2021 war ein hartes Jahr für die Veranstaltungsbranche. Zwar durften zeitweise wieder Konzerte, Theateraufführungen und Shows stattfinden, von einem normalen Jahr kann dennoch nicht gesprochen werden. Auch beim Radolfzeller Milchwerk macht sich das in der Jahresbilanz bemerkbar. Vor allem die Besucherzahlen liegen deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie – aber immerhin hat sich die Situation im Vergleich zum Jahr 2020 ein wenig erholt.
Wie schon im November 2021 prognostiziert wurde, fanden im vergangenen Jahr 395 Veranstaltungen im Milchwerk statt – fast 90 mehr als noch 2020. Damit gab es eine deutliche Verbesserung, vor Corona waren es mit 427 Veranstaltungen im Jahr 2019 und 417 Veranstaltungen im Jahr 2018 nur geringfügig mehr. Und das, obwohl es 2021 sogar 16 Veranstaltungstage weniger gab als noch 2020, nämlich 255. Das ist noch immer weit entfernt von den Zahlen aus dem coronafreien Jahr 2019, damals waren es rund 330 Veranstaltungstage.
Unternehmen buchen Räume im Milchwerk
Wie Erik Hörenberg, ehemals Leiter des Milchwerks, nun neuer Fachbereichsleiter Kultur, auf Nachfrage mitteilt, seien Kulturveranstaltungen bei der gestiegenen Anzahl der Veranstaltungen 2021 nicht ausschlaggebend gewesen. Stattdessen seien Firmenveranstaltungen ins Gewicht gefallen: „Pandemiebedingt mussten viele lokale und regionale Organisationen und Unternehmen für ihre Besprechungen und Tagungen auf größere Räume zurückgreifen, weil diese im eigenen Bestand nicht vorhanden waren.“ Eine leichte Besserung im Vergleich zum Vorjahr gab es aus dem gleichen Grund auch bei der Anzahl der Raumbelegungen. 2021 wurden 1250 verzeichnet, 2020 mit 1173 fast 100 weniger. Vom Niveau vor Corona war das Milchwerk aber dennoch weit entfernt – 2019 wurden knapp 1800 Raumbuchungen verzeichnet, 2018 knapp 1600.
Zwar besser als 2020, aber deutlich schlechter als in der Zeit vor der Pandemie, sehen die Besucherzahlen aus. Stand November rechnete das Milchwerk mit 40.000 Besuchern für das Jahr 2021 und damit rund 5250 mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: 2019 gab es mehr als 98.200 Besucher, 2018 mehr als 88.400. Erklärt wird das zum einen damit, dass über weite Zeiträume keine Veranstaltungen stattfinden konnten. Zum anderen seien aber auch bei den Veranstaltungen, die ausgerichtet wurden, aufgrund der Corona-Maßnahmen nur eingeschränkt Zuschauer zugelassen gewesen.
Kein guter Start in 2022
Und wie sieht der Blick in die Zukunft aus? Im Dezember des vergangenen Jahres stellte Erik Hörenberg im Kulturausschuss vor, was er von 2022 erwartet. In der Sitzungsvorlage hieß es damals, „schon aufgrund des Buchungsvorlaufes vor allem größerer Veranstaltungen wird die erste Jahreshälfte auch in wirtschaftlicher Hinsicht keine Normalität wie vor der Pandemie mit sich bringen“. Wie Hörenberg erklärte, sei zum Beispiel die Auslastung im ersten Quartal „weit hinter“ der Auslastung zur gleichen Zeit im Jahr 2019 und früher.
Ein gewisser Ausgleich könne zumindest über die Raumbuchung durch den Impfstützpunkt sichergestellt werden. „In erster Linie ist es aber positiv, dass die Radolfzeller Bevölkerung vor Ort einen gut zugänglichen Impfstützpunkt hat“, sagt der Milchwerk-Chef. Wie lange der Impfstützpunkt noch im Milchwerk bleiben soll, ist laut Hörenberg derzeit noch nicht klar. Andere Veranstaltungen können derzeit aber trotzdem stattfinden: „Es ist schon seit einigen Wochen die Praxis, dass neben den Impfaktivitäten andere Veranstaltungen stattfinden. Wir versuchen dies mit wenig Umbauaufwand abzuwickeln, was in der Vergangenheit auch gut machbar war“, so Erik Hörenberg.
Normalität frühestens ab Herbst 2022
Von einer gewissen Normalität „mit entsprechenden Auslastungsvolumina“ gehe das Milchwerk-Team frühestens ab September 2022 aus, heißt es weiter in der Sitzungsvorlage. Allerdings betonte Hörenberg, es könne aus der Sicht des Milchwerk-Teams noch nicht vorhergesagt werden, wie sich die Lage im Herbst und Winter entwickeln werde.