Es war ein Versuch wert. Um den Wegzug der Sparkasse Hegau-Bodensee aus der Radolfzeller Innenstadt abzufedern und die frequenzbringende Bankfiliale wenigstens in der Nähe der Innenstadt zu halten, hat die Stadt den Vorständen einen alternativen Standort angeboten: die Aurelis-Linse, das Bahnareal entlang der Friedrich-Werber-Straße zwischen Bahnhof und der Mooser Brücke. Aktuell ist die Aurelis-Linse ein Schotterparkplatz.

Sparkasse hält am geplanten Standort fest

Doch trotz der zentralen Lage möchte die Sparkasse weiter an dem Plan festhalten, den geplanten Neubau an der Höristraße zu realisieren – anstelle der Tankstelle. In einer nicht-öffentlichen Sitzung hat der Gemeinderat versucht, den Sparkassen-Vorständen Alexander Endlich und Jens Heinert den Standort nahe Bahnhof schmackhaft zu machen. Allerdings ohne Erfolg, wie Angelique Augenstein, Leiterin des Dezernats nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität, in der jüngsten Gemeinderatssitzung erklärte.

Kommt aus Sicht der Sparkasse nicht als künftiger Standort in Frage. Die Aurelis-Linse, auf der sich unter anderem diese Freifläche ...
Kommt aus Sicht der Sparkasse nicht als künftiger Standort in Frage. Die Aurelis-Linse, auf der sich unter anderem diese Freifläche befindet. Im rechten Bildhintergrund ist die Bebauung des Seevillenparks zu erkennen. | Bild: Jarausch, Gerald

Die Höristraße biete laut Sparkasse eine bessere Erreichbarkeit, gerade für die Kunden von der Höri, und auch die Mitarbeiter der Bank würden diesen Standort als zukünftigen Arbeitsplatz favorisieren.

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Weil die Standortfrage laut Augenstein nicht mehr zur Diskussion steht, hat die Stadt für das Bauprojekt an der Höristraße einige Prämissen erstellt. Zum einen soll die Sparkasse Hegau-Bodensee für das Gebäude eine Mehrfachbeauftragung vornehmen. Ein Architektenwettbewerb solle die städtebauliche Qualität des Neubaus sicherstellen. „Die Frage muss sein: Was verträgt dieser Standort?“, so Augenstein. Der Baukörper solle sich gut in die vorhandene Bebauung einfügen.

Gutes Planungsmittel oder Hindernis?

Zu Mehrfachbeauftragungen wurden im Gemeinderat dann unterschiedliche Stimmen laut. Siegfried Lehmann (Freie Grüne Liste) plädierte für klare Vorgaben, die man den teilnehmenden Architekturbüros machen müsse. Jürgen Keck (FDP) empfand eine Mehrfachbeauftragung als Hindernis für Investoren. „Investoren wandern auch durch unser Zutun ab“, so sein Fazit. Solche Vorgaben würden wichtige Projekte nur verzögern, die Sparkasse solle einen Entwurf anfertigen lassen und diesen vorstellen, so Keck.

Angelique Augenstein verwies hingegen auf den Ablauf ohne Mehrfachbeauftragung: „Dann dreht das ein paar Runden durch den Gestaltungsbeirat und das ist nicht zwingend schneller.“

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Als weitere Voraussetzung verlangt die Stadt den Erhalt der Grundversorgung durch die Sparkasse in der Innenstadt in Form von SB-Terminals und Geldautomaten. Diesen Punkt hatte die Sparkasse Hegau-Bodensee allerdings von Anfang an fest zugesichert. Für die alltäglichen Bankgeschäfte und die Bargeldversorgung werde weiterhin auch in der Innenstadt gesorgt sein.

Kreisverkehr soll neu gestaltet werden

Als weiteren Punkt hat die Stadtverwaltung den Umbau des Kreisverkehres Höristraße/Böhringerstraße auf die Liste gesetzt. „Der Verkehr ist heute schon an der Stelle schwierig“, so Angelique Augenstein. Eine Bedingung für den Neubau der Sparkasse könnte sein, dass ein Teil des Grundstücks für die Umgestaltung des Kreisverkehrs genutzt wird.

„Die Frage muss sein: Was verträgt dieser Standort?“ Angelique Augenstein, Leiterin des Dezernats für nachhaltige ...
„Die Frage muss sein: Was verträgt dieser Standort?“ Angelique Augenstein, Leiterin des Dezernats für nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität | Bild: Marinovic, Laura

Das Gebäude am Marktplatz möchte die Stadt von der Sparkasse kaufen. Über die Nutzung war man sich im Gemeinderat nicht einig. Die Verwaltung würde gerne dort einziehen und Abteilungen zusammenführen. „Durch städtische Mitarbeiter entsteht auch wieder mehr Frequenz in der Innenstadt“, ist sich Augenstein sicher. Andere Stadträte wie Helmut Villinger (CDU) sehen in dem Gebäude eine Chance, dort etwas für die Stadt anzusiedeln, was mehr Nutzen für Besucher hat als nur ein Verwaltungsgebäude.

Bahnhofsareal soll endlich entwickelt werden

Obwohl von der Sparkasse abgelehnt, möchte die Stadt das Thema Bebauung des Bahnhofsareals wieder in den Fokus rücken. Ein Ideenwettbewerb gewann im Jahr 2020, damals noch unter Oberbürgermeister Martin Staab, das Büro bb22 Architekten und Stadtplaner aus Frankfurt am Main. Diese skizzierten einen ersten Entwurf, was auf dem Gelände Kapuzinerareal/Aurelis-Linse möglich sein könnte. Seitdem ist aber nicht viel mehr passiert.

„Dazu ist das Areal zu wichtig.“ Helmut Villinger, CDU
„Dazu ist das Areal zu wichtig.“ Helmut Villinger, CDU | Bild: Marinovic, Laura

Mit dem Wegzug der Sparkasse Hegau-Bodensee aus der Innenstadt möchte die Verwaltung diesen Faden wieder aufgreifen und das Areal entwickeln. Diesen Vorschlag wollte der Gemeinderat dann aber doch nicht an den Beschluss der Sparkasse geknüpft haben. „Dazu ist das Areal zu wichtig“, so Villinger. Er forderte einen separaten Tagesordnungspunkt, um sich damit zu beschäftigen.