Die Fanfare gehört zu den ältesten Instrumenten der Welt. Der Fanfarenzug Burg Hohen Friedingen ist in der recht langen Geschichte der Radolfzeller Fasnacht hingegen ein noch relativ junger Verein: In diesem Jahr feiert der Fanfarenzug sein 40-jähriges Bestehen. Dazu soll es ein großes Fest mit sieben befreundeten Fanfarenzügen aus der gesamten Region am Samstag, 21. Juni, ab 17 Uhr am Markelfinger Sportplatz geben. Alle Freunde und Fans von Fanfarenmusik sind dazu eingeladen.

Die Wurzeln des Vereins liegen in der Froschenzunft Radolfzell, dort hatte sich der erste Fanfarenzug Radolfzells im Jahr 1956 gegründet. Es folgte der Fanfarenzug der Narrizella Ratoldi im Jahr 1976. Zwischen beiden entstand eine Konkurrenzsituation, aus heutiger Sicht nur noch schwer vorzustellen.
Schwieriger Prozess der Namensfindung
1985 traten zwölf Mitglieder des Fanfarenzugs der Froschenzunft aus, wollten aber nicht auf die Musik verzichten. Sie gründeten kurzum ihren eigenen Verein. Die Namenssuche gestaltete sich allerdings etwas schwierig. Denn der eigentliche Wunschname Fanfarenzug Radolfzell wurde bereits vom Fanfarenzug der Narrizella in Anspruch genommen. Und die Vorschläge „Alt-Badischer-Fanfarenzug“ oder „Victor von Scheffel-Fanfarenzug“ fielen bei den Mitgliedern durch.
Nach mehreren Mitgliederversammlungen innerhalb weniger Tage stand aber dann der Name fest: Fanfarenzug Burg Hohen Friedingen. „Viele wissen nicht, dass das Friedinger Schlössle zu Radolfzell gehört“, erklärt Michael Debatin, der seit 1988 im Verein ist. Die Herren von Bodman verkauften es bereits 1539 an die Stadt Radolfzell.
Ein Bekenntnis zur Tradition
Und mit dem Namen, der auf eine lange Tradition zurückgreift, kam auch der Rest des Fanfarenzugs zusammen: Die Uniform – von den Mitgliedern selbst gestaltet – soll an die Kleidung von Landknechten während des 30-jährigen Krieges erinnern. Die Farben seien bewusst gedeckt gehalten, um historisch möglichst akkurat zu bleiben. „Farben waren damals teuer, eine braune Uniform ist authentischer“, sagt Daniel Kleiser, Tambourmajor des Fanfarenzugs. Das Bekenntnis zur Tradition hat auch einen anderen Vorteil: „Zwischen all den farbigen Fanfarenzügen fallen wir auf“, so Debatin.
Auch musikalisch will sich der FZ Burg Hohen Friedingen seiner Wurzeln treu bleiben. Gespielt wird mit Naturton-Fanfaren, hier werden die Töne durch Lippenspannung und Luftdruck erzeugt. „Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl, wenn viele Fanfaren zusammenspielen, da bekomme ich noch immer Gänsehaut“, sagt Michael Debatin.
Andere Fanfarenzüge spielten mittlerweile mit Ventil-Fanfaren, die chromatisch, also in Halbtonschritten, gespielt werden können. Damit könne man ein breiteres musikalisches Spektrum, vor allem auch in Richtung Unterhaltungsmusik, anbieten, erklärt Daniel Kleiser. Aber das sei eben nicht so ursprünglich wie die Natur-Fanfare.

Im Jahr 2000 konnte der Fanfarenzug sein Können auch international beweisen. Sie waren Teil des Euro-Carnevals und fuhren als nur einer von drei Fanfarenzügen nach Venedig und Verona. Dort spielten sie unter anderem auf dem Markusplatz, sonst traten etwa 50 Guggenmusiken auf. „Um neben einer Guggenmusik genauso überzeugen zu können, muss man schon richtig gut sein“, sagt Michael Debatin nicht ohne Stolz.
Proben das ganze Jahr über
Geprobt wird beim FZ Burg Hohen Friedingen zweimal die Woche, und zwar das ganze Jahr über. Obwohl sie zur Fasnacht am meisten unterwegs sind, haben sie auch Auftritte im Lauf des Jahres und einen hohen musikalischen Anspruch. „Wir haben ein paar feste Termine im Jahr und es kommen auch immer wieder Extra-Auftritte hinzu“, so Kleiser. Und auch ohne die Fanfaren und Trommeln hat der Verein viel Spaß zusammen und trifft sich für gesellige Abende.

Um auch die nächsten 40 Jahre gut aufgestellt zu sein, hofft der Fanfarenzug Burg Hohen Friedingen auf neue Mitglieder. Da sie nicht Teil einer Zunft sind, sondern ein eigenständiger Verein, sei ihr Programm während der Fasnacht etwas kleiner. Narrentreffen oder Ähnliches stünden nicht auf der Tagesordnung, erklärt Kleiser.
Dafür biete der Fanfarenzug eine familiäre Atmosphäre, die Möglichkeit, ein Instrument zu lernen ohne große Vorkenntnisse, und die Freude, in einer Gruppe zusammen auftreten zu können. Aus der Konkurrenz von damals zwischen den Fanfarenzügen der Kernstadt ist übrigens längst eine Freundschaft gewachsen – gemeinsame Auftritte nicht ausgeschlossen.