stadt Radolfzell war mit 245.000 Euro beteiligt . Auch für ihn als Architekt sei die Bauzeit schneller gewesen als er es gewohnt sei. Dass es so gut geworden sei, habe Bohm hingegen nicht überrascht: „Wir haben es schließlich geplant“.