Es sind zwiegespaltene Gefühle, die Christian Link angesichts seiner bald endenden Zeit als evangelischer Pfarrer in Radolfzell empfindet. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe“, sagt er über die Stelle als Dekan des Kirchenbezirks Baden-Baden und Rastatt, die er bald schon antreten wird. Aber er gibt auch zu: „Ich merke auch, wie schwer es mir fällt, je näher der Umzug rückt.“
In Radolfzell sei er mit sehr vielen Menschen verbunden, vieles sei in den vergangenen elf Jahren, in denen er nun Pfarrer in der Stadt war, vertraut geworden. Der See, die Landschaft, Radolfzell selbst und die Menschen, das werde ihm fehlen. Auch die Radolfzeller Feuerwehr, deren Mitglied er ist. Und: „Ich werde meine Kirche vermissen“, sagt er.
Bewerbungprozess begann schon 2022
Schon im vergangenen Jahr hat der Bewerbungsprozess auf die Stelle des Dekans begonnen, erinnert sich Christian Link. „Ich habe auch Lust, die letzten 13 Jahre meines Berufslebens noch eine neue Herausforderung wahrzunehmen“, erklärt er den Hintergrund seiner Bewerbung. „Das ist die Chance, etwas Neues anzufangen, sich selbst auch nochmal zu entwickeln.“ Anfang Februar schließlich sei er dann von der Bezirkssynode gewählt worden. Erst kurz vorher sei seine Bewerbung öffentlich geworden. „Das Ganze ist sehr lange vertraulich“, erzählt der Pfarrer.
Nicht einmal vier Monate nach der Entscheidung wird er Radolfzell nun auch schon verlassen: Sein Umzug sei für den 30. Mai geplant und zuvor am 18. Mai, also Christi Himmelfahrt, ein offizieller Abschied. Am Donnerstag, 1. Juni, tritt Christian Link dann sein neues Amt an.
Viele Aufgaben in Baden-Baden
Auf seinen neuen Kirchenbezirk hat der Pfarrer auch schon die ersten Blicke geworfen. Er habe ein paar Kirchen angeschaut und sich schon ein paar Gedanken über mögliche zukünftige Vorhaben gemacht. In Baden-Baden zum Beispiel, wo Christian Link zukünftig leben wird und wo sich auch sein neues Büro befindet, liegt die Stadtkirche zentral am Augustaplatz. Sonntagsvormittags, wenn die Kirche geöffnet ist, sei die Stadt dort leer und die Kirche entsprechend auch. Nachmittags dagegen, wenn die Stadt belebt sei, sei die Kirche geschlossen. „Ich denke darüber nach, das zu öffnen“, sagt Christian Link.
Dass er künftig für elf Seelsorgeeinheiten zuständig sein wird, das sorge bei ihm „für einen großen Respekt“. Dennoch betont Link: „Es ist eine große Freude, das machen zu dürfen. Und ich denke, am Anfang werde ich auch erstmal Fragen stellen dürfen.“
Als Dekan werden ihn auch weniger ortsspezifische Aufgaben weiter beschäftigen. Unter anderem die zukünftige Gestaltung der Kirche. Dass die evangelische Kirche neue Wege gehen will, um wieder mehr Menschen anzusprechen, darauf hatte er bereits in der Vergangenheit hingewiesen. Das wird ein Prozess sein, der ihn auch in den kommenden Jahren umtreiben wird. Es brauche neue, alltagstaugliche Gottesdienstformen, erklärt er. „Wir werden überall neue Wege gehen dürfen.“
So geht es in Radolfzell weiter
Diese Umstellung und Neufindung werde auch die evangelische Kirchengemeinde in Radolfzell weiter fordern, so Link. Dazu gebe es auch schon ein paar Pläne: So solle zum Beispiel eine Jugendreferentin eingestellt werden, zudem solle die Kirche und der Kirchplatz nach der Sanierung regelmäßig durch Veranstaltungen belebt werden. Zudem sei eine neue Gottesdienststruktur angedacht. Und es solle mit Böhringen und der Höri enger zusammengearbeitet werden, um sich mit Angeboten zu ergänzen. „Wir merken, das geht nicht mehr jeder für sich“, erklärt Link.
Nach Christian Links Weggang wird zunächst Alexander Philipp, der im vergangenen Herbst als Pfarrer eingeführt wurde, alleine für die evangelische Kirchengemeinde in Radolfzell zuständig sein. Allerdings gehe man davon aus, dass die freie Stelle im Herbst neu ausgeschrieben werde, so Link, und es bald wieder einen zweiten Pfarrer gebe.
So ganz Radolfzell den Rücken kehren will er unterdessen nicht, wie er ankündigt: „Ich werde sicherlich hin und wieder nach Radolfzell kommen und Kontakt halten“, versichert er.