Zu einem Feuerwehreinsatz der anderen Art ist es kürzlich im Radolfzeller Ortsteil Böhringen gekommen: Dort hat der Storchenbeauftrage Hanspeter Wickert in Zusammenarbeit mit der örtlichen Feuerwehr Nester auf dem Dach der katholischen Kirche so bearbeitet, dass sie nun weniger wiegen. Eines der Nester wurde aus Sicherheitsgründen sogar komplett entfernt.
Der Grund für die Maßnahme: Die Statik der Dachkonstruktion hatte unter der Last der Nester gelitten. Denn Storchennester, die über Jahre von den Vögeln genutzt werden, werden immer schwerer – nicht nur durch die zusammengetragenen Äste, sondern zum Beispiel auch durch Erde oder Gras.
Hanspeter Wickert hat in diesem Arbeitsgang insgesamt vier der Nester auf dem Kirchendach so reduziert, dass sie für das Dach kein größeres Problem mehr darstellen. An manch andere Brutstätten ist er dabei allerdings nicht gelangt, da sie noch nicht einmal über die vorhandene Drehleiter erreichbar waren.
Siegeszug in 35 Jahren
Probleme mit dem Gewicht von Storchennestern treten natürlich nicht nur auf öffentlichen Gebäuden, sondern auch auf Privathäusern auf. In Böhringen gab es im vergangenen Jahr insgesamt 55 Nester von Störchen. „Die waren aber nicht alle besetzt“, sagt Hanspeter Wickert. So mancher Hausbesitzer mache sich deshalb Sorgen, dass ein Nest auf dem eigenen Dach nicht unbedingt ideal für das Gebäude ist.
Gleichwohl mögen viele Bürger die stattlichen Tiere, weiß Wickert aus Erfahrung. Außerdem stehen Störche unter Naturschutz und Nester dürfen nicht einfach so entfernt werden. Die Tiere sind erst seit rund 35 Jahren wieder in dem Radolfzeller Ortsteil heimisch geworden, zuvor waren sie nur noch sporadisch in Deutschland zu finden.
Durch den gerne als „Storchenvater“ bezeichneten Wolfgang Schäfle, der als Vorgänger Wickerts für die großen Vögel zuständig war, haben sich im Laufe der Jahre die Störche wieder eingefunden. Er baute Nisthilfen und fütterte die Störche, um sie zu stärken. Mittlerweile bleiben einige von ihnen auch in der Region, ohne über den Winter in wärmere Gefilde nach Südeuropa und Afrika zu fliegen.