Seit dem Jahr 1725 begeht man in Radolfzell ein Stadtfest zu Ehren der Stadtpatrone Theopont, Senesius und Zeno. Mit dieser langen Tradition über drei Jahrhunderte ist es gleichzeitig das „wichtigste Fest für uns Radolfzeller“, wie Oberbürgermeister Simon Gröger feststellt. Dazu kommen jedes Jahr viele Menschen in der Stadt zusammen, um Tradition und Brauchtum zu leben und damit an die Geschichte der Stadt zu erinnern. Denn mit den geehrten Stadtpatronen wird letztlich an die Gründung der Cella Ratoldi im Jahr 830 erinnert. Längst wurde der ursprünglich christliche Charakter des Hausherrenfestes durch einen weltlichen Teil ergänzt, der in erster Linie am Ufer des Radolfzeller Sees stattfindet. Damit ist das Hausherrenfest ein identitäts- und heimatstiftendes Fest, das für viele Bewohner zu den Höhepunkten des Jahres zählt.
Das Fest startet am Freitag, 18. Juli, um 17 Uhr mit der Kinderhausherrenprozession der Kindergärten der römisch-katholischen Kirchengemeinde St. Radolt. Ab 20 Uhr findet im Münster „Unserer lieben Frau“ (ULF) eine Veranstaltung zum Thema „Was mir heilig ist“ statt.
Der Samstag ist von zwei großen Veranstaltungen geprägt. Um 15 Uhr werden die Radolfzeller Hilfsorganisationen an der städtischen Musikschule in der Güttingerstraße ihre Schauübung abhalten. Und um 20.15 Uhr wird Simon Gröger das Hausherrenfest feierlich auf dem Marktplatz eröffnen, bevor das Galakonzert des Jugendblasorchesters Radolfzell unter der Leitung von Kuno Rauch beginnt.
Der Sonntag wird durch kräftige Kanonenschläge um sechs Uhr in der Früh begrüßt. Um 8 Uhr wird erstmals die Hausherrenglocke, die größte der Glocken im Kirchturm des Münsters, erklingen. Anschließend sind die Bläser der Stadtkapelle vom Münsterturm zu hören. Das Hausherrenamt ab 9 Uhr wird in diesem Jahr im Münster, und nicht wie in den Vorjahren, auf dem Marktplatz stattfinden. Allerdings bleibt es wie gewohnt bei der anschließenden Prozession durch die Innenstadt.
Ab 11.30 Uhr findet der Festbetrieb mit musikalischer Unterhaltung am Konzertsegel an der gesamten Uferpromenade statt. Die Besucher werden von den örtlichen Vereinen kulinarisch versorgt. Gegen 22.15 Uhr starten dann der Gondelkorso und das Defilee der Segelboote vor dem Ufer am Konzertsegel. Etwa gegen 22.50 Uhr gibt es das große Feuerwerk. Die Bewirtung endet um 0.30 Uhr.
Am Montag werden dann die Pilger aus Moos am Radolfzeller Seeufer erwartet. Die bunt geschmückten Boote werden von zahlreichen Besuchern empfangen. Gemeinsam zieht man anschließend in einer Prozession zum Münster. Anschließend beginnt ab 10.30 Uhr wieder der Festbetrieb an der Uferpromenade.
Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass während der Festtage am Ufer aus Sicherheitsgründen Taschenkontrollen durchgeführt werden. Das Mitführen von Glasflaschen und Waffen jeglicher Art sowie von Taschen, Rucksäcken und Koffern, die die Größe von 40 mal 40 Zentimetern übersteigen, ist verboten. Auch Hunde und Fahrräder sind auf dem Festgelände nicht erlaubt. Radfahrende sollten bei ihrer Planung zudem bedenken, dass der am Konzertsegel vorbeiführende Bodenseeradweg während des Veranstaltungszeitraums durch die Stadt umgeleitet wird.
Am Sonntag und Montag verkehren auf den Linien 1 und 6 Zusatzbusse. Auf der Freizeitlinie 1 fahren diese um 23.05 und 0.05 Uhr ab dem Busbahnhof. Die Freizeitlinie 6, die bei Bedarf auch über Stahringen verkehrt, startet an beiden Tagen um 23.25 und 0.25 Uhr.
Zur Geschichte
Das Hausherrenfest wird seit 1725 jährlich am dritten Sonntag im Juli gefeiert. Die Geschichte der Hausherren selbst ist noch älter: Bischof Radolt von Verona brachte im Jahr 830 die Reliquien der Heiligen Märtyrer Theopont und Senesius in seine Niederlassung Cella Ratoldi, aus der sich die Stadt später entwickelte. Im Jahr 1052 kamen die Reliquien des heiligen Bischof Zeno hinzu. Durch die Aufbewahrung der heiligen Güter entwickelte sich Radolfzell zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte des gesamten Bodenseegebiets. Die Entstehung der Mooser Wasserprozession geht zurück in das Jahr 1796, als in Deutschland eine verheerende Viehseuche grassierte. Die Mooser Bauern zogen damals nach Radolfzell, um die drei heiligen Hausherren um Schutz zu bitten. Nachdem sie von der Seuche verschont wurden, gelobten sie, alljährlich am Hausherrenmontag zu den Reliquien der Hausherren zu pilgern. 1926 wurde die Pilgerreise erstmals als Wasserprozession durchgeführt. (ja)