Gleich drei gute Gründe werden mit einem großen Dorf-Musik-Fest in Menningen vom 27. bis 30. Juni gefeiert. Die Ortschaft besteht seit 850 Jahren, die Musikkapelle Menningen seit 125 Jahren. Zudem wurde in dem Meßkircher Ortsteil vor 300 Jahren Kirchweih gefeiert. Beim offiziellen Festakt vor wenigen Wochen im Gemeindesaal erzählten Gerd Mägerle, Nathalie Waldenspuhl und Lena Irßlinger Kratt die Geschichte der Musikkapelle Menningen.

Sieben Männer gründen im Jahr 1900 die Kapelle

Bei der Gründung zählte die Formation laut Quellenberichten lediglich sieben Mitglieder, und das waren, wie zur damaligen Zeit üblich, ausschließlich Männer. Es wird angenommen, dass die Gründung etwa um das Jahr 1900 erfolgte. Weder existieren eine Urkunde oder ein offizielles Dokument, doch einer der ältesten Artikel aus dem Jahr 1896 berichtet, dass ein „neu gegründeter Musikverein“ zum Geburtstag des Großherzogs von Baden bei einer Feier im Gasthaus „Adler“ gespielt habe.

Die Musikkapelle Menningen im März 1928. Damals gehören der Kapelle nur Männer an.
Die Musikkapelle Menningen im März 1928. Damals gehören der Kapelle nur Männer an. | Bild: Archiv MK Menningen

In den ersten zehn Jahren spielten laut Zeitungsberichten die Musiker vor allem dann, wenn es im Dorf etwas zu feiern gab: auf Hochzeiten, zur Eröffnung der Bahnhofswirtschaft und auch zum Geburtstag des Kaisers. Der Erste Weltkrieg und der Einzug der Musiker zum Militärdienst beendete die Gründungsphase und brachte das Vereinsleben zum Erliegen. Nach dem Ende des Weltkriegs wagten wieder eine Handvoll Leute den Neustart und trafen sich zum Proben in einer Küferwerkstatt.

Zweite Weltkrieg bedeutet Zäsur für die Musikkapelle

Manche Musikanten verloren ihr Leben, andere kamen in Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg dauerte es ein paar Jahre, bis der Verein Anfang der 50er-Jahre wieder mit Erlaubnis der Besatzer neu gegründet wurde und aufblühte. Auf Musikfesten in der Gegend musizierte die Kapelle und reiste dazu in einem Leiterwagen und dem Traktor an. Um sich Ausflüge nach Stuttgart und ins Allgäu leisten zu können, spielte die Musikkapelle regelmäßig zum Tanz auf.

1955 treffen Kapelle wieder mehrere Rückschläge

Innerhalb kurzer Zeit verstarben drei aktive Musiker, darunter auch der langjährige Dirigent Karl Riester. Das brachte Vieles ins Wanken, stellte jedoch auch den Beginn einer neuen Ära dar. 1957 übernahm Albert Schellinger das Dirigentenamt und prägte den Verein über die nächsten Jahrzehnte.

Die Musikkapelle Menningen mit ihrem langjährigen Dirigenten Albert Schellinger (rechts) vor dem Gemeindesaal im Jahr 1975. Damals wurde ...
Die Musikkapelle Menningen mit ihrem langjährigen Dirigenten Albert Schellinger (rechts) vor dem Gemeindesaal im Jahr 1975. Damals wurde das 75-jährige Bestehen gefeiert. | Bild: Archiv MK Menningen

In den 60er Jahren, nämlich 1957, gründete sich die Fuchszunft und das Dorf hatte fortan ganz offiziell einen Narrenverein. Fasnet ohne Musik taugt nur halb und einige Musikanten wirkten auch bei der Gründung der Zunft mit. Somit taten sich Musikkapelle und Zunft zusammen.

Gemeinsame Teilnahme an Umzug

Am Rosenmontag 1959 nahmen Musikkapelle und Fuchszunft erstmals gemeinsam in Meßkirch am Umzug teil. Das ist nun 66 Jahre und einige hundert gemeinsame Auftritte her. Zum Narrentreffen in Ludwigshafen am Bodensee gab es 1960 eine Fasnetsuniform für die Musikanten. Einen Narrenmarsch hatte bereits Dirigent Albert Schellinger komponiert. Der Dirigent bildete eine Menge junger Musikanten selbst aus, was die Kapelle auf über 30 Mann anwachsen ließ.

Ende der 60er Jahre fingen die Musiker an, auch Tanzmusik einzuüben

Schlager, Polka und ein wenig Bigband-Sound unter dem Namen Ablachtal-Musikanten. Eine professionelle Gesangsanlage mit Mikrofonen und Lautsprechern wurde angeschafft, Saxofone und Notenpulte im typischen 70er-Jahre Stil mit ein bisschen Glitzer und Show. Die rund 15 Ablachtal-Musikanten wurden ein gefragtes Ensemble bei Hochzeitsfeiern, Fasnetsbällen und sonstigen Veranstaltungen. 1980 endete das Kapitel Ablachtal-Musikanten.

Karl Mägerle bleibt 18 Jahre Vorsitzender

Karl Mägerle übernahm 1978 das Amt des Vorsitzenden von Konrad Schatz und behielt dieses bis 1996 inne. 1985 erlebte die Musikkapelle Menningen einen revolutionären Schritt. Elke Schellinger, die Tochter des damaligen Dirigenten, wurde erste Musikantin in der Kapelle. Bis dahin war die Musik eine „reine Männerwirtschaft“.

Heute wäre dies völlig undenkbar, denn ohne Frauen wäre die Menninger Kapelle bei einem aktuellen Stand von 40 Musikanten mit 22 Frauen und 18 Männern gar nicht mehr spielfähig. Auch an der Vereinsspitze steht heute mit Marina Grüninger eine Frau. In den 80ern präsentierte sich die Kapelle in blauer Uniform. Ab 1982 probte die Kapelle im Gemeindesaal, der im umgebauten Schulhaus entstanden war. Bis dahin hatte die Kapelle in einer Holzbaracke hinterm Spritzenhaus, der „Musikbude“ geprobt. Wolfgang Muffler übernahm den Taktstock. Insgesamt wurde die Musikkapelle Menningen von elf Männern dirigiert. Aktueller Dirigent ist Johannes Weißhaupt, der sogar Musik studiert.