„Dass die Idee, die ich damals hatte, so lange hält, hätte ich nicht gedacht. Das müssen wir feiern!“, hatte Michael Vochazer, den alle nur „Knoche“ nennen, schon im Vorfeld verkündet. Der laue Sommerabend am vergangenen Samstag war bestens geeignet, um genau das zu tun. Bereits beim Betreten des Festgeländes wusste man recht schnell, wie Erinnerungen an längst vergangene Zeiten ins Hier und Jetzt übertragen werden sollten.

Wer beim Tippspiel mitmachte, erhielt einen dekorativen Jubiläumsbutton zum Anstecken.
Wer beim Tippspiel mitmachte, erhielt einen dekorativen Jubiläumsbutton zum Anstecken. | Bild: Uwe Steinbächer (stu)

Versprechen eingelöst

Dieter Vogel, genannt Vogel-Didi, begrüßte die Gäste am Eingang beim Schnapsempfang wie vor 30 Jahren im engen Kleid. „Wenn es mir noch passt, mache ich es“, hatte er versprochen. Er war damals spontan für die Frauen der Motorradfreunde eingesprungen. Diese hatten die Durchführung des Schnapsempfangs verweigert, weil sie immer mittrinken mussten und so nicht mehr viel vom Abend gehabt hätten.

Vogel-Didi mit Patricia Vogel beim Schnapsempfang, er trägt das gleiche Kleid wie vor 30 Jahren.
Vogel-Didi mit Patricia Vogel beim Schnapsempfang, er trägt das gleiche Kleid wie vor 30 Jahren. | Bild: Uwe Steinbächer (stu)

Auf dem Festgelände herrschte eine entspannte, fröhliche Stimmung. Gegenseitige Besuche bei Veranstaltungen sind Tradition und so sind über die Jahre auch zahlreiche Freundschaften entstanden. Die Motorradfreunde aus der Umgebung wussten einige Geschichten aus den letzten Jahren zu erzählen. Riesige Fotowände im eigens aufgestellten Festzelt haben geholfen, mit zahlreichen Schnappschüssen die Erinnerungen zu wecken.

Das könnte Sie auch interessieren

200 Gäste feiern mit

Der Verein, der Motorradbegeisterte aus der Region und darüber hinaus zusammenbringt, steht für Kameradschaft, Abenteuer und die Liebe zum Motorradfahren und Schrauben. Das hat sich über alle Jahre gehalten. Bernd Kunemann, der mit seinem im Vorjahr verstorbenen Bruder Dietmar vor 30 Jahren eigentlich nach Radolfzell zum Honda Goldwing-Treffen wollte, ist einer der Urgesteine. Er kennt die Rengetsweiler Treffen von Anfang an. „Andere haben uns von Radolfzell abgeraten und so sind wir eher zufällig hierher gekommen“, erzählt er von einer „richtig tollen Party“, die bis in die frühen Morgenstunden andauerte. Auch heute ist er mit seinen Motorradfreunden aus Hohenbodman wieder gut vertreten, obwohl er selbst am nächsten Morgen zu einer Ausfahrt nach Frankreich startet. „Über 1000 Leute waren damals hier beim Treffen“, weiß er noch. Dieses Mal kamen rund 200, die alle absolut gechillt waren. Einer von ihnen war Willi Vogler, der mit seiner Harley anreiste, die 158.000 Kilometer auf dem Tacho hat. Für Übernachtungsmöglichkeiten in Zelten und Wohnmobilen war auf dem Festgelände gesorgt.

Fröhliche Stimmung herrscht unter den zahlreichen Besuchern auf dem Gelände beim Sportheim anlässlich des Fests der Motorradfreunde ...
Fröhliche Stimmung herrscht unter den zahlreichen Besuchern auf dem Gelände beim Sportheim anlässlich des Fests der Motorradfreunde Rengetsweiler. | Bild: Uwe Steinbächer (stu)

Ein alter Hase war auch Walter „Waldo“ Löffler von den Motorradfreunden aus Hartheim. „Es sind immer wieder schöne Treffen. Auch heute haben wir wieder einige Junge dabei“, berichtet er stolz. Zum Jubiläum haben die Hartheimer den Freunden aus dem Meßkircher Teilort ein Fass mit deren Logo mitgebracht.

Jüngstes Kind: Blue Snakes

Neuzugang bei den Motorradfreunden Rengetsweiler sind die „Blue Snakes“ mit ihren Mofas und Rollern. „In deren Adern fließt das gleiche Blut“, sagt Vochazer. „Darum haben wir entschlossen, sie bei uns aufzunehmen. Neben Benzin haben sie aber noch zwei Prozent Öl im Blut“, scherzt er. Rund 60 Aktive umfasst der Verein inzwischen. „Knoche“ ist stolz darauf, wie der Jubiläumsabend verläuft. „Es sind die Leute da, bei denen wir auch auf den Treffen sind und es gibt kein Theater, nur Spaß am Feiern“, resümiert er, ehe er den Höhepunkt des Abends ankündigt.

Simon Spöcker produziert mit seinem Burn-out eine Menge Qualm.
Simon Spöcker produziert mit seinem Burn-out eine Menge Qualm. | Bild: Uwe Steinbächer (stu)

Es qualmt und funkt

Schon den ganzen Abend hatte der Chef zusammen mit Mario Droxner Tipps eingesammelt, wie lange der Reifen des Hayabusa-Killers beim Burnout halten würde. „Obwohl wir nicht wissen, was zuerst platzt, der Motor oder der Reifen.“ Die Hayabusa war ein Modell von Suzuki, das mit bis zu 299 km/h die absolute Spitzengeschwindigkeit erreichte. Simon Spöcker aus Scheer hat vor 30 Jahren eine Maschine aus Motorrädern und Landmaschinen zusammengeschraubt, die der Hayabusa Konkurrenz machen sollte. Eher Spaß als Ernst wurde daraus eine besondere Maschine, die bis heute gehalten hat. Mit viel Krach, lauten Fehlzündungen und jeder Menge Funken und Qualm wurde dann auch das spätabendliche Spektakel des Burnout zur echten Bewährungsprobe, aber der Motor hielt. Der Reifen löste sich nach 2:17 Minuten auf. „Bawa“ vom Hausener Club „Hells Hefe“ lag mit seinem Tipp am besten. Weil er nicht mehr anwesend war, wurde sein Hauptgewinn für einen guten Zweck gespendet.