Betreuung der Kinder vor dem Unterricht, nach dem Unterricht und in der Mittagspause – das ist das Ziel der Radolfzeller Kinderzeit. Derzeit stehen dafür an den städtischen Schulen Klassenräume zur Verfügung, die nur durch die Kinderzeit genutzt werden. Doch das wird künftig nicht mehr möglich sein, denn durch die Neubaugebiete erwarten die Radolfzeller Schulen für die nächsten Jahre steigende Schülerzahlen – und der Platz wird eng. Im Ausschuss für Bildung, Soziales und Sicherheit wurde deshalb jüngst darüber gesprochen, welche Standards künftig für die Kinderzeit gelten sollen.
Bis zu acht Klassen in Markelfingen
Besonders in Markelfingen drängt die Zeit. Aktuell wird an der dortigen Grundschule einer von fünf Klassenzimmer für die Kinderzeit genutzt. Doch dieser Raum wird künftig dringend für den Unterricht benötigt. Denn während laut Bevölkerungsprognose langfristig eine Einzügigkeit zu erwarten ist, wird es in den nächsten Jahren vorübergehend eng. Und weil der erhöhte Raumbedarf nur temporär besteht, ist er laut Sitzungsvorlage nicht förderfähig.
Im Schuljahr 2024/2025 und 2025/2026 müssen im äußersten Fall acht Klassen an der Grundschule betreut werden. Ob es tatsächlich so kommt, ist unklar, wie Vanessa Leiber von der Abteilung Schulen und Sport im Ausschuss erklärte. Laut Bürgermeister Monika Laule ist das sogar sehr unwahrscheinlich. „Aber wir müssen vom schlimmsten Fall ausgehen“, so Leiber.
Anbau hilft – aber erst in der Zukunft
Selbst wenn das derzeit von der Kinderzeit genutzte Klassenzimmer der Grundschule Markelfingen wieder zum Unterrichten genutzt wird, würden dann also alleine für die Schulklassen bis zu drei externe Räume benötigt. Denn an der Grundschule soll zwar ein eingeschossiger Anbau entstehen, dessen Mehrzweckraum vorübergehend auch als zwei Klassenräume genutzt werden kann. Doch der Anbau ist erst ab 2024 geplant, nach derzeitigen Plänen kann er dann September 2025 bezogen werden.
Danach stehen mit dem Anbau sieben Klassenzimmer zur Verfügung, eine Klasse sowie die Kinderzeit müssten aber dennoch laut Sitzungsvorlage vorübergehend extern unterkommen. Das sei aber für eine begrenzte Zeit zumutbar. Diverse externe Räume in Markelfingen wurden laut Vanessa Leiber auch schon voruntersucht.
Diese Lösung schlägt die Verwaltung vor
Weil die steigenden Schülerzahlen und damit die Engpässe je nach Schulbezirk auch dauerhaft sein können, möchte die Stadt generell einen Standard für die Unterbringung der Kinderzeit schaffen. Der Vorschlag der Verwaltung unterscheidet dabei je nach Größe der Kinderzeit-Einheiten.
Kleine Einheiten mit bis zu zwei Mitarbeitern und der gleichzeitigen Betreuung von etwa 40 Kindern sollen durch die multifunktionale Nutzung von Klassenzimmern untergebracht werden. Mittlere Kinderzeit-Einheiten mit drei bis fünf Mitarbeitern, die gleichzeitig 41 bis 70 Kinder betreuen, sollen einen eigenen Raum erhalten. Bei großen Kinderzeit-Einheiten ab sechs Mitarbeitenden und mit 71 bis 150 Kindern gleichzeitig sollen sogar zwei bis drei eigene Räume zur Betreuung bereitgestellt werden. Weiterer Raumbedarf wird wieder multifunktional abgedeckt.
Allerdings gilt immer: Steigen die Schülerzahlen temporär an und der Platz wird wieder knapp, geht die Nutzung eines Raums in der jeweiligen Schule für den Unterricht vor.
„Eine multifunktionale Nutzung von Räumen ist für die Schule und Kinderzeit zumutbar“, heißt es in den Sitzungsunterlagen. „Alternativ kann in vorhandene Räume in der Nachbarschaft der Schule ausgewichen werden.“ Könne ein Raum der Kinderzeit an einer Schule doch einmal für längere Zeit nicht mehr durch die Kinderzeit genutzt werden, will die Verwaltung eine dauerhafte Ersatzlösung prüfen.
Das Thema kommt in den Gemeinderat
Das Ausschussgremium stimmte einstimmig für den Vorschlag der Verwaltung. Das Thema wird nun am Dienstag, 28. November, im Gemeinderat in größerer Runde erneut besprochen.