Mit dem Galakonzert des Jugendblasorchesters (JBO) startete das diesjährige Hausherrenfest schon am Samstag und lockte bei hochsommerlichen Temperaturen so viele Besucher auf den Marktplatz, dass weitere Stühle herangeschafft werden mussten. Oberbürgermeister Simon Gröger erklärte in seinem Grußwort das Hausherrenfest für eröffnet. Er freue sich, dass das Fest zu einem Besuchermagneten avanciert sei und weit über die Region hinaus Strahlkraft entwickelt habe.
Zudem erinnerte er an die ursprünglich christliche, fast 300 Jahre alte Tradition, die die Märtyrer Theopont, Senesius und Zeno als Schutzpatrone für die Stadt feiert. Nicht viele Städte hätten sogar drei Schutzpatrone. Radolfzell rangiere da sogar vor Rom – zumindest im alphabetischen Kontext, erläuterte Simon Gröger mit einem Augenzwinkern. Dann aber startete der erste Höhepunkt des Festes: Das JBO nahm auf der großen Bühne Platz und durfte als Marscherleichterung, wie es im Reitsport heißt, die Jacketts ablegen.
Filmmusik und Klassiker
Mit der „Free World Fantasy“ von Jacob de Haan wurde ein ebenso kraftvoller wie melodischer Auftakt gewählt. Dirigent Kuno Rauch führte seine jungen Musikerinnen und Musiker motivierend durch die Musik, forderte differenzierte Lautstärke-Kontraste ein und leitete die rhythmisch-prägnanten Wechsel präzise an.
Das junge Orchester hat einen weiteren Qualitätssprung nach vorne getan. Die vielen Übungseinheiten, auch für die anstehende Konzertreise nach Schottland, haben sich positiv ausgewirkt. Nicht nur in Filmmusiken durften die Zuhörer schwelgen, auch einen Klassiker in Sachen sinfonischer Blasmusik hatte das Orchester im Gepäck: Die „First Suite in Es“ schrieb Gustav Holst 1909 und ebnete damit den Weg für eigens für Blasorchester geschriebene Musik.
Spannender musikalischer Vortrag
Ohne Pausen folgten Chaconne, Intermezzo und Marsch im mitreißenden Spiel. Weiter ging es mit Medleys bekannter Filmmusiken, „The Rock – Fels der Entscheidung“ von 1996 mit unheilvollem Beginn oder mit der Enrico Morricone-Filmmusik, etwa zu „Spiel mir das Lied vom Tod“. Das ist Musik mit sattem sinfonischem Gestus, kecken Klarinetten und authentischem Hufgetrappel in der Western-Musik, mit Anklängen an viele Stile und mit hohen Anforderungen an die rhythmische Sicherheit.
Ebenso spannungsreich gestaltete das Orchester die Filmmusik zu „Der Glöckner von Notre Dame“ von 1997, die einen Oscar erhielt, wie Mario und Luise, die beiden Moderatoren aus Orchesterreihen, sachkundig erläuterten. Fast sah man die berührenden und gruseligen Bilder des Films vor sich, so spannend war der musikalische Vortrag. Und „Jambo Africa“ von Mario Bürki entführte nach Afrika: Rieselnder Regen, keckernde Vogelrufe und Eingeborenen-Gesänge begleiteten die schmissigen Melodien über rhythmischen Bordunen. Das war Musik, die über das Ohr gleich in die Beine fuhr und zum Tanzen aufforderte.
Ein Geschenk für den Dirigenten
Zum Schluss überreichte das Orchester seinem „Major General Kuno Rauch“ einen Schottenrock als Einstimmung auf die Orchesterreise. Wie man ihn anlege, werde er sicher bald lernen, gestand der Dirigent schmunzelnd. Natürlich wollte das Publikum das Orchester nicht gehen lassen und durfte bei „Can‘t take my eyes off you“ den Rhythmus mitklatschen und lauschte ergriffen dem innigen „Highland Cathedral“, der heimlichen schottischen Nationalhymne, als passende Zugaben.