Das Jahr hat für die Narrizella Ratoldi schon einiges bereitgehalten: Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie konnte ohne Einschränkungen Fasnacht gefeiert werden. Da verwunderte es auch nicht, dass das Thema Fasnacht bei der jüngsten Hauptversammlung des Narrenvereins eine große Rolle spielte. So betonte Zunftmeister Sascha Hain, dass die Veranstaltung in diesem Jahr eine gute mit prächtiger Stimmung gewesen sei. Der Radolfzeller Oberbürgermeister, Simon Gröger, habe sich in seiner Premiere bei der Fasnacht bewährt. Der Zeller Narrenball löste den in die Jahre gekommenen Bürgerball ab. Doch bei der Besucherzahl gebe es seines Erachtens noch Optimierungsbedarf nach oben, um deutlich über die 500 Besucher hinauszukommen.

Die zweite Verbrennung der Fasnacht am Konzertsegel bezeichnete Sascha Hain als gelungen, eine gegenteilige Meinung äußerte später der Präsident, Martin Schäuble. Der Narrenspiegel kam in diesem Jahr nach drei Jahren Pause endlich wieder zurück, konnte aber noch nicht die erwarteten Besucherzahlen verzeichnen.

Narrizella-Präsident Martin Schäuble blickte neben der Fasnacht auch auf andere Veranstaltungen zurück. Das Gässlefescht, das 2022 als Alternative zum Altstadtfest organisiert worden war und auch schon von Sascha Hain gelobt wurde, lief auch aus seiner Sicht super, jedoch sei die Werbung hierfür sehr teuer gewesen. Der Zunfthaussommer sei finanziell gut gelaufen und auch der Fasnachtsauftakt der Weibsbilder sei ein großer Erfolg gewesen.

Vieles soll auf den Prüfstand

Um die Fasnacht in Zukunft entsprechend bewältigen zu können, fragte der Narrizella-Präsident seine Mitglieder: Was können wir machen? Denn das Jahr 2023 berge Herausforderungen, so Martin Schäuble. Man müsse jetzt vieles anschieben, aber auch einiges vergessen, wenn es auf dem Prüfstand versage. Man müsse sich fragen, welche Veranstaltung unbedingt stattfinden müsste und welche nicht. Und auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Radolfzell werde aus seiner Sicht in diesem Jahr anstrengender werden, da es dort sehr viele neue Gesichter gebe. Der neue Oberbürgermeister kenne die Fasnacht als solche nicht aus der Praxis. Das werde künftig also noch mehr Engagement und Überzeugungsarbeit erforderlich machen.

Die Freiluft-Veranstaltungen liefen bei der jüngsten Fasnacht gut, aber der Andrang bei den Saalveranstaltungen war laut Martin Schäuble noch deutlich zurückhaltend. Das liege daran, dass die Fasnacht 2023 sowohl für die Besucher als auch für die Veranstalter teurer geworden sei. Das Besucherverhalten hat sich nach Angaben von Martin Schäuble verändert. Das habe zur Fasnachtszeit auch die Radolfzeller Gastronomie gespürt und sei dementsprechend enttäuscht gewesen. Er fragte in diesem Zusammenhang seine Mitglieder: „Müssen wir reagieren?“ Dann gab er gleich selbst die Antwort: „Ja!“ Bei Saalveranstaltungen könnte die Lösung nach Ansicht des Präsidenten so aussehen, dass der Verein die Bewirtung künftig selbst übernimmt.

Martin Schäuble befürwortete darüber hinaus die Investitionen in den Narrenschopf. Er meint damit einen neuen Außenanstrich, die Verbesserung der technischen Ausstattung, die Erneuerung der sanitären Anlagen, neue Rolltore und in naher Zukunft sogar ein neues Dach mit Solaranlage, da das alte Dach aus Eternit in die Jahre gekommen sei. Aber allein die Dachsanierung des Narrenschopfs werde mit etwa 28.000 Euro bis 30.000 Euro zu Buche schlagen. Das war das richtige Stichwort für den Säckelmeister Joachim Bold. Er berichtete von den gestiegenen Kosten des Vereins, insbesondere bei den Zinsen und beim Strom. Immer neue Auflagen und Gesetze hätten auch die Versicherungskosten in die Höhe getrieben. Die finanzielle Luft sei angesichts eines knappen Überschusses im vergangenen Jahr für den Verein sehr dünn geworden. Der Überprüfung von Kosten und Einnahmen komme künftig eine sehr große Bedeutung zu. Kassenprüfer Peter Gätjens teilte den Mitgliedern mit, dass in der Vereinsbuchhaltung alles seine Richtigkeit habe.