Die Sparkasse Hegau-Bodensee bekennt sich zwar zum Standort in Radolfzell. Leicht wird es der Bank allerdings nicht gemacht, den Standort innerhalb der Stadt selbst zu wählen. So zumindest das Empfinden des neuen Vorstandsvorsitzenden Jens Heinert. Nach seiner Ansicht könnte man mit den Planungen und Vorbereitung für den Neubau am neuen Wunschstandort der Sparkasse, außerhalb der Altstadt, schon weiter fortgeschritten sein. Seit Frühjahr 2023 steht fest, dass die Sparkasse umstrukturieren möchte und wird.

Doch der Gemeinderat in Radolfzell habe eigene Vorstellungen davon, wie und wo die Sparkasse am besten platziert wäre. Immer wieder ist im Gemeinderat darüber auch öffentlich diskutiert worden. Gerne würde man die Sparkasse innenstadtnah behalten. Dabei stelle der Gemeinderat Forderungen auf, die aus Sicht der Sparkasse überzogen seien: „Alles können wir auch nicht mitmachen. Irgendwann muss man auch mit Konsequenzen rechnen“, sagte der im Juli scheidende Vorstandsvorsitzende Alexander Endlich.

Filiale in der Höri-Straße wird am meisten frequentiert

Das Unternehmen möchte im Rahmen einer lang angelegten Umstrukturierung in Radolfzell einen Neubau errichten. Der sollte sich idealerweise nicht mehr direkt am Marktplatz, sondern an einem leichter zugänglichen Ort befinden, wie Jens Heinert erklärte. „Wir favorisieren den Bereich zwischen dem BEZ-Kreisel und der Mooser Brücke“, führte er weiter aus.

Die bestehende Filiale an der Höristraße sei bereits jetzt die am stärksten frequentierte innerhalb von Radolfzell. Vor allem die leichte Zugänglichkeit samt Parkmöglichkeiten mache den Standort zu einer attraktiveren Adresse als die ausschließlich zu Fuß zu erreichbare Filiale am Marktplatz.

Das könnte Sie auch interessieren

Viele der ursprünglich genutzten Räumlichkeiten in der Innenstadt hat die Sparkasse mittlerweile an die Stadt Radolfzell vermietet, die dort unter anderem den Fachbereich Stadtplanung untergebracht hat. Der bereits in Gesprächen mit dem Gemeinderat kommunizierte Standort der Esso-Tankstelle und Graf Hardenberg bleibt für die Sparkasse weiterhin die erste Wahl, wie Jens Heinert betont. Dort möchte die Sparkasse ein mindestens drei- bis vierstöckiges Gebäude errichten. Eine Tiefgarage sei aufgrund des schwierigen Untergrunds eher nicht sinnvoll.

Große Filialen und Selbstbedienungs-Boxen

Hintergrund ist die bereits vor zwei Jahren beschlossene Umstrukturierung der Sparkasse Hegau-Bodensee. Einige Filialen sollen modernisiert und vergrößert werden, andere dafür nur noch ein digitales Angebot haben. Demnach möchte man an insgesamt sechs Standorten Besucherfilialen einrichten, die ähnlich den sogenannten Flagship-Stores großer Marken ein besonders angenehmes Ambiente und viel Service bieten sollen.

Drei davon befinden sich in Singen, wo die Sparkasse Hegau Bodensee auch ihren Hauptsitz hat. Weitere sollen sich in Radolfzell, Rielasingen und Stockach finden. Darüber hinaus soll es an allen bisher bestehenden Filialstandorten sogenannte Service-Boxen geben, in denen die Kunden ihre Bankgeschäfte wie gewohnt erledigen können. Für Beratungen müsste dann einer der genannten sechs Hauptstandorte aufgesucht werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Für eine Bank wie die Sparkasse sind die anstehenden Investitionen für den geplanten Filialumbau alles andere als ein Pappenstiel. Allein für den Neubau in Radolfzell taxiert Jens Heinert Kosten von 30 bis 40 Millionen Euro, wie er erklärte.

Mit den geplanten Investitionen, die die Sparkasse Hegau-Bodensee im April 2023 unter dem Titel „zukunftsfest“ beschlossen habe, möchte man dem Wandel im Geld- und Zahlungsverkehr nachkommen und gleichzeitig die Position als Beraterbank vor Ort stärken. „Wir haben nicht nur eine mehrfach ausgezeichnete App, sondern wollen auch Nähe zeigen und mit der Beratung vor Ort sein“, erklärte Jens Heinert.

Stellenabbau ist nicht geplant

Für die Entscheidungen und Anpassungen sind aber nicht nur das veränderte Kundenverhalten, sondern auch der selbst im Bankgeschäft vorkommende Fachkräftemangel verantwortlich. So falle es zunehmend schwer, Nachwuchs zu finden, und es werden mittlerweile sogar fachfremde Personen in die Berufe eingelernt, wie Endlich berichtete. Die Sparkasse Hegau-Bodensee wird daher auf keinen seiner aktuellen Mitarbeiter verzichten können – trotz der anstehenden Filialschließungen in den nächsten Jahren. „Wir sind froh, dass wir unsere Mitarbeiter haben“, ließ Jens Heinert in diesem Zusammenhang wissen.

Wie lange es dauert, bis vor Ort statt der bisherigen Filialen eine Service-Box steht und die sechs großen Beratungszentren installiert sind, hängt also primär von den Entscheidungen im Radolfzeller Gemeinderat ab – zumindest was die Filialen in der Stadt angeht. Die Pläne der Sparkasse sehen vor, dass am Marktplatz auch nach einem Auszug eine Service-Station erhalten bleibt, womit sich für Kunden kaum etwas ändere. Erst wenn es einen Neubau gibt, kann man die Filialen an den anderen Standorten in der Höristraße, in Moos, Gaienhofen und Öhninen durch die Stationen ersetzen.