Zwei Mal musste „UFFRUR! on the road“ vor dem Schloss am Sonntag wegen Regens unterbrochen werden. Die Produktionsleitung entschied dann, die Aufführung in den Schlosssaal zu verlegen. Die Zuschauer, die Mitglieder des Theaterensembles sowie die Organisatoren seitens der Stadt nahmen es gelassen. Viele Zuschauer blieben bis zum Ende und feierten am Ende die Schauspieler für deren Leistung mit großem Applaus. Das Theater- und Musikspektakel „Uffrur“ (Aufruhr) ist Teil einer Roadshow, die das Landesmuseum Württemberg anlässlich 500 Jahre Bauernkrieg durch 16 Kommunen in Baden-Württemberg schickt.

Forderung nach Freiheit und Selbstbestimmung

Im Jahr 1525 erheben sich im süddeutschen Raum zehntausende Bauern gegen die Herrschaft von Adel und Klerus. Wirtschaftliche Not und soziale Unterdrückung treiben sie zum Widerstand.

Die Schauspieler Oliver Walter und Véronique Weber-Karpinski vertreten im Stück Uffrur die geknechtete Landbevölkerung. Fotos: Heinrich ...
Die Schauspieler Oliver Walter und Véronique Weber-Karpinski vertreten im Stück Uffrur die geknechtete Landbevölkerung. Fotos: Heinrich Sturm

Sie fordern Freiheit und Selbstbestimmung. Auf die zunächst friedlichen Proteste folgen Plünderungen und Zerstörung von hunderten Burgen und Klöstern. Der Aufstand der Bauern wird am Ende von den adligen Streitmächten blutig niedergeschlagen. Laut Historikern sterben 70.000 Bauern.

Kapuziner Kreativzentrum Ravensburg

Das Stück „Uffrur“, das vom Kapuziner Kreativzentrum Ravensburg im Auftrag des Landesmuseums produziert wurde, zeichnet die Beweggründe der Menschen in der Zeit des Bauernkriegs nach. Dabei vertreten die Schauspieler Oliver Walter und Véronique Weber-Karpinski die geknechtete Landbevölkerung. Elisabeth Schuller spielt die Adelige Anne von Hochgeboren, während Sascha Wolf zunächst als Geächteter und dann als Bauernprediger auftritt, der die Aufständischen anführt.

Die Aufführung ist in den Festsaal im Schloss verlegt worden. Diese Szene zeigt den Schauspieler Jens Lamprecht, der den Narr ...
Die Aufführung ist in den Festsaal im Schloss verlegt worden. Diese Szene zeigt den Schauspieler Jens Lamprecht, der den Narr verkörpert. Angesichts der Gewaltexzesse, die es während des Bauernkriegs gab, kommentiert der Narr: „Macht die Geschichte uns alle etwas weiser, ich weiß es nicht.“

Die Figuren sind frei erfunden, lehnen sich aber an tatsächliche Akteure des Bauernkriegs an. Das Ensemble reißt gegen Ende des Stücks das Publikum geradezu mit. Es begeistert sich so sehr für das Anliegen der Aufständischen, dass es bei einem der Lieder, die den Aufstand fordern, lautstark mitsingt.

Die Schauspieler Oliver Walter und Véronique Weber-Karpinski vertreten im Stück Uffrur die geknechtete Landbevölkerung.
Die Schauspieler Oliver Walter und Véronique Weber-Karpinski vertreten im Stück Uffrur die geknechtete Landbevölkerung.

Die Euphorie dauert so lange, bis das Kriegsgeschehen per eingespielter Klangcollage hörbar wird: Kriegslärm, Feuer, Schreie. Der Text setzt sich nun damit auseinander, dass unter den Aufständischen tausende Tote zu beklagen sind – aber auch, ob die hehren Ziele der Bauern deren Plünderungen und Gewaltexzesse rechtfertigen. „Macht die Geschichte uns alle etwas weiser, ich weiß es nicht“, sagt der Narr (Jens Lamprecht), der im Stück Aufständische und Adel dramaturgisch verbindet.

Witzige und dramatische Sequenzen

Er spiele im Stück mit zwei Seiten – der witzigen und der dramatischen –, erklärt Regisseur Martin Butler in einer der Regenpausen im Gespräch. Sein Stück ist die meiste Zeit ein leichtfüßiges Musiktheater mit eingängigen Liedern. Das Stück erinnert auch bei der Ausstattung an ein Jahrmarkttheater. Die Darsteller spielen in und um einen Pavillon, der von Publikum umgeben ist. Viel positive Resonanz gab es vom Meßkircher Publikum, das sich gern vom Ensemble mitnehmen ließ. Der langjährige Kreisarchivar Edwin Weber lobte Musik, Texte und Schauspieler.

Macher von „Uffrur“ setzen auf lokale Helfer

Die Kardinäle auf ihren hohen Stühlen mit Schirm, sind ein Hingucker.
Die Kardinäle auf ihren hohen Stühlen mit Schirm, sind ein Hingucker.

Beim letzten Musik-Titel „Eine mögliche Welt“ tritt eine Gruppe von Sängern des Kreutzer-Chors auf. Beim Rahmenprogramm, das sich besonders an Kinder richtet, sind Mitglieder der Museumsgesellschaft eingesetzt. Die vier Kardinäle, die während des Theaterstücks schweigend das Treiben auf der Bühne beobachten, gehören der Laienbühne der Kolpingsfamilie Meßkirch an. Die im auffälligen Kardinalsrot gekleideten Geistlichen auf ihren hohen Stühlen sind bereits beim Rahmenprogramm ein Hingucker.

Ein Zuschauer harrt während der Unterbrechung der Aufführung von „Uffrur“ noch lange im Regen aus.
Ein Zuschauer harrt während der Unterbrechung der Aufführung von „Uffrur“ noch lange im Regen aus.

Eine besondere Herausforderung sei es gewesen, bei einsetzendem Regen die Technik zu sichern, erklärt Produktionsleiter Daniel Knapp. Das Ensemble habe immer gemeinsam entschieden, nach dem Regen weiterzuspielen.

Band spielt im Schlosseingang

Bei den Mitarbeitern der Touristinformation war wegen des Regens während der Veranstaltung viel Improvisationstalent gefragt:

Die Band Lay Out spielte im Eingang zum Schlosshof zu spielen, während das Publikum zur Fortsetzung der Theateraufführung in den ...
Die Band Lay Out spielte im Eingang zum Schlosshof zu spielen, während das Publikum zur Fortsetzung der Theateraufführung in den Schlosssaal umzog.

So wurde die als Schlussakt auf der großen Bühne vorgesehene Band Lay Out kurzerhand gebeten, im Eingang zum Schlosshof zu spielen, während das Publikum zur Fortsetzung der Aufführung in den Schlosssaal umzog. Die drei Musiker sorgten außerdem bei den verbliebenen Zuschauern nach Ende der Theateraufführung im Schloss unplugged für einen angenehmen Ausklang.