Bauherr Bernhard Bihler hat sichtlich zufrieden seine Aktenmappe zusammengepackt und die Sitzung im großen Saal des Milchwerks gestärkt für sein Neubauprojekt am Bahnhofsplatz verlassen. Nach drei Anläufen im Gestaltungsbeirat der Stadt Radolfzell und zum Teil heftiger Kritik der unabhängigen Architektur-Experten hat er nun bescheinigt bekommen, dass zumindest in einem Entwurf „eine insgesamt sehr schöne Konzeption entstanden ist“, wie es Professor Helmut Raff in seiner Kommentierung formuliert hat.
Die in der Oktober-Sitzung bemängelte Fassadengestaltung wollte der Bauherr so nicht auf sich sitzen lassen. Bihler beauftragte gleich zwei Büros, eines in Radolfzell und eines in Stuttgart, die insgesamt sieben neue Fassadenvarianten vorlegten. Der Gestaltungsbeirat favorisierte die Gestaltung des Büros Schaden Hausser aus Stuttgart mit den „französischen Fenstern“. Nach Vorschlag von Professor Raff sollten im Dachgeschoss „schmale, hochstehende Gauben“ das neue Gebäude prägen. Auf dem Anbau Richtung Pulverturm und Stadtgarten ist eine Terrasse eingezeichnet, die der Gestaltungsbeirat „dort nicht sieht“. Auch die Rundung der unteren Balkone stellte Raff infrage. Insgesamt vergab der Architekturprofessor aber gute Noten: „Es ist eine traditionelle Gestaltung, die an diesem Platz sehr wohltuend ist.“
Regierungspräsidium hat Widerspruch abgewiesen
Bauherr Bihler will diesen Entwurf nun umsetzen. Für die Kubatur, also für die Ausmaße des Objekts mit vier Geschossen und dem ausgebauten Walmdach, habe er bereits eine Teilgenehmigung. Das Regierungspräsidium habe den Widerspruch eines Nachbarn abgewiesen, dessen Klage gegen diesen Bescheid „hat aber keine aufschiebende Wirkung“, sagt Bihler. Nun wolle er die Frage mit der Dachterrasse mit der Baurechtsbehörde klären, „dann gehen wir ins Baugenehmigungsverfahren“. Als Eigentümer und Bauherr auf dem Areal des abgebrannten Hotels Viktoria betont Bihler noch einmal: „Wir wollen das nicht verkaufen, wir wollen etwas Schönes daraus machen.“