Noch merkt man den beiden jungen Nachwuchsseglerinnen an, dass sie ganz am Anfang ihrer Karriere stehen. Während Oberbürgermeister Simon Gröger die beiden 15 und 16 Jahre alten Amelies in den höchsten Tönen im Bürgersaal der Stadt Radolfzell für ihre Leistungen lobt, tuscheln und schmunzeln Amelie Rinn (Markelinfinger Wassersportclub) und Amelie Wehrle (Jollensegler Reichenau) noch etwas verlegen miteinander.
Wichtigster Wettbewerb in Den Haag
Dabei haben die beiden Schülerinnen in diesem Jahr bereits eine Reihe großer Erfolge feiern können. Bei der wichtigsten Jugendregatta der Welt, den Youth Sailing World Championships in Den Haag, belegten die beiden Amelies, wie sie mittlerweile gerne von der Presse bezeichnet werden, den zweiten Platz.
Damit sind sie Vizeweltmeister in der 420-Zweimannjolle bei den Frauen. Doch damit nicht genug: Sie dürfen sich zudem nach dem Gewinn der Junioren-Europameisterschaft, die im Juli in Portugal stattfand, auch noch U-17-Europameisterinnen nennen. Bei der wichtigsten Jugendregatta in Deutschland, der Young European Sailing Regatta (YES) in Kiel, stiegen sie ebenfalls als Sieger aus dem Boot.
Vom Oberbürgermeister gab es daher reichlich Lob für die sportlichen Leistungen, die aus seiner Sicht auch die Wertschätzung der Stadt erhöhen können. „Ich habe großen Respekt für diese Wahnsinnsleistung. Tragen sie Radolfzell als Sportstadt in die Welt“, sagte Gröger.

Der Markelfinger Ortsvorsteher Lorenz Thum nutzte den offiziellen Empfang im Rathaus dazu, auf die Bedeutung des Markelfinger Winkels für den Wassersport generell hinzuweisen. Auch wenn die Zone aus sportlicher Sicht für Segler vollkommen irrelevant ist, weil dort generell zu wenig Wind weht, verwies er in diesem Zusammenhang auf einedrohende Schließung des Bereiches aus Naturschutzgründen.
Sie segeln nur noch in internationalen Gewässern
Zumindest die beiden Seglerinnen benötigen das Areal keineswegs, wie Amelie Rinn (MWSC) gegenüber dem SÜDKURIER verriet. „Wir segeln eigentlich kaum noch auf dem Untersee. Eigentlich sind wir immer international unterwegs oder in Kiel“, sagte sie.

Die Übung in komplizierten Gewässern hat den beiden Nachwuchsseglerinnen sichtlich gut getan, wie ihr diesjähriger Erfolg bestätigt. Den führen sie auch ein Stückweit auf ihre Unbekanntheit unter den Konkurrentinnen zurück: „Niemand konnte uns einschätzen. Wir waren die Underdogs bei der Weltmeisterschaft“, erklärte Vorschoterin Amelie Rinn.
Angesichts des Überraschungserfolgs in Den Haag fiel der Jubel in der Heimat entsprechend frenetisch aus: „Wir sind von ganz vielen Leuten beglückwünscht worden“, berichtete die Markelfingerin weiter.
Mit dem Status des Underdogs wird es nach den aktuellen Erfolgen wohl vorbei sein. Wer innerhalb eines Jahres so viele Erfolge feiern kann, bleibt bei der Konkurrenz kein unbeschriebenes Blatt.
Die jüngsten, die bisher im Goldenen Buch stehen
Das dürfte auch für Radolfzell und die nähere Umgebung gelten. Denn die beiden Nachwuchsseglerinnen durften sich als zwei der jüngsten Personen überhaupt in das Goldene Buch der Stadt Radolfzell eintragen. Der mächtige Einband wurde im Jahr 1967 angelegt und weist noch etliche freie Seiten auf. So ist gewährleistet, dass der Name der beiden erfolgreichen Sportlerinnen noch lange in der Zukunft nachwirken wird.
Im Moment jedenfalls dürfen sie den Ruf des „besten Damenteams Deutschlands“ genießen. Damit steht die Aufnahme in das „German Sailing Team“, der deutschen Nationalmannschaft im Segelsport kurz bevor.