Einen Termin haben viele Radolfzeller Vereine dick im Kalender angestrichen: Das Hausherrenfest. Nicht nur, weil das Fest dritten Juliwochenende zu Ehren der Zeller Hausherren ist, sondern weil die Bewirtung am Seeufer für die Vereine die Haupteinnahmequelle ist. Mit dem Geld werden dann viele Dinge bezahlt, die das Vereinsleben bereichern: Equipment, Ausflüge, Jugendarbeit und vieles mehr.

Die Motivation ist groß

Dementsprechend motiviert starten die Vereine, die seit vielen Jahren den weltlichen Teil des Festes mit der Feier an der Uferpromenade gestalten, in die Planung. Einen ordentlichen Dämpfer gab es allerdings für den FC Radolfzell und den Musikverein Böhringen. Diese haben in diesem Jahr nicht mehr ihren sonst angestammten Platz für den Stand bekommen und mussten aus diesem Grund ihr Angebot reduzieren.

Am Vorplatz der Mole hatte früher der FC Radolfzell seine Stände samt Bühne. Durch die Neugestaltung ist hier weniger Platz für die ...
Am Vorplatz der Mole hatte früher der FC Radolfzell seine Stände samt Bühne. Durch die Neugestaltung ist hier weniger Platz für die Fußballer. Sie müssen nun auf ihr Essensangebot verzichten. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Für Stefan Salzborn ist es das erste Hausherrenfest als Vorsitzender des FC Radolfzell. In den vergangenen Jahren hatte der FC den Vorplatz der Mole ganz für sich. Hier haben sie nicht nur gekühlte Getränke, Cocktails und Bratwurst und Pommes angeboten, sondern auch Partyprogramm an der Bühne.

Weniger Platz an der Mole

Wegen der Molen-Neugestaltung haben nun aber alle Stände keinen Platz mehr und der FC muss auf das Essensangebot verzichten. „Das ist für uns schon ein brutaler Einschnitt, dass wir nur noch Getränke anbieten können“, so Stefan Salzborn. Die Konsequenzen für den Verein kann er noch nicht abschätzen: „Wir reden da von richtig viel Geld, das werden wir schon im Verein merken.“ Dennoch seien die Mitglieder hoch motiviert und würden sich auf den Einsatz am Hausherrenfest freuen.

Das rege Treiben in der Karl-Wolf-Straße beim Hausherrenfest 2019. Links zu sehen ist der Stand des MV Böhringen, die Gäste haben sich ...
Das rege Treiben in der Karl-Wolf-Straße beim Hausherrenfest 2019. Links zu sehen ist der Stand des MV Böhringen, die Gäste haben sich rechts auf Bierbänken den Fisch schmecken lassen. (Archivbild) | Bild: Jarausch, Gerald

Den Molen-Vorplatz teilen sich der FC nun unter anderem mit dem Musikverein Böhringen. Diese mussten ihren Platz in der Karl-Wolf-Straße in Richtung Konzertsegel wegen eines neuen Sicherheitskonzeptes aufgeben. Peter Lingg, Vorsitzender des Vereins, sieht diese Neuerung mit gemischten Gefühlen. „Der neue Platz ist sehr schön, aber eben auch eng. Wir werden sehen, wie das in diesem Jahr läuft“, so Lingg.

Musikverein verzichtet auf den beliebten Fisch

Und auch der Musikverein hat wegen der Änderung sein Angebot reduzieren müssen. Sie verzichten zum Einen auf die berühmten Fischknusperle mit Kartoffelsalat. An ihrem alten Platz kamen viele Gäste, nur um Fisch zu essen. Aber da sie keine Biertische mehr aufstellen dürfen und nicht wissen, wie der neue Standort angenommen werde, hat sich der Verein dazu entschieden, keinen Fisch zu braten. „Fisch ist wahnsinnig teuer geworden und ein sehr sensibles Produkt. Uns ist das Risiko einfach zu hoch“, erklärt Lingg die Entscheidung.

In der Karl-Wolf-Straße hatte unter anderem der MV Böhringen seinen Stand, an dem die größte Attraktion die Fischknusperle mit ...
In der Karl-Wolf-Straße hatte unter anderem der MV Böhringen seinen Stand, an dem die größte Attraktion die Fischknusperle mit Kartoffelsalat waren. Wegen eines neuen Sicherheitskonzeptes müssen sie diesen Platz nun aufgeben. Und die Fischknusperle auch. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Und um die Konkurrenz zu den anderen Vereine am Platz gering zu halten, wird der MV auch keine Getränke anbieten. Die Hoffnung hinter dieses Arrangement, dass beide Vereinen keine allzu hohen Einbuße durch ihren neuen Standort haben werden.

