Radolfzell Zwei Stunden pures Musik-Vergnügen aus beinahe allen Genres der symphonischen Blasmusik wurden beim Frühjahrskonzert vor einem begeisterten Publikum im ausverkauften Milchwerk präsentiert. Mitreisend, anspruchsvoll und hochklassig zeigten das Kids-BO (Kinderblasorchester der Musikschule), das Jugendblasorchester (JBO) und die Stadtkapelle Radolfzell ihr Können und ihre Spielfreude mit einem Frühjahrskonzert der Sonderklasse.

Das Kids-BO ist das Anfängerorchester der Radolfzeller Musikschule für ein Blasmusikorchester mit Percussion. Die jungen Musiker sind im Alter von neun bis 14 Jahren. Manche sammelten beim Konzert ihre ersten Erfahrungen auf einer Bühne. Voller Enthusiasmus eröffneten die 35 Kinder unter der Leitung der Dirigentin Christina Goldstein das Frühjahrskonzert mit der „Arrow Head Ouvertüre“ (Pfeilspitzen-Ouvertüre) von Jerry Williams. Die entzückende Ouvertüre mit leichtem US-amerikanischem Flair zählt als Motivator und als Favorit für Konzert- und Wettbewerbsauftritte für junge Ensembles. Das Kids-BO erhielt für die Interpretation einen donnernden Applaus aus dem Publikum. Mit ihrem zweiten Stück „Siyahamba“ von Luigi di Ghisallo eroberte das Kids-BO die Herzen des Publikums. Dabei handelt es sich um eine Darbietung eines südafrikanischen und mündlich überlieferten Zulu-Lieds.

Energiegeladen stieg das Radolfzeller Jugendblasorchester (JBO) unter der Leitung des Dirigenten Kuno Rauch mit dem Werk „Sedona“ von Steven Reineke in die zweite Runde des Konzerts der Kernstadt-Blasmusik-Orchester ein. Die Komposition von Steven Reineke ehrt die amerikanische Stadt Sedona im Norden Arizonas. Das Werk ist kraftvoll und dynamisch und steckt voller zeitgenössischer Melodien, Harmonien und Rhythmen. Mit seinen zahlreichen kurzen Solo-Passagen eignet es sich besonders für Holzbläser. Das JBO setzte mit diesem Werk gleich zu Beginn einen hohen Standard, den es mit Bravour erfüllte und im weiteren Verlauf fortführte. Die Blechbläser im JBO samt deren Solisten konnten in einem Medley des Musicals „Starlight Express“ von Andrew Lloyd Webber ihr Können präsentieren.

Das Oberstufen-Medley arrangiert von Jerry Novak bot dem Publikum einen Querschnitt populärer Musikstile, den es mit langem Applaus belohnte. Eric Osterling hat gleich mehrere Konzertmärsche komponiert, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Sein Stück „Bandology“ zeichnet sich besonders durch seine Harmonien und interessanten Fanfarenrhythmen aus. Die Spielfreude im JBO und der Applaus aus dem Publikum zeigten, dass Osterlings Werk Jung und Alt gleichermaßen begeistern kann. Mit der oscarprämierten Filmmusik aus dem Disney-Film „König der Löwen“ des deutschen Komponisten Hans Zimmer rundete das JBO seinen Beitrag für das Konzert fulminant ab. Deren Zugabe „Can‘t Take My Eyes From You“ pfiffen viele in der Konzertpause noch lange nach.

Der mehrfache Oscar- und Grammy-Gewinner John Williams zählt seit den 1970er-Jahren zu den weltweit bekanntesten, erfolgreichsten und einflussreichsten Filmkomponisten. Der Komponist ist bekannt für seine Filmmusik aus „Der weiße Hai“, der „Krieg der Sterne“ und „Harry Potter“. Die Stadtkapelle Radolfzell ehrte sein Oeuvre mit einem seiner ersten großen Filmmusikerfolge von „The Cowboys“ – einem Western mit John Wayne aus dem Jahr 1972. Das Frühjahrsdebüt der Stadtkapelle unter der Leitung von Kuno Rauch war voller Kraft und weckte beim Publikum große Emotionen. Mit dem Werk „Bacchanale“ des Komponisten Rolf Rudin präsentierte die Stadtkapelle ihr Pflichtstück für den in Ulm und Neu-Ulm stattfindenden Konzertwettbewerb des Deutschen Musikfests 2025.

1961 in Frankfurt am Main geboren, zählt Rolf Rudin zu den bedeutendsten deutschen Komponisten für symphonische Blasmusik. Die Bacchanalen waren ein Fest zu Ehren des Gottes Bacchus. Das antike Fest skizziert die ausgelassene und überschäumende Trunkenheit eines Gelages. Und genau in diese trunkene Atmosphäre katapultierten die Musiker ihre Zuhörer im Milchwerk. Bis zum harmonischen Ausklang des dreiteiligen Werks hielt die Stadtkapelle Radolfzell das Publikum Note um Note emotional in Atem. Die Zuhörer quittierten die Darbietung mit einem lang andauernden Applaus.

Mit der vom Komponisten Philip Sparke verfassten „Suite From Hymn Of The Highlands“ präsentierte die Stadtkapelle Radolfzell ihren zweiten Beitrag für den Wettbewerb. Die Stadtkapelle entwarf in dem dreiteiligen anspruchsvollen Werk ein musikalisches Klangbild aus den Schottischen Highlands und stellte mit diesem Werk besonders die Solisten des Orchesters in den Vordergrund. Hier zeigte die Stadtkapelle, dass sie mit der Vielzahl ihrer Instrumente und Schlagwerke nicht nur harmonisch aufeinander abgestimmt ist, sondern auch ein rasantes Tempo aufnehmen kann und brillante Solisten in ihren Reihen hat.