Gefahren im eigenen Umfeld bemerken und ihnen entkommen, aber auch als Außenstehender Warnhinweise erkennen – das ist das Ziel verschiedener Aktionen, die rund um den 25. November von der Frauenrechte-Organisation Terre des Femmes, Diakonie und der Beratungsstelle des Sozialdienstes katholischer Frauen organisiert werden. Dann findet wieder der Aktionstag „Nein zu Gewalt an Frauen“ statt. Auf die Beine gestellt wurde dafür unter anderem eine szenische Lesung, die aufrütteln soll.

Das Problem ist akut

Wie aktuell das Thema Gewalt gegen Frauen ist, zeigen nicht nur die Zahlen, sondern auch mehrere Fälle aus der erweiterten Region. Laut der Bundesregierung wurden im vergangenen Jahr rund 240.550 Menschen zum Opfer von häuslicher Gewalt – 8,5 Prozent mehr als noch 2021. 71,1 Prozent davon seien weiblich, die Täter zu 76,3 Prozent männlich. Das Polizeipräsidium Konstanz liefert außerdem Zahlen aus seinem Zuständigkeitsbereich: Dort wurden im vergangenen Jahr 700 Opfer von häuslicher Gewalt dokumentiert, rund 32 Prozent mehr als im Vorjahr. 589 von ihnen waren Frauen. Und das sind nur die Zahlen, die bekannt sind.

Hinzu kommen schreckliche Taten, die in diesem Jahr für große Aufmerksamkeit sorgten. Anfang 2023 wurde Sabrina P. aus Stockach von ihrem Partner getötet, zudem erschoss in Markdorf ein Mann seine von ihm getrennt lebende Ehefrau und in Bonndorf soll ein zum Tatzeitpunkt 49-Jähriger ebenfalls seine von ihm getrennt lebende Ehefrau getötet haben. Außerdem hat jüngst am Landgericht Konstanz der Prozess gegen einen 43-Jährigen begonnen, der unter anderem wegen Körperverletzung mit Todesfolge an seiner Ex-Partnerin Jasmin M. aus Eigeltingen angeklagt ist.

Szenische Lesung soll Gewalt erkennen helfen

Neben Plakaten und Fahnen sind verschiedene Aktionen geplant. Eine davon ist die szenische Lesung „Schlag und Lichter“ in der Zeller Kultur. Vier Personen der Theatergruppe der Zeller Kultur präsentieren dabei mit Schauspiel und Lesung verschiedene Geschichten rund um das Thema häusliche Gewalt. „Der Schwerpunkt liegt viel auch auf Lösungen“, erklärt Regisseurin Anny de Silva – es solle also aufgezeigt werden, wie Gefahren erkannt und wie ihnen entkommen werden kann.

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Das Stück ist in Radolfzell nicht unbekannt. Schon 2021 wurde es im Rahmen des Aktionstags aufgeführt – allerdings zu einer sehr ungünstigen Zeit, wie Anny de Silva und Eva Wernert von Terre des Femmes sich erinnern. Denn genau als die Aufführung geplant war, verschärften sich in Baden-Württemberg die Corona-Auflagen. Dadurch habe es nur wenige Zuschauer erreicht. 2022 wurde die szenische Lesung schließlich auch für Schulklassen und Auszubildende angeboten.

Nun kommt sie zurück – mit den gleichen Schauspielern, aber leicht überarbeitet, wie Anny de Silva berichtet. 2021 habe sich das Stück auf aktuelle Fälle bezogen, diese seien herausgenommen worden. Aufgeführt wird die szenische Lesung direkt am Aktionstag, zudem wird es noch drei Schülervorstellungen in der Zeller Kultur für Schüler des Friedrich Hecker-Gymnasiums sowie Schüler der Ratoldusschule geben.

Es gibt Wege aus der Gewalt

Ziel sei es, bei den Zuschauern „die Sinne zu schärfen“, so Anny de Silva. Betroffene und die Allgemeinheit sollen dafür geschult werden, Warnsignale zu erkennen, einzugreifen und auch den Mut zu haben, eine Beziehung voller Gewalt zu verlassen. „Es gibt ein Netz, das Frauen in Not auffängt“, sagt de Silva – etwa die Polizei, Frauenhäuser, Beratungsstellen.

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Diese Botschaft soll auch nicht nur „Schlag und Lichter“ vermitteln, sondern die gesamten Aktionen. „Der Schwerpunkt liegt darauf zu zeigen, dass es Wege aus der Gewalt gibt“, sagt Annette Oepen von der Diakonie. Und Eva Wernert ergänzt: „Wir wollen zeigen, dass man das nicht länger hinnehmen muss.“

Thema soll präsent werden

Und auch andere Menschen sollen auf das Thema aufmerksam gemacht werden, um Anzeichen zu erkennen und helfen zu können – sowohl Frauen, als auch Männer. „Es ist einfach wichtig, dass es hier präsent wird“, erklärt Anita Maurer von der Beratungsstelle des Sozialdienstes katholischer Frauen. Die Organisatorinnen betonen, das Thema sei nicht tabu und Gewalt gegen Frauen kein Kavaliersdelikt.