Jeden Morgen dasselbe: Aufstehen, ein Espresso zum Wachwerden, Frühstück und ab geht‘s zur Arbeit. Nicht mit dem Auto, sondern mit dem guten, alten Seehas. Meist sind die Fahrten im Zug der SBB, der auf deutschem Boden verkehrt, ereignislos. Doch seit dieser Woche ist irgendwas anders.

„Singen“, „Markelfingen“, „Konstanz“. Die Sprecheransagen im Zug hören sich auf einmal so fremd an. Es ist ein ungewohnter, schwyzerdütscher Einklang zu erkennen. Das war doch bisher gar nicht der Fall, oder? Die Schweizer meinen es mit ihrem Nationalstolz wohl inzwischen richtig ernst. Eine hochdeutsche Ansage in einem Schweizer Zug? Ein Unding, dachten sie sich bestimmt bei der SBB.

SBB nennt auf Nachfrage Gründe

Naja, nicht ganz. Zumindest nennt die SBB auf Nachfrage Kosten- und Qualitätsgründe als Anlass für den Stimmenwechsel im Seehas. Für diesen seien neue Aufnahmen notwendig gewesen, die sogar in einem Casting ausgewertet wurden. Jeder spart eben, wo er kann.

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Doch der Unterschied liegt in der Entstehung. Denn die neue Stimme ist ein Produkt von Sprachsynthese, also der künstlichen Erzeugung einer menschlichen Stimme. Künstliche Intelligenz ist also im Spiel. Zuvor war es lediglich eine Zusammenführung von echt menschlichen Audio-Sequenzen – nur eben in klar erkennbarem Hochdeutsch.

Aus Hochdeutsch wird Schweizerdeutsch

Jetzt ist also auch die Sprecherstimme in den Zügen der SBB schweizerdeutsch gehalten. Für die Schweizer muss scheinbar alles von eidgenössischer Natur sein. Von den Lautsprecheransagen in den Zügen über die Sauberkeit bis zur Pünktlichkeit, wo die SBB den Zügen der Deutschen Bahn auf dieser Strecke einiges voraus hat, wie Pendler wissen. Vor allem Letzteres wird bei uns wohl ein Fremdwort bleiben – nicht nur auf Schwyzerdütsch.