Lange Jahre nach ihrer Fertigstellung hatte sie nicht einmal einen Namen: Die Günter-Neurohr-Brücke, die als Hauptverkehrsanbindung der Mettnau die alte Mettnaubrücke ablösen sollte, ist nicht nur die einzige Brücke auf die Halbinsel, die für Lastwagen zugelassen ist. Sondern sie gehört mittlerweile auch schon lange zu Radolfzell: Gebaut wurde sie von 1997 bis 1999 – also vor fast 30 Jahren. Diese Zeit macht sich bemerkbar. Das markant geschwungene Betonkonstrukt ist so in die Jahre gekommen, dass eine Sanierung notwendig wird.
Wie kürzlich in der Haushaltsberatung des Gemeinderats deutlich wurde, gibt es Schäden, die relativ zeitnah behoben werden müssen, um weiteren Schaden an der Brücke zu verhindern. Das bedeutet nicht nur Einschränkungen für alle, die darüber fahren oder laufen, sondern auch hohe Kosten für die Stadt.
Was ist kaputt?
Eine Nachfrage bei der Pressestelle der Stadt zeigt die Fülle der Schäden auf, die es zu beheben gilt. In der Antwort ist die Rede von ausgeprägten Setzungen der Flügelwandverlängerungen, Rissen in Pfeilern und Lagersockeln, fortgeschrittener Korrosion mit Substanzverlust an den Entwässerungsstutzen sowie schadhaften Kappen-Querfugen.
Aufgefallen seien die Schäden bereits 2023 bei einer Zustandsermittlung. Diese war aufgrund einer turnusmäßigen Brückenüberprüfung im Jahr 2021 notwendig geworden, bei die Brücke das erste Mal auffällig geworden war. Bei der Sanierung müssen neben den genannten Schäden acht Lager ausgetauscht werden – gemeint sind Bestandteile, die die Last oder Bewegungen des Brückenüberbaus tragen und auf den Unterbau übertragen. Diese würden „signifikante Lagerverdrehungen aufweisen“, wie es im Schreiben der Pressestelle heißt. Immerhin können die restlichen 16 Lager der Brücke aber instand gesetzt werden. Am Ende muss dann auch noch die Fahrbahnabdeckung erneuert werden.
Umgehendes Handeln nötig
Lange sollte man mit den Sanierungsarbeiten nicht mehr warten, denn laut Stadtverwaltung erfordere „der Zustand der Brücke ein umgehendes Handeln“. Dafür sollen die notwendigen Planungsleistungen in diesem Jahr erfolgen. Die Arbeiten zur Instandsetzung der Brücke sollen dann voraussichtlich im Frühjahr 2026 starten und 2028 komplett erledigt sein.
In diesem Zeitraum müssen die Anwohner und Gäste der Mettnau mit Verkehrsbeeinträchtigungen rechnen. Die Arbeiten werden in mehreren Bauabschnitten mit halbseitiger Sperrung der Brücke erfolgen. Die Gesamtkosten belaufen sich laut der Stadtverwaltung nach heutigem Stand auf 5 Millionen Euro.

Auch die Obertorbrücke wird saniert
Die Neurohr-Brücke ist nicht die einzige, die in der kommenden Zeit saniert werden soll: Im gleichen Zeitraum soll auch die historische Brücke am Obertor instand gesetzt werden. Laut der Stadtverwaltung ist sie trotz ihres Alters zwar in einem besseren Zustand als die Günter-Neurohr-Brücke. „Sie hat aber oberflächlich Risse, sodass chloridhaltiges Wasser in das mittelalterliche Gemäuer eindringen kann. Dies gilt es zu vermeiden.“
Was ist mit dem Haselbrunnsteg?
Und wie sieht es mit dem Haselbrunnsteg aus? Dass dieser sich in keinem guten Zustand befindet, ist schon lange bekannt. Wie die Stadt berichtet, leidet er extrem unter Salznebel, also aufgewirbeltem streusalzhaltigem Wasser der Haselbrunnstraße. Deutlich ist zu sehen, dass die Konstruktion von Rost befallen ist.

In der Vergangenheit hatte die Stadtverwaltung deshalb Alternativen zum Haselbrunnsteg prüfen lassen – im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik waren schon im Jahr 2022 eine mögliche Instandsetzung der Bestandsbrücke, eine neue Brücke und eine Unterführung vorgestellt worden. Doch seither ist es still geworden um mögliche Arbeiten am Haselbrunnsteg.
Keine weiteren Planungen zu Alternativen
Laut Stadtverwaltung unterliegen die Stellen, die vom Rost befallen sind, ständigen Kontrollen und werden jährlich abgearbeitet. Von den möglichen Alternativen zum Steg war aber schon lange keine Rede mehr.
Denn laut der Pressestelle hatte sich der Ausschuss 2022 noch dafür stark gemacht, eine Unterführung zu priorisieren. „Aufgrund der sehr hohen Kosten einer Unterführung wurde überlegt, eine Unterführung im Zusammenhang mit dem vom Landkreis Konstanz geplanten Radschnellweg Singen-Konstanz zu erstellen. Hierbei sollten Fördermittel, die ein solcher Radschnellweg mit sich bringt, verwendet werden“, so die Stadt. Allerdings gebe es im Moment „keine weiterführenden Planungen dazu“.