Es ist ein Thema mit Konfliktpotenzial: Soll das Outlet-Center Seemaxx sein Angebot verändern dürfen – und damit unter Umständen den Geschäften in der Innenstadt Konkurrenz machen? Dass das Seemaxx das wünscht, darüber hatte Oberbürgermeister Simon Gröger vor wenigen Tagen informiert. Nun wurde das Thema im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik besprochen. Dort wurde entschieden, ob eine Sortimentsänderung möglich wird oder nicht. Denn dafür muss der Bebauungsplan geändert werden, in dem die Zusammensetzung des Sortiments festgeschrieben ist.
Mit einem veränderten Sortiment soll das Seemaxx attraktiver werden, erläuterte Stadtplaner Norman Roda in der Sitzung. Das bedeute dann „auch eine Attraktivitätssteigerung der Stadt Radolfzell“. Denn, so gab Oberbürgermeister Simon Gröger zu bedenken, es gebe gute Symbiosen zwischen der Stadt und dem Seemaxx. Das Outlet-Center bringe Kunden nach Radolfzell. Allerdings sei es wichtig, das Sortiment im Seemaxx so aufzustellen, dass keine Konkurrenz zu den Geschäften in der Innenstadt entsteht. Denn bisher sind zum Beispiel Körperpflegeprodukte im Outlet-Center nicht erlaubt.
Veränderung okay, aber ohne Nachteile für die Innenstadt
Im Gremium herrschte allerdings auch Skepsis. „Grundsätzlich ist eine Bereitschaft für Veränderung da“, befand etwa Christof Stadler (CDU). „Wir wollen keine Entwicklung bremsen, aber auch nichts in der Innenstadt absterben lassen.“ Kunden, die das Seemaxx besuchen, würden derzeit gerade deshalb in die Innenstadt weiterziehen, weil es dort Angebote gebe, die sie nicht im Outlet-Center finden.
Stadler hätte sich gewünscht, dass vor dem Beschluss im Ausschuss erst einmal Gespräche mit der Aktionsgemeinschaft stattgefunden hätten, in der zahlreiche Händler vertreten sind. Diese waren tatsächlich vor der Sitzung geplant, mussten wegen Krankheit aber ausfallen. Wirtschaftsförderer Emanuel Flierl betonte in der Sitzung, man wolle die Aktionsgemeinschaft einbeziehen. Mit dem Vorstand habe er bereits telefoniert.

Um Details geht es noch gar nicht
Noch stehe gar nicht fest, welche konkreten Änderungen für das Seemaxx die Zukunft bringen könnte, erklärte Oberbürgermeister Simon Gröger. Darum gehe es in der Sitzung auch erst einmal gar nicht: „Was dann tatsächlich zugelassen wird, wird noch in separaten Beschlüssen festgehalten.“

Das bekräftigte Angelique Augenstein, Leiterin des Dezernats für nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität. „Für uns ist es wichtig, von Ihnen den Auftrag zu bekommen, uns überhaupt mit dieser Sache weiter zu beschäftigen“, betonte sie an die Räte gewandt. Die Reißleine könne man gegebenenfalls auch später noch ziehen.
Kritische Stimmen aus dem Gremium
Dennoch wies nicht nur Christof Stadler auf die Notwendigkeit hin, die betroffenen Händler einzubeziehen. „Die Mitsprache der Betroffenen ist dringend geboten“, sagte auch Norbert Lumbe (SPD). Er mahnte, die Innenstadt habe ohnehin schon mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Nun dürfe keine Entscheidung getroffen werden, mit der sich die Lage verschlechtere. Die Änderung des Seemaxx-Sortiments könne „eine Chance sein, dass zusätzliche Frequenz gewonnen wird für die Stadtmitte“, sagte er. Bis dahin sei es aber ein langer Weg.
Auch Fraktionskollege Markus Zähringer zeigte sich kritisch. „Ich habe ein bisschen Bauchweh – nicht mit dem Grundsatzbeschluss, sondern damit, wie wir das später ausführen“, erklärte er. Es müsse verhindert werden, dass die Versprechen an die Innenstadthändler „reine Lippenbekenntnisse sind“.

Laut Stadtplaner Norman Roda ist noch im Frühjahr ein Termin mit den direkt betroffenen Einzelhändlern geplant. Dabei soll darüber gesprochen werden, wie mit dem Wunsch des Seemaxx umgegangen wird. Die Ideen sollen dann auch wieder im Ausschuss besprochen werden.
Wie geht es weiter?
Trotz der Befürchtungen herrschte im Gremium aber auch Zuversicht. „Ich denke, die Verwaltung ist hier auf dem richtigen Weg“, befand Jürgen Aichelmann (Freie Wähler) angesichts der Einbindung der Aktionsgemeinschaft. Radolfzell müsse auch darauf achten, eine attraktive Einkaufsstadt zu werden – schließlich stehe man auch in Konkurrenz zu Singen und Konstanz.
Schlussendlich stimmte der Ausschuss bei einer Gegenstimme und drei Enthaltungen für die Aufstellung der Bebauungsplanänderung. Doch das Verfahren wird sicherlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen: Als nächstes soll in enger Abstimmung mit den betroffenen Einzelhändlern und dem Seemaxx ein Kompromiss erarbeitet werden, wie die künftigen Sortimente im Outlet-Center aussehen könnten.
Diese sollen dann in einem Bebauungsplanänderungsentwurf konkret werden, der dann wieder dem Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik zum Beschluss vorgelegt und öffentlich ausgelegt werden soll.