In dem Güttinger Kindergarten fehlt es an vielem. Vor allem an Platz. Es gibt keinen Schlafraum, keinen Personalraum für die Erzieherinnen, die sanitären Anlagen sind zu klein und einige Kinder aus Güttingen hätten gerne einen Betreuungsplatz in der Einrichtung. Doch mit 47 Kindern ist der Kindergarten am Anschlag. Es bleibt nur die Warteliste.
Woran es in Güttingen allerdings nicht mangelt, sind engagierte Eltern. Und die sind am Ende mit ihrem Latein und mit der Bereitschaft, sich von der Stadt vertrösten zu lassen. „Wir brauchen dringend mehr Platz und mehr Betreuungsplätze in Güttingen“, sagt Martha Frierdich, Mitglied des Elternbeirates des Güttinger Kindergartens. Von der Stadt wünscht sie sich gemeinsam mit Tabea Honstetter und Nicole Winter endlich den versprochenen Anbau für die Einrichtung.
Im Bedarfsplan ganz nach hinten gerutscht
Der eigentlich im November 2019 beschlossene Anbau für die Kindertagesstätte Güttingen ist Ende 2020 auf Vorschlag der Verwaltung und mit Beschluss des Gemeinderats im Bedarfsplan ganz nach hinten gerutscht. Die fehlenden Plätze für die Güttinger Kinder sollen laut Verwaltung in einer noch nicht gebauten und beschlossenen Kindertagesstätte auf dem Schoch-Areal im Altbohl entstehen. Auch der geplante Kindergarten in der Hebelstraße soll die Betreuungslage entspannen.
Doch diese beiden Einrichtungen stehen aktuell noch in den Sternen: „Es gibt noch keinen Plan, wann diese Plätze im Schoch-Areal zur Verfügung stehen sollen. Und wie lang so etwas dauern kann, sieht man am Beispiel der Kita Hebelstraße“, sagt Nicole Winter. In der Hebelstraße schreibt die Stadt gerade zum dritten Mal den Neubau einer Kita aus, weil sich kein Investor finden konnte. Selbst bauen kann die Stadt nicht, dazu fehlt ihr das Geld.
Dach ist undicht
Währenddessen müssen die Güttinger Kinder weiter in dem beengten Gebäude betreut werden. „Seit Kurzem ist auch noch das Dach undicht“, sagt Martha Frierdich. Zu sehen, wie in der gesamten Stadt neue Kindertagesstätten geplant werden und groß und modern gebaut wurden, lässt die drei Mütter etwas wehmütig werden. „Wir gönnen allen ihre schönen Kindergärten, aber es kann nicht sein, dass unserer so abgehängt wird“, sagt Tabea Honstetter.
Die Corona-Pandemie habe auch den Güttinger Eltern einiges abverlangt. Eine Trennung der Gruppen sei in der kleinen Einrichtung nur sehr schwer möglich gewesen. Privat habe man Spielsachen und Einrichtungsgegenstände gesammelt, damit beide Gruppen etwas hatten. Doch dieser Zustand sei zum Glück vorbei, darüber wolle man sich nicht mehr beschweren, sagt Tabea Honstetter. „Für die Zukunft wünschen wir uns nur, dass unsere Kinder dasselbe pädagogische Angebot wie in anderen Kitas erhalten.“ Und das werde in den aktuellen Räumen schwierig.
Ein sogenanntes Schlaufuchs-Zimmer für Vorschulkinder gebe es nur, weil die Kindergartenleitung ihr Büro aufgegeben habe und in ein kleines Zimmer umgezogen sei, berichtet Nicole Winter. Der einzige Raum für das neunköpfige Personal. Und bei schlechtem Wetter werde es erst recht eng in der Einrichtung.
„Unglückliche Situation“
Der Güttinger Ortsvorsteher Martin Aichem versteht die Frustration der Eltern. „Das ist eine sehr unglückliche Situation, dass wir den Kitaplatz-Bedarf vor Ort nicht abdecken können“, so Aichem. Aber große Versprechungen könne er den Eltern nicht machen, schließlich sie die Haushaltslage der Stadt sehr angespannt. „Kurzfristig wird es da keine Lösung geben“, sagt der Ortsvorsteher. Über den Sommer kommen allerdings doch Handwerker in den Kindergarten. Die sanitären Anlagen sollen umgebaut werden, um eine adäquate Wickelstation für jüngere Kinder zu schaffen. So sehr sich die Eltern über die Neuerung freuen, ein kleiner Wermutstropfen bleibt: „Nach dem Umbau bleiben gerade einmal drei Waschplätze für 47 Kinder“, sagt Nicole Winter.
Eine Anfrage dieser Zeitung bei der Radolfzeller Stadtverwaltung, was genau im Kindergarten Güttingen umgebaut werden und was diese Maßnahme koste, konnte auch fast eine Woche später nicht beantwortet werden. Ebenfalls blieb die Frage nach dem aktuellen Stand der Planungen auf dem Schoch-Areal unbeantwortet. Kontakt zur Stadt hatte auch Martha Frierdich gesucht, doch zeigt sie sich enttäuscht: „Man nimmt uns da gar nicht richtig ernst“, sagt sie.