Ab heute ist es ernst: Nachdem sich Bund und Länder am Sonntag auf einen verschärften Lockdown verständigen, sind Schulen nun geschlossen, die Weihnachtsferien beginnen für viele Schüler verfrüht. Eine Ausnahme bilden Abschlussklassen: Sie sollen im Fernunterricht weiter lernen, für Eltern in systemrelevanten Berufen wird zudem eine Notbetreuung auf die Beine gestellt.

Norbert Schaible, Schulleiter der Teggingerschule, ist nicht sonderlich überrascht über die Entscheidung. „Man hat damit gerechnet“, sagt er. Im Grunde habe er auch Verständnis für die Schulschließungen: „Es muss jetzt getan werden, was nötig ist.“ Einzig über einen möglichen Fernunterricht für Schüler außerhalb der Abschlussklassen hätte man noch sprechen können, aber immerhin können so die Lehrer, die nicht mehr mit dem Unterricht beschäftigt sind, gemeinsam mit dem Ganztagespersonal die Notbetreuung aufrecht erhalten.

„Man hat mit der Schließung der Schulen gerechnet.“ – Norbert Schaible, Teggingerschule
„Man hat mit der Schließung der Schulen gerechnet.“ – Norbert Schaible, Teggingerschule | Bild: Matthias Güntert

Die Technik für das Homeschooling der Abschlussklassen steht, erklärt Schaible. „Die sind gut vorbereitet“, sagt er. Zwar könne der Unterricht zuhause nicht in exakt dem Umfang stattfinden wie das in der Schule der Fall wäre, aber die Schüler bekommen dennoch in allen Fächern Aufgaben, die sie in Absprache mit den Lehrkräften erledigen sollen. Der Vorteil sei generell, dass die Schulen nicht allzu lang vor den Ferien geschlossen werden. „Wir sprechen ja nur von wenigen Tagen“, so Schaible. Man müsse allerdings schauen, wie es nach den Ferien weiter gehe. Persönlich hat Norbert Schaible eine bestimmte Vorstellung: „Ich denke, danach muss der Wechselunterricht stattfinden“, sagt er.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch von den anderen Schulen kommen Worte der Zustimmung. „Die Entscheidung, aufgrund der sich wieder zuspitzenden Pandemie-Situation die Schulen zu schließen, finden wir richtig“, sagt etwa Wolfgang Gutmann, Schulleiter der Mettnau-Schule. Die Mettnau-Schule sei technisch sogar schon früher darauf vorbereitet gewesen, notfalls einen Teil der Schüler daheim zu unterrichten. Auch laut Berufsschulzentrums-Leiter Markus Zähringer ist es in der aktuellen Situation durchaus sinnvoll, Schüler nicht in die Schulen zu schicken. Schulleiterin Gabriele Wiedemann von der Gerhard-Thielcke-Realschule nennt die Schulschließung die „einzig richtige Entscheidung“, Mark Bosch von der Hermann-Hesse-Schule in Gaienhofen sieht sie als „das einzige Mittel, die Menschen, die Dienst in den Krankenhäusern tun, zu unterstützen“. Und Dieter Toder, Leiter der Schule Schloss Gaienhofen, hätte sich eine Schulschließung sogar schon früher gewünscht.

„Die Entscheidung, aufgrund der sich wieder zuspitzenden Pandemie-Situation die Schulen zu schließen, finden wir richtig.“ ...
„Die Entscheidung, aufgrund der sich wieder zuspitzenden Pandemie-Situation die Schulen zu schließen, finden wir richtig.“ – Wolfgang Gutmann, Mettnau-Schule | Bild: Jarausch, Gerald
Das könnte Sie auch interessieren

Nicht nur technische Probleme

Trotz der Befürwortung schildern die Schulleiter aber auch einige Probleme. Unter anderem berichtet Wolfgang Gutmann, gebe es beim Fernunterricht auch ein paar Einschränkungen an der Mettnau-Schule. So sei das W-LAN auch schon zusammengebrochen, wenn die Schüler im Homeoffice und die Lehrer in der Schule das Internet für Videokonferenzen nutzten. Immerhin: Da nun nur die Abschlussklassen online unterrichtet werden, sollte es laut Gutmann keine Probleme geben. Zudem hätten in den unteren Klassen zwar alle Schüler Tablets, in den Abschlussklassen aber nicht.

Unterricht ist laut Gutmann trotzdem möglich, da die Schüler die Lernplattform der Schule auch vom Handy aus nutzen können. So können sie alle Arbeitsaufträge herunterladen und sich mit den Lehrern austauschen. Problematischer seien die Arbeiten, die verschoben werden müssen, weil diese schließlich nur im Präsenzunterricht geschrieben werden können. „Die ballen sich dann, wenn die Schulen wieder öffnen“, so Gutmann – eine Belastung für die Schüler. Zudem müssen die Lehrer im Januar Zeugniskonferenzen halten, obwohl viele Leistungsnachweise fehlen.

Das könnte Sie auch interessieren

Markus Zähringer, Schulleiter des Berufsschulzentrums, sieht noch ein anderes Problem: „Die Stoffvermittlung ist das eine, das bekommen wir im Fernunterricht auch hin“, sagt er. Die Schüler des beruflichen Gymnasiums verfügen über Tablets, anderswo könne notfalls mit Leihgeräten gearbeitet werden. Außerdem sei die Arbeit über die Lernplattform erprobt und der Lockdown im Frühjahr habe schon gezeigt, dass die Prüfungsvorbereitung im Homeschooling klappe. „Aber die Beziehungsebene und das erzieherische Wirken ist für uns das große Problem“, schließlich fehle der direkte Kontakt zwischen Lehrkräften und Schülern.

