Gabi und Holger Weisser haben sich von Pfaffenweiler auf den Weg gemacht zum Honberg. Dunkle Wolken über dem Tuttlinger Hausberg haben sie nicht davon abgehalten, zum Ende des Tuttlinger Open-Air-Festivals in den Nachbarlandkreis zu fahren. Die beiden anderen Gewinner der SÜDKURIER-Aktion mussten wegen Erkrankung leider kurzfristig absagen.
Ein spannendes Treffen
Zwei Stunden vor dem Konzert besteht für die Gewinnspielsieger die Möglichkeit, den Protagonisten des langen Abends kennenzulernen. Sie treffen beim Meet & Greet auf einen jungen Künstler, der nach seinem umjubelten Auftritt von 2024 gleich noch einmal zum Honberg-Sommer eingeladen wurde.
Der Niederösterreicher ist offen; schnell entwickelt sich ein ungezwungenes Gespräch. Eder berichtet, mit seinen fünf Bandmitgliedern im relativ kleinen Bus angereist zu sein. „Da muss man sich schon mögen“, schmunzelt der 26-Jährige.
Das Touren bedeutet für Eder und seine Band nicht nur Pflicht. Er berichtet davon, dass sie bereits einen Tag vor ihrem Auftritt angereist sind. In Tuttlingen ging es dann in die Sommerau zum Kegeln, und auch ein Tennismatch stand auf dem Programm.
„Der ist total nett“, sagt Gabi Weisser. Keine Allüren, kein Eile, den Termin hinter sich zu bringen.
Ehrliche Einblicke
Eine halbe Stunde sitzen die Weissers gemeinsam mit anderen Gewinnern des Meet & Greet zusammen und erfahren so einiges über den Alltag eines Künstlers, der vor fünf Jahren alles auf eine Karte gesetzt hat, wie er berichtet – und beinahe gescheitert wäre.
Nach Abbruch seines Studiums entschied er sich für die Musik, doch der vermeintliche Karrierestart fiel mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammen. „Ich saß auf 30.000 Euro Schulden“, erinnert sich Eder. Doch im zweiten Anlauf klappte es: Auftritten vor 40 Besuchern folgen ganz schnell Gigs vor Tausenden.

Lange Schlange vor dem Einlass
In Tuttlingen passen nicht mehr als etwa 1200 Menschen in das Zirkuszelt, das seit mittlerweile mehr als drei Jahrzehnten immer in den letzte Schulwochen vor den großen Ferien auf dem Honberg aufgebaut wird. Das Konzert ist ausverkauft, das Publikum sehr viel jünger und der Frauenanteil sehr viel höher, als sonst auf dem Honberg üblich. Bereits 90 Minuten vor dem Konzert bildet sich eine endlose Schlange vor dem Einlass: Alexander-Eder-Fans wollen ihrem Star nahe sein.

Im Konzert setzt sich nahtlos fort, was sich bereits während des Treffens vor dem Konzert andeutete: Alexander Eder hat sein Publikum sofort hinter sich, die Stimmung ist prächtig. Viele sind ähnlich textsicher wie er selbst und singen die Lieder von vorne bis hinten mit. Die meisten bleiben im Zelt, der Biergarten davor ist weniger frequentiert als sonst. Wer einen guten Platz vor der Bühne ergattert hat, gibt diesen nicht so einfach auf.
Wer Alexander Eder bei seinem Auftritt erlebt, kann nachvollziehen, warum es keinen Plan B für sein Leben gab, wie er zuvor noch im Gespräch berichtet hatte.
Trotzige Lieder
Seine Lieder über gelungene und gescheiterte Beziehungen – oft trotzig, bisweilen romantisch – oder über die Kunst, in schwierigen Zeiten seinen Weg zu gehen, treffen den Nerv des Publikums. „Ganz normal gestört“, immerhin allein auf You Tube 5,4 Millionen Mal gestreamt, beschreibt ein Stückweit seine Lebenseinstellung: eine rebellische Haltung und die Freude daran, aus der Reihe zu tanzen, aber eben nicht ganz aus dem Ruder zu laufen.
Während die schwarzen Wolken über den Honberg ziehen, heizt sich das Zelt immer mehr auf – sowohl, was die Temperaturen angeht als auch die Emotionen. Alexander Eder wirbelt wie ein Derwisch über die Bühne, es gibt keinen Moment des Stillstands, was den Fotografen die Sorgenfalten auf die Stirn treibt.
Überraschende Pyrotechnik
Nicht immer haben es Künstler leicht, das Publikum auf dem Honberg zum Mitmachen zu animieren. Für den Österreicher kein Problem: Seinen Ansagen wird begeistert gefolgt, und nur beim getrennten Mitsingen von Frauen und Männern wird deutlich, dass die weiblichen Fans klar in der Mehrzahl sind. Der Männerpart gerät reichlich verhalten.
Zwischendurch gibt es sogar Feuerwerk, als sei auf der Bühne nicht schon genug geboten. „Ich habe extra dafür einen Kurs gemacht“, sagt Eder vor dem Konzert. Seine Managerin lächelt milde: „Das gibt es nicht, was der alles macht“, sagt sie.
Für sie wird es wieder mal ein Abend mit spätem Ende: Während des Konzerts verspricht Alexander Eder, länger zu bleiben, um Autogramme zu geben und für Selfies mit den Konzertbesuchern. Keine leere Versprechung: Bis 1.30 Uhr bleibt der Österreicher und erfüllt die Wünsche der Fans, vermeldet der Veranstalter am nächsten Tag.