Es ist eine Entwicklung, die die zunehmende Digitalisierung mit sich bringt: Regierungen, Königshäuser, Bürgermeister und Städte tummeln sich mit zahlreichen anderen Nutzern in den sozialen Medien, um dort von ihren Aktivitäten oder Besonderheiten zu berichten. Dazu gehört auch Radolfzell. Stadt und Oberbürgermeister teilen etwa auf Instagram Beschlüsse aus dem Gemeinderat, Eindrücke von Festen oder auch mal nur Ostergrüße.

Das sorgt nicht nur für Aufmerksamkeit, sondern zum Teil auch mal so manchen Seitenhieb. Nicht nur in der jüngsten Fasnacht musste sich Oberbürgermeister Simon Gröger von den Narren so manches anhören, wurde als „Influencer Nr. 1“ bezeichnet und auf der Bühne beim Narrenspiegel für seine vielen Fotos im Internet geneckt.

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Gröger selbst hat die ersten Aktivitäten der Stadt, die es seit 2019 auf Facebook gab, um mehrere Kanäle auf Instagram erweitert. Seit Juli 2022 finden sich dort Accounts der Stadtverwaltung Radolfzell, der Kultur Radolfzell, ein Bereich Karriere Radolfzell und als neuester Account einer für das Stadtjubiläum 1200 Jahre. Und selbstverständlich nutzt die Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH ihren Kanal für Themen mit touristischen Schwerpunkten. Um politische Inhalte kümmert sich ein persönlicher Kanal des Oberbürgermeisters.

Überschaubarer Mehraufwand?

Bei so viel Präsenz ist davon auszugehen, dass der Arbeitsaufwand durchaus nennenswert ist – oder doch nicht? Eine entsprechende Nachfrage bei der Pressestelle gibt Aufschluss über den personellen und zeitlichen Aufwand. Eigene Mitarbeiter für diese Tätigkeiten gebe es nicht, teilweise würden sie aber aus organisatorischen Gründen bei einer Person gebündelt. Während der Kanal der Stadtverwaltung in der Pressestelle selbst verankert ist, finden sich die anderen in den jeweiligen Fachabteilungen, so die Information.

Der Mehraufwand für die mediale Aufbereitung ist aus Sicht der Stadt überschaubar: „Nach unserer Erfahrung braucht es keinen großen Personaleinsatz, um erfolgreich auf Social Media zu sein. Der Mehraufwand ist vergleichsweise gering, da die Pressetermine ohnehin begleitet werden und darüber im Amtsblatt beziehungsweise auf der Webseite berichtet wird. Der Text wie auch die Bilder müssen lediglich angepasst werden“, heißt es im Antwortschreiben.

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Warum wird die Stadt zum Influencer?

Als Hauptgrund und Motivation für die Tätigkeiten in den sozialen Medien führt die Stadt deren Reichweite und die Zielgruppen an, man wolle die jüngere Generation ansprechen und über das Geschehen in der Stadt berichten. Und natürlich haben sich in den vergangenen Jahren die Kommunikationswege stark gewandelt. „Als Pressestelle einer Kommune ist es unser Auftrag, diejenigen Kommunikationswege zu bedienen, die von den Bürgern genutzt werden“, erklärt die Pressestelle ihren Standpunkt.

Soziale Medien seien die zentrale Plattform für den Austausch von Informationen. Ziel sei, transparent und offen zu kommunizieren. „Wir sind davon überzeugt, dass ein direkter Austausch wichtig ist, um in einen konstruktiven Dialog mit den Bürgern zu treten und zu signalisieren, dass die Bedürfnisse, Wünsche und Anliegen aus der Bürgerschaft wichtig sind“, führt die Pressestelle weiter aus.

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Man sehe die sozialen Medien als wichtige Ergänzung zu etablierten Medien. Vorteile seien unter anderem kurze und schnelle Reaktionszeiten zum Beispiel in Notfallsituationen, außerdem könne man etwa zu Veranstaltungen aktuell informieren.

Wie viele Menschen werden erreicht?

Wie gut das angenommen wird, zeigt ein Blick auf die Zahlen: So folgen dem Instagram-Kanal der Stadtverwaltung mittlerweile über 2800 Menschen. Monatlich erreiche man durchschnittlich 3500 Nutzer. Simon Gröger selbst folgen über 1700 Menschen, auf Facebook sind es 3467. Im Monat rufen rund 2500 Menschen das Instagram-Profil auf.

Der beliebteste Beitrag der vergangenen Wochen passt zu dem, was auch bei anderen Influencern für Reichweite sorgt: die Geburt des jüngsten Kindes erhielt 444 Herzchen, also Gefällt-mir-Angaben. Das sind wesentlich mehr als die 100, die es im Schnitt für andere Beiträge gibt. Bei Facebook seien es durchschnittlich mehr als 50.000 Menschen.

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Zum Vergleich: Der Stadt Konstanz folgen auf Instagram mittlerweile 20.700 Menschen, OB Uli Burchard hat etwa 4100 Follower. In Singen sind es rund 5100 Menschen, die der Stadt folgen.