Die Welt tummelt sich auf den Sozialen Netzwerken: Wie das Internetportal Statista berichtet, beläuft sich die Gesamtzahl der aktiven Nutzer weltweit auf 4,76 Milliarden Menschen. Vertreten sind auf Instagram, Facebook und Co. nicht nur Privatpersonen, sondern auch Institutionen, Unternehmen und Vereine – und auch das eine oder andere Gemeindeoberhaupt. Zum Beispiel der Hilzinger Bürgermeister Holger Mayer berichtet so auf Instagram von seiner Arbeit, ebenso Uli Burchardt, Oberbürgermeister von Konstanz – und der Radolfzeller Oberbürgermeister Simon Gröger. Regelmäßig wird online über seine Termine, Radolfzeller Veranstaltungen und damit auch das Geschehen in der Stadt informiert.

Aber wie wichtig sind die sozialen Medien tatsächlich für den Kontakt mit den Bürgern? Und rentiert sich das, wenn man den Aufwand dafür berücksichtigt? Paul Witt, der viele Jahre lang Rektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl war, kann einschätzen, ob der Auftritt auf Instagram und Facebook heutzutage zu den Anforderungen an das Oberbürgermeisteramt gehört. Er hat dem SÜDKURIER gegenüber neulich erklärt, er rate seinen Absolventen zur Nutzung sozialer Medien. Denn junge Leute erreiche man nicht mehr über Amtsblätter.

Möglichst vielfältig informieren

Möglichst viele Menschen zu erreichen, das will auch der Radolfzeller Rathauschef im Internet, wie Simon Gröger auf Nachfrage berichtet. Bürgernähe sei von ihm schon im Wahlkampf versprochen worden – und dazu gehöre auch, „auf unterschiedlichen Wegen zu kommunizieren, damit so die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, über die Themen der Stadt und die politischen Prozesse informiert zu sein“. Zu diesen unterschiedlichen Wegen gehören unter anderen eben auch die sozialen Medien.

Profile gibt es dort gleich mehrere, die über das Geschehen in Radolfzell berichten. Sowohl die Stadtverwaltung als auch Simon Gröger selbst haben einen Instagram- und einen Facebook-Account. Braucht es die? Der Oberbürgermeister erklärt die Unterschiede: So informiere die Stadt etwa über Straßensperrungen, Veranstaltungen, Änderungen und Ähnliches. Und sein eigener Account sei dafür gedacht, „über meine Politik und mein Arbeitsfeld zu informieren“ – auch wenn natürlich nur ein kleiner Teil abgebildet werden könne.

Dass dafür die gleichen Inhalte auf zwei Plattformen veröffentlicht werden, liege an den unterschiedlichen Nutzern, die sich nur zum Teil überschneiden würden, so Gröger.

Postet der OB wirklich selbst?

Aber wer schreibt eigentlich den Text zu den Veröffentlichungen? Macht das tatsächlich der Oberbürgermeister selbst? Das kommt darauf an, erklärt dieser. Für die Inhalte der Stadt Radolfzell sei das Presseteam verantwortlich. Beim persönlichen Profil des OB komme es darauf an.

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Zum Teil werden die Beiträge von ihm selbst verfasst, sagt Simon Gröger. Wenn aber zum Beispiel mehrere Informationen, etwa zu Veranstaltungen oder von Institutionen zusammengefasst werden, übernehme das Presseteam. Allerdings betont Simon Gröger, dass alle Texte mit ihm abgesprochen werden. Und: „Grundsätzlich habe ich den Anspruch, dass alles, was über meinen persönlichen Account läuft, meine persönliche Handschrift trägt.“

Fehlt dadurch die Zeit für andere Dinge? Nein, verspricht der OB. Auswirkungen hat diese Form der Kommunikation aber an anderer Stelle: So werde zum Beispiel weniger Zeit in das Erstellen von Broschüren und Flyern investiert. „Die Kommunikationserwartung ist auch viel schnelllebiger“, sagt der OB. „Das können die sozialen Medien leisten.“

Terminanfrage per Instagram

Und wie kommt das bei den Bürgern an? Am Narrenspiegel hatten die Narren den Oberbürgermeister wegen seiner Präsenz in den sozialen Medien schließlich noch aufgezogen und sein närrisches Double mit Smartphone und auf Selfie-Jagd auf der Bühne auftreten lassen.

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„Die Rückmeldung ist zum großen Teil sehr gut“, sagt Simon Gröger. Ihn würden über die Kommentare und persönliche Nachrichten Bürger kontaktieren und etwa Kritik oder Lob äußern sowie Terminanfragen stellen. Gegebenenfalls biete er dann auch Bürgersprechstunden an.

Auch die steigenden Follower-Zahlen sprechen laut Simon Gröger dafür, dass seine Aktivität in den sozialen Medien gut angenommen wird. Rund 1030 Menschen folgen dem Oberbürgermeister derzeit auf Instagram, etwa 2580 Freunde hat er auf Facebook. Luft nach oben ist aber noch immer: Holger Mayer folgen so zum Beispiel 1387 Menschen auf Instagram – dabei wohnen in seiner Gemeinde nur knapp 8000 Einwohner, in Radolfzell sind es rund 32.000.