Das Coronavirus stellt den Schulbetrieb auf eine harte Probe. Wenn der Unterricht am 4. Mai in den Schulgebäuden wieder beginnt, werden alle Beteiligten unter strengen Auflagen leiden. Ulrike Heller, Schulleiterin des Friedrich-Hecker-Gymnasiums (FHG) in Radolfzell, sagt, nichts wird mehr so sein, wie es einmal war: „Schule ist nicht mehr Schule“, fasst sie die Zwänge in einen Satz. Die Vorschriften zur Beherrschung der Corona-Pandemie verlangen von Lehrern und Schülern viel Disziplin und von der Schulleitung viel Phantasie und Organisationstalent, um alle Anforderungen umzusetzen.

  • Das Abstandsgebot: Wie das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport den Schulen mitgeteilt hat, gilt auch im Schulbetrieb, dass Schüler und Schüler, Schüler und Lehrer, Lehrer und Lehrer, Schüler und Sekretärinnen sowie Lehrer und Sekretärinnen immer und überall einen Abstand von mindestens 1,50 Meter einhalten sollen. Wie soll das gehen? In den Klassenzimmern werden Tische auseinandergerückt, Schüler dürfen nicht nebeneinander sitzen, Klassen werden aufgeteilt. Nur die Hälfte einer Klasse darf zum Unterricht in ein Klassenzimmer gehen, sonst klappt das mit den 1,50 Metern nicht. Wie bei den Schülern dürfen nicht alle 71 Lehrkräfte gleichzeitig in das ohnehin beengte Lehrerzimmer. Wer dort wann, wo und wie rein darf, das muss geregelt sein. Das Sekretariat bekommt eine Plexiglasscheibe, wie die Kasse im Supermarkt. „Dort ist am meisten Publikumsverkehr“, sagt Ulrike Heller.

Erste Zwischenbemerkung: Schulleiterin Ulrike Heller bekümmert nicht der Aufwand und Organisation, die sie mit ihrem Team für die Wiedereröffnung leisten muss, sie sorgt sich, dass die Corona-Regeln die Schüler hart treffen werden: „Sie freuen sich auf die Schule und sind dann zutiefst enttäuscht, weil sie sich nicht frei bewegen dürfen.“ Kein Händeschütteln, keine Umarmungen, kein Händeklatschen mit high five.

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  • Die Hygieneregeln: Die Schule wird zur Waschanstalt, das Waschbecken im Klassenzimmer zum wichtigsten Einrichtungsgegenstand. Denn das Kultusministerium empfiehlt gründliches Händewaschen – nach dem Naseputzen, nach dem Husten, nach dem Niesen, nach Kontakt mit Geländern, Klinken, Griffen, vor und nach dem Essen, natürlich nach dem Toilettengang und „nach dem Abnehmen einer Mund-Nasen-Bedeckung“. Die Mundnasenmaske sei zwar nicht Pflicht für alle Schulen, aber zulässig. Aber im Hecker-Gymnasium ist auf Gängen und Fluren das Tragen einer Maske Pflicht, weil der Mindestabstand sonst nicht eingehalten werden kann. Im Gebäude sind zwar überall Spender angebracht, aber das Desinfektionsmittel fehlt.

Zweite Zwischenbemerkung: „Wir haben Seife und Papierhandtücher“, sagt Schulleiterin Ulrike Heller. Auch Schutzmasken sind Mangelware. Der Elternbeirat hat bereits eine Initiative ergriffen. Noch nicht geklärt ist, ob das FHG Desinfektionsmittel beschaffen und bezahlen darf.

  • Wegführung und Unterrichtsorganisation: Im Friedrich-Hecker-Gymnasium wird es künftig nur einen Eingang auf der „Schulbäckerseite“ und einen Ausgang Richtung Sportplätze geben. Es gibt beim Eingang eine Treppe hinauf in das Obergeschoss und eine Treppe hinunter zum Ausgang in das Erdgeschoss. Schüler sollen nicht gleichzeitig über die Gänge auf den Schulhof gelangen und getrennte Pausenbereiche sollen ausgewiesen werden. Es wird empfohlen, durch einen unterschiedlichen Unterrichtsbeginn Stoßzeiten zu vermeiden. Auch für die Toiletten hat das Kultusministerium eine Vorschrift erlassen: „Damit sich nicht zu viele Schüler zeitgleich in Toiletten aufhalten, muss zumindest in den Pausen eine Lehrkraft den Eingang kontrollieren.
Es hängt ein einsamer Spender an der Wand: Die Halterungen für Desinfektionsmittel sind im Friedrich-Hecker-Gymnasium angebracht. Was ...
Es hängt ein einsamer Spender an der Wand: Die Halterungen für Desinfektionsmittel sind im Friedrich-Hecker-Gymnasium angebracht. Was fehlt, sind gefüllte Handdesinfektionsflaschen. | Bild: Becker, Georg

 

Dritte Zwischenbemerkung: Schulleiterin Heller sieht das Hecker-Gymnasium, was die Wegführung angeht, im Vorteil: „Wir sind noch weitläufig.“ Sie macht sich aber für die Schüler unter diesen Corona-Vorschriften keine Illusionen: „Sie werden reingeschleust und rausgeschleust und stehen den ganzen Tag unter Aufsicht.“ Was Ulrike Heller noch erwartet: Schlangen vor den Toiletten, Schlangen vor dem Klassenzimmer. „Der Lehrer muss vor Unterrichtsbeginn da sein und den Eintritt regeln.“

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  • Die digitale Schule: Es gibt gute und schlechte Nachrichten aus dem FHG. Die gute zuerst: OB Martin Staab hat der Schulleitung mitgeteilt, dass er das Geld für die Bestellung eines neuen Servers freigibt. Auch die Bestellung für 16 Unterricht-Tablets ist raus. Die schlechte Nachricht: Der alte Server geht gerade in in die Knie. Dem Homeschooling (Heimunterricht) über die Schul-Cloud ist das Stück nicht mehr gewachsen, das Betriebsprogramm ist veraltet. Marc Bornmann, stellvertretender Schulleiter am Gymnasium, sagt, was Sache ist: „Es ist nicht die Frage, ob er kaputt geht, sondern wann.“ Möglichst erst, wenn der neue da ist. Denn ohne Server wäre die Schule in diesen Corona-Zeiten aufgeschmissen. Weil die Klassen künftig in getrennten Gruppen unterrichtet werden müssen, wäre eine digitale Aufrüstung dringend nötig. Um Schüler, die nicht im Klassenzimmer sein können, online und damit gleichzeitig mit den Lehrinhalten an anderen Orten zu versorgen, bräuchte es eine durchgängige Ausstattung mit Dokumentenkameras und Beamern. „Momentan haben wir diese Ausstattung nur in zwei Klassenzimmern.“ Oder um es konkret und positiv zu formulieren: Dem FHG fehlen für diese Art des Unterrichts 27 Dokumentenkameras plus Beamer.

Schlussbemerkung: Das Hecker-Gymnasium hat in den vergangenen Jahren Geld für eine bessere Ausstattung angespart. Wegen des Digitalpakts habe es eine Haushaltssperre für diese Anschaffungen gegeben. Ulrike Heller sagt: „Jetzt müssen wir das Geld ausgeben.“ Für Marc Bornmann steht fest: „Sonst können wir das Homeschooling nicht aufrechterhalten.“