Radolfzell-Böhringen Der Narrenspiegel vor ausverkauftem Haus, der Kinderball mit vielen Besuchern auch von außerhalb, die Straßenfasnacht mit begeistertem Publikum, viele neue, junge Gesichter im Verein, ein komplett besetzter und engagierter Elferrat wie ihn heute nur noch wenige Zünfte vorweisen können sowie solide Finanzen. Ortsvorsteher Jürgen Keck brachte an der Generalversammlung des Böhringer Narrenvereins diese Bilanz auf den Punkt. Er sprach von einer „tollen Zunft“ und bedankte sich für die vielen Aktivitäten im Ort, „die die Dorfgemeinschaft zum Leben bringen“, insbesondere auch Veranstaltungen unterm Jahr wie das Maibaumstellen mit Hock, das traditionelle Moschtfescht, Halloween am Vereinshaus, das Adventsfenster oder neu das Osterfeuer der Jungholzer.
Elferratssprecher Thomas Giesinger hob als besondere Neuigkeit der vergangenen Fasnet hervor, dass für die gelungene Samstagabend-Veranstaltung statt „Närrischer Abend“ erstmals wieder der Titel „Narrenspiegel“ gewählt wurde – auch als Ansporn für die Zunft, stärker an das anspruchsvolle Bühnenprogramm in früheren Jahren anzuknüpfen. Er betonte, dass die Fasnet 2025 sowohl im Verein als auch vom Publikum als besonders stimmungsvoll bezeichnet wurde. Man freue sich auch, dass es in der Zunft seit der vergangenen Fasnet eine Kinder-Trommler-Gruppe gebe, die mit viel Freude im Dorf und an den Umzügen unterwegs sei. Eine Herausforderung stellten angesichts vieler älterer Mitglieder die Arbeitsdienste dar. Hier müsse man nach Lösungen suchen. Auch appellierte er an die Mitglieder, in der Fasnachtswoche Urlaub zu nehmen. Hingegen lobte Giesinger die Bereitschaft der Mitglieder, im Elferrat mitzuwirken oder Verantwortung in Gruppen zu übernehmen, was sich an diesem Abend auch bei den Neuwahlen bestätigte.
Die gute Entwicklung, die der Verein in den vergangenen Jahren aufgenommen hat, spiegelte sich auch bei der Verabschiedung von zwei langjährigen Elferräten wider. So würdigte Thomas Giesinger das große Engagement von Tobias Graf, der in den Verein hineingeboren wurde, als Kind dort aufwuchs und seit 2012 dem Elferrat als Beisitzer angehörte, zwischendurch zwei Jahre Vizepräsident war, vor allem aber als Stückeschreiber und Schauspieler den Narrenspiegel mitprägte. Er war laut Giesinger auch ein besonderer „Kümmerer“ für die Trommler und Kanonebutzer im Verein und zuletzt rief er die neue Kinder-Trommler-Gruppe ins Leben. Dafür spendete die Versammlung großen Beifall.
Was sich schon emotional am Ende des Narrenspiegels ankündigt hatte, als Thomas Giesinger sich aus der Regie verabschiedete, fand nun in der Verabschiedung als vertretungsberechtigter Elferrat im vierköpfigen Leitungsteam seine Fortsetzung. Elferratskollege und Kassier Nico Winter ließ die ungewöhnliche Fasnachtskarriere Thomas Giesingers Revue passieren. Erst mit über 42 Jahren trat er 2007 in den Verein ein und wirkte gleich beim Narrenspiegel mit. Ab 2012 engagierte er sich mit viel Leidenschaft im Elferrat. In den schwierigen Vereinsjahren 2026/17, mit einem großen Umbruch in der Vorstandschaft und Mitgliederschwund, wurde er in die engere Vorstandschaft gewählt und trug als Krisenmanager, so Nico Winter, maßgeblich dazu bei, dass die Zunft sich danach wieder besser entwickelte. Seine Handschrift trug nicht nur das Konzept des Närrischen Abends als Ersatz für den Narrenspiegel, der mangels Akteuren nicht mehr zustande kam, sondern auch das besondere Vorstandsmodell.
Bekanntlich hat die Böhringer Zunft keinen schwer zu besetzenden Präsidenten-Posten und auch keinen Vize, sondern einen elfköpfigen Vorstand, bestehend aus Beisitzern und einem vierköpfigen Leitungsteam aus gleichgestellten Elferräten. So wird die Last auf mehrere Schultern verteilt. Vor allem aber habe sich Thomas Giesinger mit viel Herzblut in den Vorstand eingebracht und immer einen ruhigen Kopf bewahrt, so Nico Winter. Für viele sei er das Gesicht des Vereins. Unvergesslich sei auch seine Mitglieder-Ehrungen in der Corona-Zeit, für die Giesinger sich im Elferratshäs aufs Fahrrad schwang und die Jubilare besuchte. Die Laudatio für Thomas Giesinger mündete in langanhaltendem Beifall, dazu schmetterte ihm das Publikum gleich dreimal seinen Lieblings-Narrenruf „Bengelschiesser mit Kanone“ entgegen.
Die Neuwahlen gingen trotz geheimer Wahl zügig über die Bühne. Als neues vertretungsberechtigtes Elferratsmitglied rückt die bisherige Beisitzerin Peggy Jahn in die engere Vorstandschaft nach. Das Gremium besteht nun zudem aus dem wiedergewählten Schatzmeister Nico Winter sowie Kim Wiegand und Alessa Mengele, die beide erst nächstes Jahr neu zur Wahl stehen. Von den sieben Beisitzern waren dieses Jahr vier neu zu wählen. Sabine Maronn und Jesco Kutschera wurden in ihren Ämtern bestätigt. Neu hinzu kommen Ronja Graf und Häswartin Isabell Kutschera. Die Beisitzer Simone Wicht, Heiko Fahr und Nese Schellinger müssen erst im nächsten Jahr wieder neu gewählt werden.