Wird der Musikunterricht ein Luxusgut? Diese Sorge trieb auch den Radolfzeller Gemeinderat um, als es darum ging, die Gebühren für den Unterricht an der städtischen Musikschule zu erhöhen. Denn die Verwaltung hatte eine Erhöhung von jeweils zehn Prozent in den kommenden zwei Jahren vorgeschlagen. Doch die Stadträtinnen und -räte haben sich während der Ausschusssitzungen für eine etwas moderatere Erhöhung von jeweils sechs Prozent für die nächsten Jahre ausgesprochen. Der Gemeinderat muss dem noch final zustimmen, die nächste Sitzung findet am Dienstag, 11. März, ab 16.30 Uhr statt.

Kritik an der Erhöhung von zehn Prozent

Im Vorfeld gab es viel Kritik für die vorgeschlagene Erhöhung von zehn Prozent. Der Gesamtelternbeirat der Musikschule befand die vorgesehene Entgelterhöhung als unverhältnismäßig hoch. Und auch in den Sitzungen des Ausschusses für Kultur, Bildung und Soziales sowie des Finanzausschuss sah man die von der Verwaltung vorgeschlagene Anpassung als zu hoch an.

„Wir fördern auch Sportplätze“, stellte Daniela Löchle (FGL) den Vergleich her. Auch die anderen Fraktionen sprachen sich für die geringere Erhöhung aus. Eine Einzelstunde von 45 Minuten kostet aktuell 98,20 Euro und soll ab dem 1. September 2025 dann 104,10 Euro kosten. Ab September 2026 steigen die Preise auf 110,30 Euro.

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Gerichtsurteil sorgt für höhere Kosten

Damit werden im ersten Schritt 58.000 Euro und im Folgejahr voraussichtlich 57.500 Euro eingenommen. Geld, das die Stadt dringend braucht. Durch ein Gerichts-Urteil müssen die Honorarkräfte an Musikschulen fest angestellt werden. Das bedeutet, dass die Kosten für Musiklehrer um 160.000 Euro gestiegen sind. Mit der moderaten Erhöhung von nur sechs Prozent bleibr ein jährliches Defizit von beinahe 100.000 Euro, welches die Stadt dann übernehmen muss.

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Eigentlich hatte sich der Gemeinderat 2020 dazu verpflichtet, einen Kostendeckungsgrad von 50 Prozent herzustellen. Das heißt, dass die Hälfte der Kosten für den Unterricht die Familien selbst aufbringen. Mit der nun vorgeschlagenen Erhöhung wäre man bei 39 Prozent nach der ersten Runde und im Schuljahr 2026/27 bei voraussichtlich rund 41 Prozent.

Bläserklassen sollen kostenfrei bleiben

Ebenfalls diskutiert wurde die Bläserklasse, eine Kooperation mit der Gerhard-Thielcke-Realschule, die es bereits seit neun Jahren gibt. Das Angebot war bisher kostenfrei. Der Vorschlag der Verwaltung war, ab September dieses Jahres eine monatliche Gebühr von 35 Euro einzuführen. Damit könnte man weitere 13.000 Euro pro Jahr einnehmen. Hier setzte sich unter anderem Markus Zähringer (SPD), Schulleiter des Berufschulzentrum Radolfzell, dafür ein, dass die Bläserklasse weiterhin kostenfrei bleibt. Der Zugang aller Schülerinnen und Schüler unabhängig vom Geldbeutel sei ein „Beitrag zur Bildungsgleichheit“, so Zähringer. Letztlich gab der Ausschuss auch die Empfehlung, diese geplante Gebührenerhöhung zu streichen.

In der Musikschule werden mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler ausgebildet. Laut der Leiterin der Musikschule, Christina Burchardt, seien alle Klassen gut ausgelastet, für einige Fächer gebe es Wartelisten.