Aus einem Provisorium soll ein Zuhause werden. Und zwar eines, in dem sich Schülerinnen und Schüler wohlfühlen und gut lernen können. Dieses Ziel hat die Freie Schule Rheinklang nach einigen Umzügen für ihren bisherigen Interimsstandort in der Hebelstraße. Bereits im November hatte der Planungsausschuss grünes Licht für einen dauerhaften Bau an der Stelle gegeben.

Nun präsentierte die Schulleitung im Planungsausschuss und im Gestaltungsbeirat eine Machbarkeitsstudie, wie das gelingen kann. Sie kann als Grundlage für einen Bebauungsplan dienen. Die Idee stieß auf viel Begeisterung – aber auch etliche Bedenken.

So sieht der Entwurf der Schule aus

Lydia Petrovsky, Vorstandsleitung der Rheinklangschule, und ihr Stellvertreter, der Architekt Wolfgang Hugo, stellten die Machbarkeitsstudie vor. Sie zeigt ein zweigeschossiges Schulgebäude aus Holz mit bunten Fenstern. Die Räume sind laut Hugo für maximal 160 Schüler ausgelegt. Die Klassenzimmer sind in Richtung Osten und Süden gerichtet. Der Eingang wäre im Westen in Richtung Bahnhaltestelle.

Viel Holz und sehr bunt: Architekt Wolfgang Hugo schlägt eine Holzbauweise mit Fenster in den Farben der Schule vor. Diese stoßen nicht ...
Viel Holz und sehr bunt: Architekt Wolfgang Hugo schlägt eine Holzbauweise mit Fenster in den Farben der Schule vor. Diese stoßen nicht nur auf Gegenliebe. | Bild: Wolfang Hugo/ Freie Schule Rheinklang

Im Erdgeschoss sieht Hugo einen Empfangsraum, von ihm Marktplatz genannt, sowie die Räume der Unterstufe und Ruheräume vor. Nach Norden gibt es einen Hintereingang zum Garten der Schule. Zudem gibt es einen Multifunktionsraum, der bis ins Obergeschoss ragt. Dort befinden sich auch die Räume der Mittel- und der Oberstufe, die per Treppe nach unten in den Garten oder nach oben auf die Dachterrasse inklusive Kreativzentrum gelangen können.

Blick in den Innenraum: Im Erdgeschoss sieht die Studie einen Marktplatz. einen Multifunktionsraum sowie die Zimmer der Unterstufe vor. ...
Blick in den Innenraum: Im Erdgeschoss sieht die Studie einen Marktplatz. einen Multifunktionsraum sowie die Zimmer der Unterstufe vor. Sie sind nach Osten und Süden ausgerichtet. | Bild: Wolfang Hugo/ Freie Schule Rheinklang

Die einzelnen Räume haben Sicht- und Lichtachsen. Sie sind offen gestaltet, sodass man sie zusammenschalten und trennen kann, je nachdem, was fachlich gebraucht wird. Damit folgt die Schule der immer häufiger werdenden „Lernhaus-Idee“, früher Cluster genannt. Man habe bewusst auf einen „Nestcharakter“ gesetzt, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.

Blick von oben das Dach: Darauf befinden sich eine Dachterrasse mit Kreativzentrum sowie Solarpanels.
Blick von oben das Dach: Darauf befinden sich eine Dachterrasse mit Kreativzentrum sowie Solarpanels. | Bild: Wolfang Hugo/ Freie Schule Rheinklang

Die Außenwand des Multifunktionsraums sowie die Fenster sind bunt in den Farben der Schule entworfen. Vor dem Gebäude sind 53 Radstellplätze und vier Autostellplätze vorgesehen. Den angrenzenden Bolzplatz würde die Schule gerne für Pausenaktivitäten integrieren und einzäunen. Außerhalb der Schulzeiten stünde er der Allgemeinheit zur Verfügung, so das Vorhaben.

Stadt widerspricht Sportplatz-Plänen

Mit der Stadt wurde das Konzept bereits im März erörtert, geht aus den Sitzungsunterlagen hervor. Daraus wurde ersichtlich, dass Stadt und Schule noch einige Hausaufgaben zu erledigen haben. So müsse das Raumprogramm mit dem Regierungspräsidium abgestimmt und die Zahl der geplanten Fahrrad- und Autostellplätze geprüft werden.

