Sie wollen mit über 100 Musikern das Münster zum Klingen bringen und allgemein das Thema Freiheit unter die Leute bringen: Im Rahmen des Bodenseefestivals sind vier kulturelle Höhepunkte in Radolfzell geplant. Das Festival findet vom 17. Mai bis 9. Juni an 20 Orten rund um den Bodensee statt, die 70 Veranstaltungen stehen unter dem Motto Freiheit. In Radolfzell treffen dafür lokale Künstler auf externe und eine Lesung ergänzt drei Konzerte.

Vorab stellten die Beteiligten in der Christuskirche vor, was die Besucher erwartet. Dabei zeigte sich Sarah Baltes, seit Ostern die kommissarische Geschäftsführerin des Festivals, beeindruckt von der Kirche, in deren Räumlichkeiten zwei Konzerte stattfinden. Sie freue sich auf ein „kompaktes und tolles Programm“. Oberbürgermeister Simon Gröger, der seit Dezember selbst im Aufsichtsrat des Festivals sitzt, sagte: „Ich freue mich, dass so viele Veranstaltungen in Radolfzell stattfinden. Das Bodenseefestival verbindet inhaltlich und auch die Menschen über die Grenzen, Kulturbereiche und Konfessionen hinweg.“

Motto geht auf Bauernkriege zurück

Das diesjährige Motto Freiheit geht laut Baltes auf die Bauernkriege im 16. Jahrhundert zurück, die sich in diesem Jahr zum 500. Mal jähren. In diesem kämpften die Bauern für Freiheit und Mitbestimmung. Das Besondere: Die Auftaktveranstaltung des Festivals am 17. Mai in Friedrichshafen ist daher auch erstmals kein Konzert, sondern ein Theaterstück zu den Bauernkriegen, so Baltes.

Das Programm: Auftakt im Münster am 18. Mai

Den Auftakt in Radolfzell macht dann am Sonntag, 18. Mai, das Konzert „Klingende Epochenwende“. Dabei bringt die Hochschule für Musik Trossingen über 100 Musiker ins Münster, wo sie ab 19 Uhr die „Vespro della Beata Vergine“ (Marienvesper) von Claudio Monteverdi aufführen werden. Die Marienvesper markierte 1610, so Anton Steck, einen Wendepunkt in der Kirchenmusik, indem er die traditionelle Vielstimmigkeit mit der neuen Freiheit der „Seconda prattica“ verband.

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Das besondere an dem Konzert ist laut Emanuel Werres von der Musikhochschule Trossingen die Interdisziplinarität sowohl bei den Schülern als auch den Lehrenden. Zu den über 100 Musikern aus Trossingen komme die Unterstützung des Chores aus Tübingen. Für viele Schüler sei es der erste Auftritt in einem solchen Konzert. „Das wird eine lebendige Aufführung mit vielen jungen Leuten“, verspricht Werres. Und Pfarrer Heinz Vogel freut sich bereits darauf, dass „das Münster wieder ins Klingen kommt“. Der Eintritt kostet je nach Kategorie zwischen 16 und 40 Euro.

Radolfzeller Musiker entführen ins Wien des 18. Jahrhunderts

Am Freitag, 30. Mai, findet das Konzert „Wien – Stadt der Träume und der Freiheit“ statt. Hierbei treten die Radolfzeller Anton Steck an der Violine und Christina Kobb am Fortepiano ab 20 Uhr in der Christuskirche auf. Sie entführen laut Ankündigung ins Wien des 18. Jahrhunderts. „Freiheit wird täglich wichtiger, dieses Motto trifft daher einen Nerv“, so Steck, der bereits 1992 und 1994 auf dem Festival gespielt hat.

Die beiden spielen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn, Franz Schubert Sonatine und Ludwig van Beethoven. Laut Christina Kobb stünden alle vier Musiker für Freiheit. Denn in der damaligen Zeit, in der Musiker meist exklusiv an Höfen spielten, hätten diese vier sich die Freiheit genommen, freiberuflich auch anderswo zu spielen. Der Eintritt hierfür kostet 25 Euro, ermäßigt 15 Euro.

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Ebenfalls aus der Region stammt das Konstanzer Vokalensemble UniSono, das am Freitag, 6. Juni, um 20 Uhr auch in der Christuskirche das dritte Radolfzeller Konzert mit dem Titel „Fear not“ spielen wird. Laut Kultur-Fachbereichsleiter Erik Hörenberg ist UniSono ein „Amateurchor auf ganz hohem musikalischem Niveau“. Der Titel solle einen musikalischen Hoffnungsschimmer in Zeiten von Kriegen, Umweltzerstörung und gesellschaftlicher Polarisierung entgegensetzen. Der Eintritt kostet 20 Euro, mit Ermäßigung 15 Euro.

Lesung in der Stadtbibliothek

Abgerundet wird das Programm durch die Lesung „Alchemie des Lebens“. Diese findet schon am Mittwoch, 4. Juni, um 19.30 Uhr statt. Die freie Autorin Marica Bodrožić wird in der Stadtbibliothek Auszüge aus ihrem Roman „Das Herzflorett“ lesen. In dem Buch gehe es um persönliche und politische Freiheit.

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Laut Petra Wucherer, Leiterin der Stadtbibliothek, kam die Autorin als Kind wegen des Balkankrieges aus Herzegowina nach Deutschland und habe eine schwierige Kindheit gehabt, die sie im Buch verarbeite. Dessen Protagonistin Pepsi habe Ähnliches erlebt und finde erst mit einem mutigen Neuanfang einen Platz, Selbstermächtigung und Freiheit. „Es wird eine schöne und berührende Lesung“, so Wucherer. Der Eintritt liegt bei 10 Euro, ermäßigt 6 Euro.

Hier gibt es Tickets

Der Vorverkauf für alle Veranstaltungen findet in der Tourist-Information sowie online über Reservix statt. Zudem gibt es Karten an der Abendkasse. Laut Kulturbüroleiterin Christine Steiert laufe der Vorverkauf jedoch gut und im vergangenen Jahr sei alles ausverkauft gewesen. „Es lohnt sich also, sich rechtzeitig um Tickets zu bemühen“, so Steiert.