Natalie Reiser

Madeleine Gilli hat die Leitung der Abteilung Kindertagesbetreuung in der Stadt Radolfzell übernommen. Sie folgt auf Anette Hemmie, die in den Ruhestand verabschiedet wurde. Zu ihren Tätigkeiten gehört die Bedarfsplanung für die vier Kinderkrippen und 20 Kindertageseinrichtungen in der Stadt und den Ortsteilen sowie die Berechnung der Gebühren für die Kinderbetreuung. Sie ist Ansprechpartnerin für die Träger der Einrichtungen und den Gesamtelternbeirat der Kindertagesstätten (GEB Kita).

Das Rathaus ist kein neuer Arbeitsplatz für Madeleine Gilli. Die 29-Jährige hat zuvor im Dezernat III in der Abteilung Stadtplanung und Baurecht gearbeitet und sich intern auf die Stelle beworben. Seit Anfang Juli gehört sie zum Dezernat II, das von Sozialbürgermeisterin Monika Laule geleitet wird. Die Kindertagesbetreuung zu organisieren, sei nicht zuletzt wegen der dynamischen Entwicklung von Geburten und Betreuungswünschen eine „anspruchsvolle Aufgabe“ so die Sozialbürgermeisterin.

160 Mitarbeiter in Kindertagesbetreuung

Madeleine Gilli steht der neuen Herausforderung positiv gegenüber. Sie könne von einem großen Vertrauensvorschuss profitieren. „Wie weit das Spektrum der Aufgaben ist, hatte ich allerdings nicht auf dem Schirm“, erzählt sie. Dank einer einmonatigen Einarbeitungsphase mit Anette Hemmie habe sie jedoch einen guten Überblick erhalten und bereits viele der 160 Mitarbeiter, die in der Kindertagesbetreuung beschäftigt sind, kennenlernen können.

Als pädagogische Fachberaterin steht ihr Joana Blucha zur Seite, die einen engen Kontakt zu den Einrichtungen pflege. Besonders reize sie an der neuen Aufgabe, dass viele Prozesse neugestaltet werden sollen, berichtet Madeleine Gilli. „Von allen Seiten ist mir viel Offenheit entgegengebracht worden“, fährt sie fort. Auf Transparenz und einen intensiven Austausch mit den Abteilungen Bau und Finanzen, mit den Kindertagesstätten und Eltern wolle sie ein besonderes Augenmerk legen, so beschreibt sie ihren Vorsatz.

Für die Zukunft könne sie sich vorstellen, eine Kita-App einzuführen, um den Informationsfluss zwischen Eltern, Einrichtungen und der Stadt zu verbessern. Eine Handy-App könnte es künftig auch für das städtische Angebot der Kinderzeit und der Ferienbetreuung geben, sagte Brigitte Reichmann, Leiterin der Abteilung Schulen und Sport. Man sei aktuell in der „Findungsphase“. Die Software müsse gut ausgesucht werden.

Mindestens 70 Betreuungsplätze fehlen

Allerdings lastet eine Hypothek auf dem Amt. In der Stadt fehlen viele Betreuungsplätze. Julia Birster, Vorsitzende des GEB Kita, spricht in einem offenen Brief an die Stadt und den Gemeinderat von 90 Kindern, für die kein Platz zur Verfügung stünde. Monika Laule nennt eine andere Zahl. Im vergangenen Jahr seien 70 fehlende Plätze ermittelt worden. Doch sie bekennt: „Das brennt uns unter den Nägeln.“ Seit eineinhalb Jahren unternehme die Stadt den Versuch, eine dreigruppige Kindertagesstätte in der Hebelstraße zu bauen, durch die der aktuelle Bedarf gedeckt werden könne, erläutert sie.

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Im Juli 2020 sprach der Gemeinderat sich für einen dauerhaften Kindergartenneubau in Holzständerbauweise aus und verwarf die Idee, vorübergehend Module aufzustellen. Das Gebäude sollte 2021 in Betrieb genommen werden. Ende 2020 kippte der Gemeinderat diese Entscheidung allerdings und sprach sich dafür aus, einen Investor für ein Gebäude zu suchen, in dem sowohl ein Kindergarten als auch Wohnungen Platz finden. Bislang kam es zu keinem Vertragsabschluss. Zwei Gruppen von je 22 Kindern werden derzeit in einer Interimslösung im Pfarrsaal in Böhringen betreut. In ein bis zwei Jahren werde der Bedarf an Plätzen gedeckt sein, meint die Bürgermeisterin.