Eigentlich wollte die Stadt Radolfzell den Personalschlüssel in Kindertageseinrichtungen erhöhen. Damit wollte man eine Vertretung bei Krankheitsausfällen sicherstellen, damit die Öffnungszeiten im Fall eines Krankheitsausfalls nicht reduziert oder ganze Einrichtungen wegen Personalmangel schließen müssen. Dies war in der Vergangenheit immer mal wieder vorgekommen.
Doch nun wolle man das dafür im Haushalt 2020 eingeplante Geld in Höhe von 532.000 Euro für insgesamt 10,6 Vollzeitstellen, aufgeteilt in 5,9 Vollzeitstellen bei freien Trägern und 4,7 Vollzeitstellen für städtische Einrichtungen, einsparen. Grund dafür sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den städtischen Haushalt. Der Gesamtelternbeirat (GEB) Kita spricht sich gegen dieses Vorhaben aus.
Mehr Personal soll Qualität der Betreuung verbessern
„Wir als GEB Kita erhoffen uns, dass durch den Erhalt der Fünf-Prozent-Regelung die Betreuungsqualität steigt, weil die Betreuung zuverlässiger gewährleistet werden kann“, schreibt der GEB Kita in einer Presseinformation. Vor allem in der aktuellen Situation sei das noch wichtiger, da bis heute keine neue Regelung beim Thema Atemwegserkrankungen vorliege, schreibt der GEB Kita weiter.
Aktuell müssten nicht nur Kinder mit Schnupfen, sondern auch Erzieherinnen und Erzieher mit Erkältungssymptomen zu Hause bleiben. „Und der Herbst und Winter stehen uns noch bevor“, gibt der GEB Kita zu Bedenken. Eine Alternative zu der Fünf-Prozent-Regelung sei der Aufbau eines Springer-Teams. Springer-Lösungen seien allerdings aus Infektionsschutzgründen in der aktuellen Situation nicht möglich, da Erzieherinnen festen Gruppen zugeordnet sein sollten.
Stadt soll auch im Juni die Kosten erlassen
Ebenfalls fordern die Mitglieder des GEB-Kita die Übernahme der Betreuungsgebühren für städtische Einrichtungen für den Monat Juni sowie eine angemessene Kostenerstattung der freien Träger. Das Land zahle den Kommunen mittlerweile insgesamt 250 Millionen Euro als Ausgleich für die Kosten der Kindertagesbetreuung in diesen drei Monaten. Diese Entlastung müsse an die Eltern weitergegeben werden, fordert der GEB Kita.
Ein weiteres Thema, welches dem GEB Kita am Herzen liegt, ist der Ausbau der Betreuungsplätze. Es zeichne sich ab, dass die Plätze für unter Dreijährige knapp werden. Für Eltern sei es wichtig, dass Neu- und Anbauten zeitnah in Betrieb gingen, heißt es in der Presseinformation weiter. „Wir als GEB Kita verstehen nicht, warum die Einrichtung Hebelstraße nach aktueller Planung lediglich für fünf Jahre genutzt und dann wieder abgebaut werden soll“, schreibt der Gesamtelternbeirat.
„Wir Eltern wissen, wie schwierig die finanzielle Situation der Stadt durch die Coronakrise ist“, heißt es in der Mitteilung. Doch jetzt sei der Zeitpunkt zu zeigen, dass die Stadt familienfreundlich handle und den Rechtsanspruch auf Kita-Plätze erfüllt werde. Familien würden einen gesellschaftlichen Beitrag leisten.