„Die Schulen zu schließen ist die einzig richtige Entscheidung.“ – Gabriele Wiedemann, Gerhard-Thielcke-Realschule
„Die Schulen zu schließen ist die einzig richtige Entscheidung.“ – Gabriele Wiedemann, Gerhard-Thielcke-Realschule | Bild: Becker, Georg

Persönlicher Kontakt fehlt

Gleiches beklagt auch Dieter Toder: Die sonst übliche Weihnachtsandacht etwa könne nicht als gemeinschaftliche Veranstaltung stattfinden, sondern nur als Film gezeigt werden. Auch fehle den Schülern und Lehrern der Kontakt untereinander, weil sie sich schon früher und plötzlich voneinander verabschieden müssen. „Die Kultur einer Schule leidet darunter“, so Toder. Wegen der Technik macht er sich dagegen wenig Sorgen: An der Schule Schloss Gaienhofen wurden schon vor dem Lockdown verschiedene Szenarien, etwa Fernunterricht oder Hybridunterricht, durchgespielt, sagt er. Zudem sei die Schule eine der ersten, die iPads angeschafft habe, seit 2016 stünden diese Schülern und Lehrern zur Verfügung. Allerdings: Erst kürzlich habe es an der Schule Probleme mit dem Netzwerk gegeben. Diese seien nun zwar wieder behoben, allerdings müsse die Technik natürlich auch weiterhin funktionieren, wenn der Fernunterricht problemlos funktionieren solle.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch an der Ratoldusschule wurde der Umgang mit der Technik und der Vorgang während eines möglichen Fernunterrichts schon früh geübt, „vor allem in den höheren Klassen“, wie die stellvertretende Schulleiterin Katharina Schmal mitteilt. So sei schon geklärt worden, wie den Schülern Arbeitsaufträge zur Verfügung gestellt und wie die bearbeiteten Aufgaben an die Lehrer gegeben werden können. Für iPads, die der Schule über das Soforthilfeprogramm zur Verfügung gestellt wurden, fehlen laut Katharina Schmal zwar noch Hüllen und Tastaturen, verteilt werden können sie darum nicht. Aber die Ratoldusschule verfüge auch so schon über Leihgeräte, die notfalls ausgegeben werden können. Der Fernunterricht werde darum hoffentlich funktionieren.

Warum kein Fernunterricht für alle?

Am Friedrich-Hecker-Gymnasium hat man dagegen ganz aktuell anderen technischen Einschränkungen zu kämpfen: „Für uns kommt dieser Fernunterricht im denkbar ungünstigsten Moment“, bedauert Schulleiterin Ulrike Heller. Das Problem: Bis Ende des Jahres finde der Umbau des Servers statt, zudem wurde für die Schüler bisher kein einziges Endgerät von der Stadt geliefert, auch Lehrer hätten keine. Allerdings sei man sehr kreativ, so Heller, genutzt werden private Geräte und private Internetanschlüsse. Zusätzlich sei noch unklar, inwieweit Klassenarbeiten, die durch den Lockdown ausfallen, später nachgeholt werden müssen, wie die Schulleiterin sagt. Das müsse mit dem Kultusministerium noch geklärt werden. Außerdem verstehen Ulrike Heller und ihre Kollegen nicht, warum nicht alle Schüler im Fernunterricht betreut werden, sondern nur die Abschlussklassen.

„Ich hätte mir gewünscht, dass alle Schüler im Fernunterricht betreut werden.“ – Ulrike Heller, Friedrich-Hecker-Gymnasium
„Ich hätte mir gewünscht, dass alle Schüler im Fernunterricht betreut werden.“ – Ulrike Heller, Friedrich-Hecker-Gymnasium | Bild: Becker, Georg

Auch Gabriele Wiedemann hätte sich gut vorstellen können, auch für die unteren Klassen Fernunterricht anzubieten: „Wir sind darauf vorbereitet.“ Am Friedrich-Hecker-Gymnasium wollen Lehrer nun laut Ulrike Heller alternativ den anderen Schülern außerhalb der Abschlussklassen freiwillige Lernangebote machen – um den Stoff zu vertiefen, neue Informationen dürfen nicht vermittelt werden, da offiziell Weihnachtsferien sind. „Die Kollegen sind zu den üblichen Schulzeiten ansprechbar.“ Die Aufgaben werden auch den Schülern in der Notbetreuung zur Verfügung gestellt – denn von offizieller Seite gibt es für sie kein festgelegtes Programm, gemeinsam dürfen die Schüler wegen Corona auch nichts unternehmen, sagt Heller.

An der Hermann-Hesse-Schule in Gaienhofen versucht man Vermischungen und neue Kontakte zu vermeiden, indem „so weit wie möglich“ nur Lehrer in der Notbetreuung der jeweiligen Klassen eingesetzt werden, die auch schon vor der Schulschließung in diesen im Einsatz waren. Das erklärt Schulleiter Mark Bosch. Die Schüler, die bis Weihnachten noch daheim unterrichtet werden, können mit iPads ausgestattet werden, die schon im Sommer mit Mitteln aus dem Sofortausstattungsprogramm angeschafft wurden. Und bereits im Frühjahr sei laut Bosch viel Arbeit in die Organisation über die Lernplattform der Schule investiert worden.