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Zudem sehen es die Stadt ebenso wie etliche Ausschussmitglieder kritisch, den Bolzplatz teils einzuzäunen und exklusiv für die Schule zu nutzen. Die Fläche dürfe nicht offiziell zum Schulgelände gehören. Außerdem müsse die Schule Themen wie Klimaschutz, Baumerhalt und Artenschutz im weiteren Verfahren berücksichtigen. Auch seien Untersuchungen zu den mikroklimatischen Auswirkungen im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens notwendig. Denn das Gebiet sei wichtig für die Durchlüftung der Stadt.

Ein Knackpunkt wird zudem die temporäre Unterbringung der Schule während der einjährigen Bauzeit. Das provisorische Zelt und die Container müssten in dieser Zeit woanders hin, so die Stadt. Das Grundstück müsste mindestens 1000 Quadratmeter groß sein. Ein Standort dafür ist noch nicht gefunden.

Ausschuss sieht Standort kritisch und offene Fragen

Im Planungsausschuss stieß der Entwurf auf viel Zustimmung, aber auch kritische Anmerkungen. „Man möchte Schüler sein, wenn man das sieht“, sagte Norbert Lumbe (SPD). Er frage sich jedoch, warum die Schule trotz der großen Nachfrage für nur 160 Schüler plant. Zudem stimmte er der Einschätzung der Stadtverwaltung hinsichtlich offener Fragen zum Standort zu. „Die Machbarkeitsstudie steht vor großen Fragen, die wir heute noch gar nicht beantworten können“, so Lumbe.

„Man möchte Schüler sein, wenn man das sieht“, sagte Norbert Lumbe (SPD).
„Man möchte Schüler sein, wenn man das sieht“, sagte Norbert Lumbe (SPD). | Bild: Andreas Kochlöffel

Auch Mona Kramer (FGL) sagte, sie finde den Entwurf optisch gut, vermisse jedoch die Berücksichtigung der Rahmenbedingungen an diesem „kritischem Standort“. Sie merkte außerdem an, dass man keine öffentliche Grünfläche als erneuten Interimsstandort während der Bauphase freigeben solle. Linus Vögele (CDU) bezeichnete die Fläche hingegen als „guten Standort“, zum Beispiel wegen der Anbindung an den ÖPNV. Jürgen Keck (FDP) lobte die Studie ebenfalls, wies jedoch auf die geringe Zahl der Radstellplätze hin.

Christof Stadler (CDU) fand an dem „gut durchdachten Entwurf“ zwei Kritikpunkte: So lasse der Standort kaum Erweiterungen zu, deshalb solle die Schule die Einbeziehung des Kinderkulturzentrums Lollipop mitdenken, dessen Zukunft auch unklar ist. Zudem stellte er den Antrag, dass der Bolzplatz öffentlich bleibt und nicht eingezäunt wird, dem alle Anwesenden zustimmten.

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Gestaltungsbeirat wünscht mehrere Entwürfe

Auch der Gestaltungsbeirat hatte wenige Tage später einige Anmerkungen. So stellte Architekt Matthias Hein klar, dass es sich nicht um einen Entwurf, sondern eine Studie handle, bei der es darum gehe, ob eine Schule auf diesem Gelände überhaupt möglich ist. Die dreieckige Grundform sei schwierig zu beplanen, Hugos Idee zeige jedoch, dass dies machbar ist.

Kritik übte Hein an der bunten Gestaltung der Fenster und der Außenwand des Multifunktionsraums. Die Mehrfarbigkeit wirke zu statisch und zu drastisch. Sie hebe sich sehr von der umgebenden Natur ab und wirkte dadurch aggressiv. „Die Lebhaftigkeit, die wir bei der Besichtigung Orts gespürt haben, sollte lieber von Innen kommen, anstatt durch diese bunte Fassade“, so Hein. Zudem könnte man die Verbindung zum Außenbereich und der Natur im Norden stärker betonen als nur durch einen Hintereingang.

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Als Fazit stellte Hein klar: „Bei einem so besonderen Ort kann man nicht einfach den ersten Entwurf verwenden, sondern braucht viele Perspektiven und Gedanken.“ Der Gestaltungsbeirat empfahl daher eine Mehrfachbeauftragung, bei der mehrere Architektenbüros verschiedene Entwürfe einreichen können.