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Sowohl Peter Lingg als auch Stefan Salzborn hoffen auf viele hungrige und durstige Gäste, die sich auch mit dem neuen Standort und Angebot anfreunden können. Und Lingg hat noch einen weiteren Wunsch: Dass der Hausherrenmontag wieder an Bedeutung gewinnt. „Früher hat an diesem Tag niemand gearbeitet, die Schüler hatten frei, alles kam an den See. Das hat aber in den letzten Jahren sehr nachgelassen“, erinnert er sich.

Der Stand der Stadtkapelle im Jahr 2019. (Archivbild)
Der Stand der Stadtkapelle im Jahr 2019. (Archivbild) | Bild: Jarausch, Gerald

Am Konzertsegel haben die Mitglieder der Radolfzeller Stadtkapelle das Areal weiterhin für sich. Janik Kaiser und viele engagierte Helfer befinden sich seit Monaten in den Vorbereitungen. Für ihn ist es das zweite Jahr als Verantwortlicher für das Hausherrenfest. „Dieses Jahr läuft es runder und alle haben richtig Lust darauf“, berichtet er aus den Planungsrunden. Mehrere Teams der Stadtkapelle kümmern sich um den Aufbau, die Bestellungen, Beschilderung, Beleuchtung, Elektrik und vieles mehr. Über die Festtage werden rund 90 Mitglieder, Freunde und Familie am Stand im Einsatz sein.

Mehr Angebot für Vegetarier

Auch für die Stadtkapelle ist das Hausherrenfest die Haupteinnahmequelle für den Verein. Rund 30.000 Artikel gehen bei dem Verein an den Festtagen über den Tresen, zählt Janik Kaiser auf. Und um den Platz am Konzertsegel auch entsprechend zu bespielen, haben die Musikerinnen und Musiker regelmäßig neue Ideen, ihr Angebot zu erweitern. „Wir bieten dieses Jahr zum Beispiel vegetarische Maultaschen an, damit es nicht nur Pommes und Käsebrötchen als fleischlose Alternative gibt“, so Janik Kaiser. Und auch an der Kartenzahlung hält die Stadtkapelle fest.

Musikalisch wird wieder die Holzhauermusik am Sonntagabend für Stimmung sorgen, am Montag spielen The Roosters aus Konstanz. Das Jugendblasorchester wird am Samstagabend, 15. Juli, auf dem Marktplatz ein Doppelkonzert mit der Orchestergemeinschaft Seepark aus Freiburg im Breisgau spielen.

Am Konzertsegel bewirten am Hausherrenfest die vielen Mitglieder der Stadtkapelle.
Am Konzertsegel bewirten am Hausherrenfest die vielen Mitglieder der Stadtkapelle. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Doch wird es vermutlich das letzte Jahr sein, an dem die Stadtkapelle in gewohnter Manier ihren Stand an die Seebar aufstellen kann. Denn diese soll laut Planung der Stadt Radolfzell im Herbst abgerissen und neu aufgebaut werden. Aktuell läuft die Suche nach einem Investor für das Projekt. „Wir hoffen, dass wir in dieser Planung berücksichtigt werden“, so Kaiser. Bisher sei der Austausch mit der Stadt sehr gut gewesen und der Festwart hofft, dass ihnen ein böses Erwachen wie dem FC Radolfzell erspart bleibt. „Wenn wir uns etwas wünschen könnten, dann wäre es eine gute Stromversorgung, ein Wasseranschluss und ein paar Meter mehr Platz“, so Janik Kaiser.

BSV Nordstern mit bewährtem Programm

Auf der anderen Seite des Bahnhofs wird der BSV Nordstern wieder seinen Stand aufbauen. Sven Kerschl ist für die Organisation des Festbetriebes verantwortlich. „Unser Angebot besteht wieder aus Cocktails, die wir direkt frisch mixen, gekühlten Getränken und was zu Essen“, sagt er. Mit knapp 50 Mitgliedern ist der BSV Nordstern an diesen beiden Tagen aufgestellt. „Wir freuen uns alle schon sehr aufs Fest“, fasst er die Stimmung im Verein zusammen.