Inklusion ist mehr als nur Integration, mehr als nur etwas, was für Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen wichtig ist. So definiert die Radolfzeller Stadtverwaltung ihr Verständnis von Inklusion und möchte nun für die Kindertageseinrichtungen der Stadt ein Inklusionskonzept erstellen.

Denn der Bedarf an Plätzen für Kinder mit einem besonderen Förderbedarf ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. So waren es 2017 noch drei Kinder mit Beeinträchtigungen, die einen städtischen Kindergarten besucht haben. 2021 sind es schon 17 Kinder gewesen. Dabei zieht Madeleine Gilli von der Abteilung Kinderbetreuung auch Sprachbarrieren, psychische sowie seelische Beeinträchtigungen, unterschiedliche Kulturen und soziale Herkunft als Gründe für einen besonderen Förderbedarf heran.

Klare Rahmenbedingungen, gutes Netzwerk

Um diesem Thema gerecht zu werden, möchte man klare Rahmenbedingungen schaffen und ein gutes Netzwerk aufbauen, um für die Kinder die bestmögliche Förderung sicherstellen zu können. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Soziales und Sicherheit stellte Gilli den Plan ihrer Abteilung vor. Um das umsetzen zu können, benötige es eine Aufstockung des Personals in den Einrichtungen, eine Verkleinerung der Gruppengröße sowie regelmäßiger Fortbildungen für die Erziehrinnen und Erzieher.

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„Das Interesse an diesen Fortbildungen ist schon heute sehr groß“, berichtet Gilli aus dem Alltag der Mitarbeiter. Es sei außerdem ein Fachtag zu diesem Thema für alle Mitarbeiter geplant. Konkret geht es im ersten Schritt um die Aufstockung einer bereits genehmigten 40-Prozent-Stelle als Integrationsfachkraft am Werner-Messmer-Familienzentrum auf eine Vollzeitstelle. Die Mitglieder des Ausschusses unterstützten das Vorhaben.

Einbeziehung der Eltern

Ein weiterer Punkt, der für eine gelungene Inklusion zu berücksichtigen ist, ist die Einbeziehung der Eltern. Hier nehme die Stadt Radolfzell schon seit 2018 an dem Bundesprogramm Kita-Einstieg teil. Dieses erreiche und begleite Familien, die Zugangshürden zu Angeboten der frühen Bildung haben. Das Bundesprogramm läuft noch bis 2023, danach ist das Fortlaufen ungewiss.

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Auch bräuchten die Erzieherinnen und Erzieher eine individuelle medizinische Unterweisung, um die einzelnen Bedürfnisse der Kinder genau zu verstehen und darauf eingehen zu können. Zum Beispiel wenn es um die Abgabe von Medikamenten gehe, herrsche noch sehr viel Unsicherheit, berichtet Madeleine Gilli.

Stadträte unterstützen das Vorhaben

„Es ist großartig, wenn so ein Konzept angegangen wird“, sagt Nina Breimaier, Freie Grüne Liste. Sie könne sich auch vorstellen, dass die Stadt eine Art Anlaufstelle zum Thema Inklusion aufbaut, mit einem Netzwerk für Hilfe bei Anträgen und weiterführenden Informationen. Jürgen Keck (FDP) zeigte sich jetzt schon überzeugt von der Idee: „Es ist wichtig, dass wir jetzt loslegen.“