Ein Altar zwischen Kaufhaus Kratt und Stadtbibliothek und Freiluft-Gottesdienst statt Münster-Baustelle – mit dem Hochamt am Hausherrensonntag ging die katholische Seelsorgeeinheit in Radolfzell im vergangenen Jahr neue Wege. Und wird diese auch in wenigen Tagen wieder beschreiten: Wie Pfarrer Heinz Vogel mitteilt, findet der Gottesdienst am Sonntag nämlich erneut vor und nicht im Münster statt. Schon unmittelbar nach dem vergangenen Hochamt hatte Vogel diese Option offen gelassen, allerdings erklärt, der Ablauf müsse erst einmal reflektiert werden.
Nun steht die Wiederholung fest. Das liegt zum einen an den noch immer andauernden Bauarbeiten im Gotteshaus. Zum anderen aber auch daran, dass man mit dem letztjährigen Format sehr zufrieden gewesen sei. Auf dem Marktplatz gebe es eine ganz andere Atmosphäre, so Vogel. „Ich fand, das tat auch gut“, erinnert er sich. Außerdem gebe es im Freien im Gegensatz zum Münster auch keine Säulen, die den Blick auf den Altar versperren. Die Wallfahrtsmesse am Samstag sowie das Mooser Hausamt am Montag finden allerdings weiterhin im Gotteshaus statt.

Verzögerungen auf der Münsterbaustelle
Dort ist es durch mehrere Gründe zu Verzögerungen auf der Baustelle gekommen, wie Heinz Vogel erzählt. Die Beleuchtung sei zum Beispiel nicht so geliefert worden wie bestellt, auch gebe es Verzögerungen bei den Arbeiten in den Seitenschiffen. Zudem seien Arbeiten dazu gekommen, die am Anfang nicht eingeplant waren: Im Außenbereich wurden Schäden am Sandstein festgestellt, die nun, wo das Außengerüst ohnehin schon steht, gleich mitbehoben werden. Da die Denkmalbehörde die Maßnahme nicht bezuschusse, komme die Kirche selbst für die anfallenden Kosten in Höhe von 600.000 Euro auf, so Vogel.
Programm am Hausherrenfest
Ebenso dazu gekommen, seien Vorrichtungen für Videoübertragungen der Gottesdienste, also die Verlegung von Leitungen. „Corona hat gezeigt, wir brauchen Möglichkeiten, um streamen zu können“, erklärt der Pfarrer.
Zeitplan wird voraussichtlich eingehalten
Dennoch: „Wir sind schon im Zeitplan“, versichert Heinz Vogel. Voraussichtlich Ende 2023 oder Anfang 2024 sollen die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein. „Wir kommen da auch hin.“ Angesichts der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges samt Lieferprobleme und Materialmangel sei die Baustelle insgesamt „sehr gut gelaufen“.
Aktuell werde noch das Dach des Münsters fertiggestellt, außerdem stünden noch Maßnahmen im unteren Bereich des Gebäudes an – dort müssten Fenster gereinigt und eine automatische Öffnung mit Sensoren eingebaut werden. „Davon erhoffen wir uns, dass das Raumklima günstiger sein wird“, erklärt der Pfarrer. Denn die Sensoren sollen die Luftqualität außerhalb und innerhalb des Münsters erfassen und so werde nach Bedarf gelüftet.
Festprediger kommt aus der Schweiz
Aber zurück zum Hausherrenfest: Passend zum Ukraine-Krieg, Klimawandel und weiteren Krisen steht die kirchliche Seite in diesem Jahr unter dem Motto „Weil noch Hoffnung ist“. Als Festprediger am Sonntag ist Abt Christian Meyer aus dem Benediktinerkloster Engelberg in der Schweiz zu Gast. Ihn kennt Heinz Vogel bereits seit den 1980er-Jahren, da der Radolfzeller Stadtpfarrer einst selbst mit dem Gedanken spielte, Benediktiner zu werden. Wie genau Meyers Predigt aussieht, kann Heinz Vogel aber dennoch nicht vorab verraten: „Was er aus dem Motto macht, kann ich nicht sagen.“
Allerdings verbindet Heinz Vogel das gesamte Hausherrenfest mit dem Thema Hoffnung. „Man braucht solche Feste, um nicht die Hoffnung zu verlieren“, sagt er. Am Hausherrenfest gehe es nicht um Konfessionen oder Unterschiede, sondern um ein Heimatgefühl und Gemeinschaft. Das sei auch an einem guten Miteinander bei den Vorbereitungen auf das Hausherrenfest zu spüren.