Wirtschaftsförderer sind – wie der Name schon sagt – Ansprechpartner für die Wirtschaft sowie dafür zuständig, diese lokal zu beleben. In Radolfzell hatte dieses Amt und damit auch die Leitung der städtischen Stabsstelle Wirtschaftsförderung und Liegenschaften seit August 2022 Manuel Kern inne – mit Betonung auf hatte. Denn seit Anfang September ist Manuel Kern Bürgermeister der Gemeinde Krauchenwies nahe Sigmaringen.
Wechsel kam überraschend
Seinen letzten Arbeitstag in Radolfzell hatte Manuel Kern noch am 1. September, danach ging es nahtlos in Krauchenwies weiter. Dass er sich auf das Bürgermeisteramt beworben hatte, kam für den Radolfzeller Oberbürgermeister Simon Gröger überraschend, wie dieser auf Nachfrage berichtet. Allerdings betont er: „Ich habe großen Respekt, wenn man sich als junger Mensch dafür entscheidet, sich für eine Kommune zu engagieren.“ Er wünsche Manuel Kern nun „gutes Gelingen“.
Kern selbst betont, dass seine Bewerbung in Krauchenwies nicht bedeutet, dass es ihm in Radolfzell nicht gefallen habe: „Die Arbeit in und für Radolfzell ist eine sehr erfüllende Aufgabe“, erklärt er. „Ich hätte das gerne auf längere Zeit gemacht.“ Bürgermeister zu werden habe er ursprünglich auch „gar nicht auf dem Schirm gehabt“. Der Wunsch habe sich erst ergeben, als der ehemalige Krauchenwieser Bürgermeister überraschend verkündet habe, nach drei Wahlperioden nicht mehr zur Wahl anzutreten. Da habe er sich überlegt, sich für Krauchenwies einbringen zu wollen. „Insbesondere, weil es meine Heimatgemeinde ist“, so Kern. Nach Radolfzell war er von dort aus täglich gependelt.
Er freue sich nun, dass es mit der Wahl zum Bürgermeister geklappt hat. Und sagt mit einem Blick zurück: „Ich werde Radolfzell mehr als positiv im Herzen behalten.“ Die Stadt sei „herausragend schön“ und das Stadtgeschehen sowie die Arbeit in der Stadtverwaltung habe ihm gefallen.
Wird ein Nachfolger gesucht?
Und wie geht es nun in Radolfzell weiter? Auch wenn Oberbürgermeister Simon Gröger gute Wünsche für seinen ehemaligen Wirtschaftsförderer parat hat und auch betont, man dürfe ihm „da keine Steine in den Weg legen“, gibt er auch zu, dass jede fehlende Kraft in der Stadtverwaltung natürlich spürbar sei. Die Projekte, mit denen Manuel Kern sich beschäftigt habe, seien jetzt an andere Mitarbeiter übertragen worden.
Zudem sucht die Stadt bereits nach einem Nachfolger, noch bis nächsten Sonntag, 17. September, läuft die Bewerbungsfrist. Danach werde er sich mit der Personalabteilung ansehen, wer sich beworben hat, erklärt Gröger. Dass es einen neuen Wirtschaftsförderer geben wird, sei in enger Abstimmung mit der Aktionsgemeinschaft beschlossen worden. Auch aus dem Gemeinderat und Radolfzeller Unternehmen sei die klare Erwartung da gewesen, die Stelle neu auszuschreiben. Simon Gröger zeigt sich optimistisch, dass die Entscheidung über Kerns Nachfolger oder Nachfolgerin noch in diesem Jahr fällt.
Unternehmen sind ausgelastet
Und auch der Blick des Oberbürgermeisters auf die Wirtschaftslage in Radolfzell fällt positiv aus: „Wir sind gut aufgestellt“, erklärt Simon Gröger. In den vergangenen Monaten habe er viele Unternehmen in der Stadt besucht und dabei erfahren, dass diese für die kommenden Jahre voll ausgelastet seien.
Und nicht nur das: Während ursprünglich von Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 18 Millionen Euro in diesem Jahr ausgegangen worden sei und im Juli im Verwaltungs- und Finanzausschuss schon von rund 21 Millionen Euro, ist diese Zahl mittlerweile noch einmal deutlich gestiegen. Eine aktuelle Hochrechnung gehe von 22 Millionen Euro aus, so Simon Gröger. Dennoch werde die Radolfzeller Wirtschaft künftig unter anderem etwa der Fachkräftemangel beschäftigen.