Gerald Jarausch

Das zurückliegende und kommende Wochenende hätte für insgesamt 107 Kinder in der Seelsorgeeinheit St. Radolt in der Stadt Radolfzell und seinen Ortsteilen ein ganz besonderes werden sollen. Für die jungen Mitglieder aus sechs katholischen Pfarreien stand die Erstkommunion an. Doch aus der religiösen Feier wird vorerst nichts. Die Corona-Pandemie lässt eine Zusammenkunft vieler Menschen – und sei der Anlass noch so freudig – momentan auch in den Kirchen nicht zu.

Ersatztermine für die Familien

Um allen Beteiligten die Vorfreude auf das Ereignis zu erhalten, hat man sich im Pfarramt dazu entschieden, schon jetzt mögliche Ersatztermine festzulegen. „Wir wollten das so früh wie möglich bekannt geben“, sagt Stadtpfarrer Heinz Vogel. Nach Rücksprache mit den betroffenen Familien soll die Erstkommunion in diesem Jahr in Radolfzell an drei Sonntagen im Oktober stattfinden.

Noch eine Gruppenstunde

Für die Kommunionskinder und die Organisatoren haben sich durch die Terminverschiebung zahlreiche Veränderungen ergeben. Von den angesetzten sechs Treffen in den Vorbereitungskursen konnten immerhin fünf stattfinden. „Es fehlt nicht mehr viel“, sagt Sigrid Billi, die als Gemeindereferentin der Seelsorgeeinheit St. Radolt zusammen mit einer Kollegin die Vorbereitungskurse leitet. Sie selbst ist für die Gruppen in Böhringen und St. Meinrad zuständig. Der Unterricht fand bis zum abrupten Ende durch die Coronaverordnung in Kleingruppen mit bis zu zehn Kindern statt. Aus Sicht von Sigrid Billi werde es nach den Sommerferien jeweils eine weitere Gruppenstunde geben, um die Kinder optimal auf das Ereignis vorzubereiten.

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Um aber die Erstkommunion nicht in weite Ferne rücken zu lassen, haben sich die Gruppenleiterinnen dazu entschlossen, bis zum Ereignis im Oktober die Verbindung zu den Kindern und Familien aufrecht zu erhalten. „Kommunion, dieses Wort kommt vom lateinischen Communio, und meint so viel wie Gemeinschaft. Anders ausgedrückt heißt Kommunion: in Verbindung sein mit Jesus und untereinander“, erläutert Sigrid Billi. „Wir haben wieder Verbindung, aber halt anders“, sagt sie. Passender könnte die Bezeichnung in Zeiten von Corona kaum gewählt sein.

Ein vierseitiger Brief

Statt über soziale Medien zu kommunizieren, haben die Gruppenleiterinnen einen vierseitigen Brief an die Kommunionsfamilien geschickt, der die Ostergeschichte aufgreift und eine Aufgabe für die Kinder beinhaltete. Auf spielerische Weise haben die Kommunionskinder dabei einen Kalender mit Bildern erstellt, den sie unterschiedlich umgesetzt haben. Unter anderem erhielt Sigrid Billi Fotos von einer Nachstellung des Einzugs in Jerusalem.

Beleg für eine erfolgreiche Kommunion im Sinne der Verbindung: Kinder aus den Kursen der Erstkommunion haben den Einzug in Jerusalem mit ...
Beleg für eine erfolgreiche Kommunion im Sinne der Verbindung: Kinder aus den Kursen der Erstkommunion haben den Einzug in Jerusalem mit Spielfiguren nachgestellt. Bild: Privat

Im Zusammenhang mit der Pandemie sieht sie aber auch für die nähere Zukunft noch Probleme auf die Kirchen zukommen. „Das größte Problem wird sein, wie man die Kommunion an rund 500 Gottesdienstbesucher im Münster austeilen will. Das ist gesundheitstechnisch schwierig“, befindet sie. „Da braucht es noch eine Menge an Überlegung“, sagt Sigrid Billi.

Auch an anderer Stelle kommen kirchliche Rituale momentan an ihre Grenzen. „Wir haben ein Problem mit Hochzeiten und Taufen“, sagt Pfarrer Vogel. Auch dort seien die Abstandsregeln praktisch nicht einzuhalten. Umso mehr hoffen die Verantwortlichen innerhalb der Kirchen, dass es in naher Zukunft eine Entspannung geben wird und damit die kirchlichen Rituale wieder aufgenommen werden können.