Junge talentierte Musiker stehen gleich zu Beginn ihrer Karriere vor einer großen Herausforderung. Sie benötigen Instrumente, die ihr Potenzial zur vollen Entfaltung bringen. Doch gerade historische Streichinstrumente, die den klassischen Meisterwerken einen charaktervollen und warmen Klang geben, sind für fast jeden Jungmusiker unerschwinglich. Hier soll nun Abhilfe geleistet werden.

In den Räumen des Vereins Klangkultur Radolfzell wurde nämlich die Stiftung Assist gegründet. Die Treuhandstiftung unterstützt dort, wo die Begabung und die Leidenschaft junger und talentierter Musiker an ihre Grenzen stößt: mit der Leihgabe historischer Streichinstrumente. Den Grundstock für die Stiftung bildet eine Schenkung von Anton Steck. Er überlässt dem Verein Klangkultur treuhänderisch eine historische Barock-Violine aus dem Jahr 1734.

Steck lebt in Radolfzell und ist Professor für Barock-Violine und Ensembleleitung an der Musikhochschule Trossingen. Er ist mit der Barock-Violine vom Geigenbauer Francesco Emiliani besonders verbunden. Er berichtete aus eigener Erfahrung, wie schwer der Erwerb historischer Instrumente für einen Geigenvirtuosen sei. Die ersten 15 Jahre seiner eigenen Karriere habe Steck durch die Position als Konzertmeister mit Leihgeigen von Stiftungen und Freunden gespielt. Erst mit einer Professur und einem damals noch üblichen Instrumentenkredit sei ihm der Kauf historischer Geigen möglich geworden.

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Seine Karriere wäre anders verlaufen, wenn er nicht die Hilfe über Leihgaben bekommen hätte, sagte Steck. Er sehe sich nun in der Verantwortung, begabten Geigern auf ihrem Weg konkret zu helfen und auch ein Stück weit das zurückzugeben, was ihm Gutes widerfahren sei.

Feierliche Übergabe der fast 300 Jahre alten Geige

Die Stiftungsgründung und Schenkung der annähernd 300 Jahre alten Barock-Violine fand in einem feierlichen Akt in den Vereinsräumen vor rund 20 Mitgliedern und in Anwesenheit des Oberbürgermeisters Simon Gröger statt. Die neue Stiftung führt den Namen „Anton Steck Streichinstrumenten Stiftung“. Die Abkürzung „assist“ ist auch ein englisch-sprachiger Begriff, der nicht nur helfen, sondern auch fördern und unterstützen bedeutet, führte die stellvertretende Vorsitzende Christina Kobb bei der Übergabe des Instruments aus.

Mitglieder und Gäste applaudieren während des Festakts zur Gründung der Stiftung Assist dem Konzert des Stifters Anton Steck auf der ...
Mitglieder und Gäste applaudieren während des Festakts zur Gründung der Stiftung Assist dem Konzert des Stifters Anton Steck auf der barocken Violine aus dem Jahr 1734. In der ersten Reihe ist Oberbürgermeister Simon Gröger als Gastredner zu sehen. | Bild: Georg Lange

Und genau das sei der Hauptzweck der Stiftung, so Kobb weiter: „Die Förderung von begabten und herausragenden Musikern, die die Stadt Radolfzell und die Region bereichern werden.“

Stifter ist Musikprofessor in Trossingen

Der Stifter Anton Steck ist auch der Vorsitzende des Vereins KlangKultur. Die Stiftung Assist sei einzigartig, da sie künftig historische Streichinstrumente sammeln wolle und an begabte Jungmusiker verleihen werde – wie die von Steck gestiftete Violine des Geigenbauers Francesco Emiliani.

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Die Geige aus dem Jahr 1734 ist in einem sogenannten barocken Zustand. Während ihrer Entstehung hätte das Instrument einfach Violino geheißen, erklärte der Professor. Aus der heutigen Zeit betrachtet sei sie eine Barock-Violine, weil sich die Geigen im Laufe der Zeit zum Beispiel in der Länge des Halses verändert hätten, um auch große Säle bespielen zu können. Auch die Klaviere wurden im Laufe der Geschichte größer und schwerer, da sie mehr Kraft benötigten, sagte der Professor.

Die Barock-Violine sei aber nicht für die Lautstärke gebaut worden, sondern für kleine Säle wie zum Beispiel den in der Hinteren Burg oder in einem Kirchenraum. Geigenbauer Eckhard Kropfreiter führte auch in das Leben und in die Zeit des Violinen-Bauers Francesco Emiliani ein.

Förderung passt zur Musikstadt Radolfzell

Die Stiftung möchte expandieren und mehrere Instrumente erwerben. Dafür brauche der Verein als Treuhänder der Stiftung auch die Hilfe der Stadt wie von Freunden, aber auch Kontakte zu Menschen, die sich von dieser Idee begeistern lassen und die sich um andere Menschen kümmern wollen.

„Stiftungen übernehmen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft“, sagte Oberbürgermeister Simon Gröger beim Festakt. Sie ermöglichen eine langfristige Förderung und stärken das Gemeinwohl. Sie bewahren das, was wertvoll sei und entwickeln das, was die Zukunft brauche, sagte Gröger. Die Gründer seien exzellente Musiker. Was mit der Stiftung gefördert werde, sei nicht nur die musikalische Qualität, sondern auch eine Persönlichkeit und künstlerische Identität.