Der Montagmorgen begann in vielen Familien ungewohnt. Es war der erste Montag im Jahr 2021 einer regulären Woche. Keine Feiertage mehr, der Urlaub vorbei, die Ferien auch. Doch das Haus verließen nicht alle wie gewohnt. Denn Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen sind ab heute wegen der Corona-Pandemie geschlossen.

Kleine Kinder müssen daheim betreut werden, Schulkinder müssen von zu Hause aus lernen, analog mit Lernzetteln und Büchern oder digital. Doch mit dem Digital-Unterricht ging es schon mal nicht gut los. Der Server des Bildungsministeriums, über den das von vielen Schulen genutzte Lern-Programm Moodle läuft, ist gestern abgestürzt.

So lief der Tag an der Teggingerschule

„Das betrifft uns zum Glück nicht“, sagt Norbert Schaible, Rektor der Teggingerschule Schule in Radolfzell. Die Grund- und Werkrealschule habe sich für ein anderes Lern-Programm entschieden. Dort verwende man Jitsi, welches vom Kreismedienzentrum angeboten werde. „Heute lief es für uns eigentlich ganz gut“, berichtete er am Montagmittag. Verwundert hatten ihn allerdings drei Jungs aus der Flüchtlingsunterkunft, die am frühen Morgen vor der Tür standen und in den Unterricht wollten.

„Der Serverausfall hat uns zum Glück nicht getroffen.“Norbert Schaible, Rektor Teggingerschule
„Der Serverausfall hat uns zum Glück nicht getroffen.“Norbert Schaible, Rektor Teggingerschule | Bild: Matthias Güntert

„Die haben vom ganzen Lockdown gar nichts mitbekommen“, so Schaible irritiert. Für diese habe man noch auf den letzten Drücker Fernunterricht organisieren müssen. Doch ansonsten sei alles geregelt abgelaufen. Die Abschlussklassen seien zum Unterricht erschienen, eine Notgruppe sei ebenfalls eingerichtet.

Eltern stehen unter Stress

Auf Eltern, vor allem auf Mütter und Alleinerziehende, käme durch die erneute Schließung der Schulen und Kindergärten gleich schon zu Jahresbeginn extrem viel Stress zu, sagt Antje Groll, Vorsitzende des Gesamtelternbeirates (GEB) Schule. „Jeder von uns denkt noch mit Schrecken an März zurück“, so Groll. Die Schließung der Schulen sei aus gesundheitlichen Gründen absolut korrekt, für viele Familien wirtschaftlich allerdings eine Katastrophe.

„Wir haben das Gefühl, die Notbetreuung klappt jetzt besser.“ Julia Birster, Vorsitzende GEB Kita
„Wir haben das Gefühl, die Notbetreuung klappt jetzt besser.“ Julia Birster, Vorsitzende GEB Kita | Bild: Alexander Stertzik

Ähnlich sieht es auch Julia Birster, Vorsitzende des Gesamtelternbeirates Kita. „Die Stimmung unter Eltern ist frustrierend, auch wenn es viel Verständnis für diese Maßnahme gibt“, sagt sie. Schon davor hing eine plötzliche Schließung wegen eines akuten Corona-Falls in einer der Gruppen wie ein Damoklesschwert über den Familien.

Auch jetzt könne man nicht langfristig planen. Ob die Schulen und Kindertageseinrichtungen am 18. Januar wieder öffnen, sei nach wie vor unklar. „Es ist sehr schwer das den kleineren Kindern begreiflich zu machen. Vier Wochen sind für ein Kita-Kind eine lange Zeit“, erklärt Julia Birster.

Die Digitalisierung hat noch einen weiten Weg vor sich

Die Notbetreuung klappt besser

Wie auch schon im Frühjahr gibt es in den meisten Schulen und Kindergärten eine Notbetreuung. Die Regeln hierfür seien im Vergleich zum Frühjahr allerdings gelockert worden, erklärt Julia Birster. Nicht mehr nur Eltern, die in einem systemrelevanten Beruf arbeiten, haben das Anrecht auf Betreuung. Sondern alle Eltern, die in ihrem Beruf unabkömmlich sind, können für die Zeit, die sie arbeiten, das Kind in die Notbetreuung geben.

„Jeder von uns denkt noch mit Schrecken an März zurück.“ Antje Groll, Vorsitzende GEB Schule
„Jeder von uns denkt noch mit Schrecken an März zurück.“ Antje Groll, Vorsitzende GEB Schule

Beide Eltern müssen jedoch unabkömmlich sein und die Notbetreuung kann auch nur exakt während der Arbeitszeit in Anspruch genommen werden. „Wir haben das Gefühl, die Notbetreuung klappt jetzt besser“, sagt sie stellvertretend für den Gesamtelternbeirat Kita.

Für Schulen bedeutet Notbetreuung viel Organisation

Schüler, die in der Notbetreuung sind, müssen ebenfalls an dem für sie verpflichteten Fernunterricht teilnehmen. Gleichzeitig hat die Schule die Aufsichtspflicht. „Die Lehrer, die in der Notbetreuung sind, müssten eigentlich auch Unterricht halten“, fasst Ulrike Heller, Direktorin des Friedrich-Hecker-Gymnasiums das Problem zusammen.

„Die Lehrer, die in der Notbetreuung sind, müssten eigentlich auch Unterricht halten.“Ulrike Heller, Direktorin FHG
„Die Lehrer, die in der Notbetreuung sind, müssten eigentlich auch Unterricht halten.“Ulrike Heller, Direktorin FHG | Bild: Becker, Georg

Im FHG hätten Sportlehrer die Notbetreuung übernommen, die dann aber für ihr zweites Schulfach in der Zeit ausfallen. Norbert Schaible, Rektor der Teggingerschule Schule, lobt hingegen die schnelle Reaktion der Eltern. Bis auf ein Kind hätten alle Eltern, die Bedarf haben, bis Ende vergangener Woche ihre Kinder für die Betreuung angemeldet. Und es seien auch nur Kinder im Grundschulbereich.

Betreuungszeiten reichen allerdings nicht allen

Hieu Ho ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern im Alter von zehn, sechs und drei Jahren. Und sie macht in Vollzeit eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten. Ihre Kinder habe sie in die Notbetreuung geben wollen, doch diese deckt ihre Arbeitszeiten nicht ab. Unter der Woche läuft diese nur bis 16 Uhr, freitags sogar nur bis um 12 Uhr.

„Ich komme aber erst um 18 Uhr, oder manchmal noch später nach Hause“, sagt die 27-Jährige. Die Situation konnte sie nun innerhalb der Familie lösen und der bereits pensionierte Vater Hieu Hos kümmert sich um die Kinder und betreut den Fernunterricht der Schulkinder. „Die Situation ist sehr schwer, aber so noch machbar“, sagt sie.

Verwirrung mit der Gebührenabrechnung

Sowohl GEB Schule-Vorsitzende Antje Groll, als auch GEB Kita-Vorsitzende Julia Birster berichten von undurchsichtigen und unklaren Gebührenabrechnungen für die Notfallbetreuung. „Uns fehlen Informationen, wie die Gebühren für die Notfallbetreuung zustande kommen“, sagt Julia Birster. Ohnehin müssten sich Eltern oft alle Infos selbst zusammensuchen und würden manchmal auch nur aus den Medien über irgendwelche Regelungen informiert werden.

Da wünsche sie sich mehr Eigeninitiative der Stadtverwaltung, mit diesem Thema aktiv auf die Eltern zuzugehen und Informationen anzubieten. Das wünscht sich auch Antje Groll. Die Abrechnung für die Kinderzeit, inklusive der Notbetreuung im März und April, sei knapp vor den Weihnachtsfeiertagen ins Haus geflattert. „Da stand nur eine Summe, nicht, wie sich diese zusammensetzt“, sagt sie.

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Bei einigen Eltern, mit denen sie gesprochen hatte, sei die Abrechnung auch fehlerhaft gewesen. Doch damit hätten die betroffenen Familien warten müssen, denn das Rathaus sei zu dieser Zeit schon wegen Weihnachten geschlossen gewesen.

Die Stadtverwaltung Radolfzell hat die kurzfristige Anfrage zu den Gebühren der Notfallbetreuung nicht bis Redaktionsschluss beantworten können. Der SÜDKURIER wird in einer späteren Ausgabe noch einmal darüber berichten. Antje Groll wünscht sich einen städtischen Newsletter für Eltern, in dem Informationen zu solchen Themen kommuniziert werden könnten.

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